Hormonwirksame Substanzen gefährlicher als gedacht

Die Fruchtbarkeit sinkt - aufgrund endokriner Disruptoren?

Gesundheitliche Schäden durch geringe Mengen möglich

Endokrin wirksame Disruptoren – auf Drüsen und Hormone wirkende Stoffe – sind viel gefährlicher für Umwelt und Gesundheit als bisher angenommen. Das ist das Ergebnis des EU-geförderten Forschungsprojekts Comprendo, mit Schwerpunkt auf androgene und anti-androgene Substanzen, also auf männliche Sexualhormone bzw. „vermännlichende“ und „entmännlichende“ Wirkstoffe sowie deren Rezeptoren. „Endokrine Disruptoren sind keine einheitliche Gruppe und sehr vielfältig verbreitet. Sie finden sich zum Beispiel in Industriechemikalien oder in Kosmetik- und Pflegeprodukten“, erklärt Ulrike Schulte-Oehlmann vom Comprendo-Projekt im Gespräch mit pressetext.

Diese unterschiedlichen Substanzen haben eines gemeinsam: Sie stören das hormonelle Funktionieren lebender Systeme. Eine besondere Gefahr liegt darin, dass die Zusammensetzungen der chemischen und organischen Stoffe, die in die Umwelt gelangen, immer komplizierter werden. Dadurch sind auch schon sehr geringe Konzentrationen gefährlich. Große Mengen dieser Substanzen wurden in Flüssen wie Elbe oder Po gefunden und haben nachgewiesene Auswirkungen auf Fortpflanzung, Entwicklung und Immunsystem zahlreicher Tierarten.

Im Rahmen von Comprendo wurden zwei Testverfahren entwickelt: „Mit diesen Tests sind wir in der Lage, die Effekte auf den Stoffwechsel der von uns untersuchten Tierarten, zu beweisen“, so Schulte-Oehlmann. Diese können angewendet werden um die Wasserqualität von Kläranlagen, die Einhaltung von Grenzwerten auf Mülldeponien sowie landwirtschaftliche und industrielle Abwässer zu kontrollieren. Ziel sei es, die menschliche Gesundheit und Wassertiere zu schützen.

„Die EU wird den Abschlussbericht evaluieren und dann entscheiden, ob es nötig ist, endokrine Disruptoren in REACH aufzunehmen“, meint Schulte-Oehlmann. REACH ist das EU-weit angewendete System zur Bewertung von chemischen Altstoffen und neuen Stoffen. Inwieweit Wasser und Nahrungsmittel noch ohne Einfluss auf normale Entwicklung, geschlechtliche Differenzierung, Fortpflanzung und den Alterungsprozess sind, ist fraglich.

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Kristina Sam pressetext.deutschland

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