Intensive Erfahrungen in den Slums von Nairobi – "Drecksarbeit" für Trierer Studierende

Die Trierer Studierenden bauen mit dieser dritten Exkursion der Trierer Angewandten Geographen auf die Erfahrungen der Vorgängergruppen in den Jahren 2004 und 2005 auf. Sie gehen mit speziell auf das Thema Müll zugeschnittenen Fragestellungen an die Beobachtungen heran. Die vielen bestehenden Kontakte zu den lokalen Gruppen und existierende freundschaftliche Beziehungen ermöglichen es den Studierenden bereits im Vorfeld der Analyse eine passgenaue Grundlage zu geben. So steht vor allem der Vergleich der unterschiedlich ausgeprägten Wissensstände, der Wiederverwertungsmöglichkeiten, von Müll, der ökonomischen Effizienz der Organisationsstrukturen, der lokalen Vernetzung und der Erfahrungsaustausch der Gruppen im Vordergrund der Untersuchung vor Ort.

Workshop vor Ort

Wie auch im letzten Jahr, werden die von den Studierenden organisierten Workshops viele Jugendgruppen vor Ort zusammenbringen und dadurch einen gezielten Erfahrungs- und Wissensaustausch vorantreiben. Eine von Studierenden moderierte Zusammenarbeit soll dabei gegenseitige Lerneffekte ermöglichen und möglichst gemeinsame Verbesserungsvorschläge für die Zukunft erarbeiten.

Zur Lage vor Ort

Die Massen an Müll, die sich in den nur schwer zugänglichen Wegen und Pfaden der informellen Siedlungen im Stadtgebiet Nairobis über Jahrzehnte angesammelt haben, stellen für die Bewohner eine ungemein belastende Herausforderung dar. Komplette Straßenzüge von bis zu 70 Meter Länge sind in ihrer ganzen Breite bis zu 2 Meter hoch mit Müll jeglicher Art bedeckt. Plastik, Essensreste, Hausabfälle, Exkremente, Glas, Kleidungsstücke und viele andere Materialien lagern teilweise schon seit Jahren an den selben Stellen, kontaminieren den Boden, stellen bedrohliche hygienische und gesundheitliche Gefahren dar, rauben dringend benötigten Wohnraum und verschlechtern dramatisch die Lebensqualität. Starke Regenfälle führen darüber hinaus zu einer Verbreitung des Abfalls über ganze Siedlungsgebiete, verschmutzen die kleinen lokalen Flussläufe und beeinträchtigen die Wasserversorgung.

Das Thema Müll ist neben der auffällig hohen Anzahl von Kindern das wohl prägendste Erscheinungsmerkmal in den Slums von Nairobi. Infrastrukturelle Unzulänglichkeiten und politischer Unwille lassen den Bewohnern dieser Siedlungen keine andere Wahl als sich in kleinen Gruppierungen zusammen zu schließen und der Problemlage offensiv entgegen zu treten. Denn über die sozialen und gesundheitlichen Negativwirkungen hinaus, bietet der Abfall vielen Jugendlichen die einzige Möglichkeit Einkommen zu erzielen. Der Organisationsgrad der verschiedensten Jugendgruppen, die sich mit Müllsammeln und dem Weiterverkauf das Überleben finanzieren ist zum Teil sehr beachtlich. So wurden von einzelnen Gruppen bereits Studien zu diesem Thema in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) erarbeitet, andere Gruppen sammeln, kompostieren, recyceln und verarbeiten Teile des Abfalls.

Vorangehende Projektstudien

Die erste Projektstudie der Universität Trier in den Slums von Nairobi hat sich ebenfalls im August 2004 mit der Thematik der Organisationsform von Jugendgruppen beschäftigt. Auch der Ausrüstungsstand der einzelnen Gruppen unterscheidet sich gravierend, denn Schubkarren, Handschuhe, Schaufeln oder Gummistiefel sind noch immer unzureichend vorhanden. Viele Jugendliche transportieren die Müllmassen mit bloßen Händen und setzen sich nicht selten gesundheitlichen Gefahren aus. Die Brutstätten für Viren und Bakterien befinden sich bei den meisten Bewohnern dieser Siedlungen direkt neben Koch- und Schlafplatz. Das lose Nebeneinander der sehr heterogenen Gruppen lässt jedoch noch keinen ganzheitlichen Ansatz oder eine flächendeckende Kooperation zur Verbesserung der Lebenssituation erkennen. Die Betrachtung und Auseinandersetzung mit diesem sozialen und wirtschaftlichen Phänomen ist die inhaltlich logische Folge von zwei bereits zuvor durchgeführten Projektstudien. Nachdem 2004 die generelle Struktur von Jugendorganisationen und Selbsthilfe-gruppen in den Slums von Nairobi untersucht wurde, hat sich eine weitere Gruppe Trierer Geographie-Studenten im April 2005 mit den verschiedensten Aktivitäten auseinander gesetzt, die das Generieren eigenen Einkommens zum Ziel hatten. Die Fokussierung auf die Aktivität „garbage collection“ stellt nun eine inhaltliche Spezialisierung und Vertiefung in der Untersuchung der Strukturen in den informellen Siedlungen der Slums dar.

Dank für Unterstützung

Durch großzügige Spenden der Nikolaus-Koch-Stiftung, des Freundeskreises der Universität Trier, der Hans-Böckler-Stiftung, der Henkel-Stiftung, der Hypo-Vereinsbank, des AStA der Universität Trier, sowie der Fachschaft Geo, konnte die Vorgängergruppe vor Ort einzelne Jugendorganisationen mit sinnvollen Ausrüstungsgegenständen in ihrer Arbeit unterstützen. Mit den Gruppen zusammen wurden Bedarfslisten erstellt, und dringend benötigtes Material, wie etwa Schubkarren, Nähmaschinen und Handschuhe in Nairobi erworben. Auch dieses Jahr hofft die Gruppe der Trierer Studierenden auf großzügige Unterstützung, um den Selbsthilfegruppen sowohl inhaltlich und konzeptionell, als auch materiell behilflich sein zu können. Konkrete Gedanken zu der Art und dem Umfang der materiellen Hilfsleistung kann sich die diesjährige Gruppe bereits jetzt machen, da erneut von der Nikolaus-Koch-Stiftung, dem DAAD, dem Freundeskreis und dem AStA der Universität Trier, dem Beamten-Heimstätten-Werk und der Fachschaft Geo sehr lobenswerte Beträge in Aussicht gestellt wurden.

Kontakte:
Alexander Glodzinski
Güterstr. 7
54295 Trier
Dr. Michael Nebe
Universitätsring 12b
54286 Trier
Email: nebe@uni-trier.de
Telefon: 0651-2014637

Media Contact

Heidi Neyses M. A. idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-trier.de/

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