Chronische Dürre am Mittelmeer

Einer aktuellen WWF-Studie zufolge wird die Mittelmeerregion in Zukunft mit immer häufigeren und stärkeren Dürrephasen zu kämpfen haben. Verantwortlich für die vor allem in den Sommermonaten auftre-tenden dramatischen Trockenperioden in weiten Teilen Süd- und Mitteleuropas ist der immense und größtenteils ineffiziente Wasserverbrauch in der Landwirtschaft: Rund 65 Prozent des gesamten Verbrauchs landen laut WWF auf Feldern und in Gewächshäusern, und zwar vor allem, um mithilfe von EU-Subventionen wasserintensive Feldfrüchte wie Zuckerrüben und Mais zu produzieren. Der WWF fordert angesichts des Katastrophensommers 2005 und der auch in diesem Jahr zu erwartenden neuen „Jahrhundertdürren“ in Spanien und Portugal ein sofortiges Umlenken bei der Vergabe landwirtschaftlicher Subventionen durch die EU. Darüber hinaus seien die Mittelmeerstaaten selbst gefordert, um den Einsatz und den Konsum der knappen Trinkwasserressourcen viel stärker als bisher zu regulieren.

„Die Dürren der letzten Jahre zeigen, dass wir es im Mittelmeerraum mittlerweile mit einer chronischen Wasserknappheit zu tun haben“, beurteilt Martin Geiger, Leiter des WWF-Fachbereichs Süßwasser, die Ergebnisse der Studie. Geiger hatte bereits im Dürre-Sommer 2005 eindringlich davor gewarnt, die extreme Trockenheit in den Mittelmeerstaaten zu verharmlosen und diese allein durch natürliche Phänomene zu erklären. „Natürlich ist es in Spanien, Italien und Portugal im Sommer heiß und trocken. Aber was wir dort in den vergangenen fünf bis zehn Jahren an Dürren und Waldbränden erlebt haben, ist einfach nicht mehr normal“, erläutert Geiger. Nun, im Sommer 2006, stünden die Mittelmeerländer und sogar England erneut vor extremen Dürrephasen und damit auch vor verheerenden Waldbränden, die jedes Jahr riesige Flächen dem Erdboden gleichmachen. „Wenn wir nicht aufpassen, haben wir bald eine neue Wüste Sahara am Mittelmeer“, warnt Geiger.

Nach Angaben des WWF hat sich im Mittelmeerraum der Anteil landwirtschaftlicher Flächen, die bewässert werden, seit den 1960er Jahren verdoppelt. Statt weiterhin auf Oliven und Zitronen zu setzen, die allein mit Regen bewässert werden, sind in den vergangenen Jahrzehnten viele Bauern den Leitlinien der nach Ansicht des WWF fehlgeleiteten EU-Subventionspolitik gefolgt und haben Mais und Zuckerrüben angebaut. Dem dadurch gestiegenen Wasserbedarf sind die Regierungen mit dem Bau weiterer Entsalzungsanlagen, Staudämme und Brunnen begegnet. „Mit diesen klassischen Instrumenten der Wasserpolitik kann nicht mehr kompensiert werden, dass das Wasser durch den Klimawandel, die Landwirtschaft und den Tourismus immer knapper wird“, stellt Martin Geiger fest. „Alles was zählt ist: den Verbrauch drastisch einschränken und effizienter gestalten.“

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