Davos wird erste Gemeinde mit vollständiger CO2-Bilanz

Forschung und Behörden arbeiten zusammen, um die Klimabelastung der höchstgelegenen Alpenstadt zu bestimmen und zu verringern

Herauszufinden, wie viel klimaschädigendes Kohlendioxid (CO2) in Davos freigesetzt und gebunden wird, ist das Ziel eines gemeinsamen Projekts der Landschaft Davos Gemeinde, des Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF sowie dessen Mutterhaus Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. Die Gemeinde möchte zudem Wege zur Verbesserung ihrer CO2-Bilanz aufdecken und so einen lokalen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Im Rahmen des Kyoto-Protokolls hat sich die Schweiz verpflichtet, bis ins Jahr 2010 den CO2-Ausstoss um 8% gegenüber 1990 zu vermindern. Davos als „Energiestadt“ hat sich vorgenommen, seinen Verbrauch fossiler Brennstoffe bis 2014 um 15% zu reduzieren und damit die Erreichung der nationalen und globalen Ziele zu unterstützen. Dazu muss bekannt sein, wie viel CO2 die Davoserinnen und Davoser und ihre Gäste freisetzen; und ebenso, wo wie viel CO2 gebunden wird. „Das Projekt nimmt schweizweit eine Vorreiterrolle ein: Es liefert Grundlagen, Methoden und Werkzeuge für andere Gemeinden, welche ihre CO2-Bilanz erstellen und Sparmöglichkeiten aufdecken möchten“, erklärt Projektleiterin Corinne Lundström vom SLF.

Bis heute gibt es kein Instrumentarium, das eine vollständige CO2-Bilanzierung auf Gemeindeebene erlaubt. Die Landschaft Davos Gemeinde, die WSL und das zu ihr gehörende SLF ändern dies nun mit einer gemeinsamen Untersuchung, die von der KTI finanziell unterstützt wird: Vorwiegend aus bestehenden Statistiken (z.B. Energieverbrauch der gemeindeeigenen Gebäude, Emissionskataster Graubünden, Abfallstatistik, Arealstatistik, etc.) und aus bestehenden Studien (Stoffflussbilanz Davos, CO2-Bilanz alpiner Böden, CO2-Senkenwälder etc.) wird die Bilanz für den heutigen Zustand wie auch für verschiedene Szenarien erarbeitet. Ein Szenarium könnte beispielsweise sein, ob und wenn ja wie Davos CO2-neutral werden könnte. Darauf basierend kann die Gemeinde entscheiden, welche politischen Massnahmen sie treffen will.

Energiestadt und Klimaschutz

Mit dem Label Energiestadt hat sich die Gemeinde Davos zu einer konsequenten und ergebnisorientierten Energiepolitik verpflichtet. Mit der Erarbeitung einer CO2-Bilanz wird es für die Gemeinde möglich sein, diesen Beitrag in Zukunft auch bezüglich Klimarelevanz zu quantifizieren. Die Studie wird helfen, die Wirkung bereits beschlossener und auch zukünftiger Massnahmen zu prüfen und miteinander zu vergleichen. Dadurch können zum Beispiel Massnahmen, die sowohl energie- als auch klimarelevant sind, gezielt gefördert werden. Als einer der grössten Kur-, Sport- und Kongressorte der Alpen wäre Davos bei einer Klimaänderung besonders betroffen. Dessen ist sich die Gemeinde bewusst und möchte deshalb, auch in Zeiten in denen die Klimaschutzpolitik auf Bundesebene – trotz der Bekenntnisse zu Kyoto – nur harzig vorankommt, eine Vorbildfunktion übernehmen und die Treibhausgasemissionen nachhaltig reduzieren.

Wissenschaft praktisch nutzbar machen

Es gibt heute zwar viele wichtige lokale, kantonale und nationale Statistiken und unzählige wissenschaftliche Studien rund um CO2. Es fehlt aber bisher ein Instrument, welches die gesamte CO2-Bilanz einer Gemeinde erstellt. So werden in der Davoser Studie nicht nur die Emissionen berechnet, sondern auch den Senken im Naturraum besondere Beachtung geschenkt. Der Wald wird deshalb in der Bilanz eine wichtige Rolle spielen. Mit dieser Studie wird vorhandenes Wissen so gesammelt, gebündelt und zusammengeführt, dass es für Praxis und Politik nutzbar wird. Gerade dies macht die Untersuchung auch für ein Forschungsinstitut spannend: „Es geht uns darum, das bisher nicht verwertete Wissen den Umsetzern aus Gesellschaft und Politik und letztlich jeder einzelnen Person zu erschliessen“ erklärt Veronika Stöckli, vom Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF, die auch in der Umweltkommission der Gemeinde Einsitz hat. „Die theoretische Arbeit der Forschung wird so in Wert gesetzt und die Wissenschaft nimmt ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr. Mit den entwickelten Methoden und Instrumenten können später auch andere Gemeinden arbeiten“, begründet Stöckli das Engagement der Forschung für die Studie.

Media Contact

Birgit Ottmer idw

Weitere Informationen:

http://www.slf.ch

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