Amazonas Regenwald verschwindet noch schneller
Selektives Schlagen zerstört Fähigkeit der CO2-Aufnahme
Die Lage im Amazonas ist nicht nur angesichts der extremen Trockenheit (pte berichtete dramatisch: Jüngsten Studien zufolge verschwindet der Wald doppelt so schnell wie bisher angenommen. Als weiteres Bedrohung kommt, so Wissenschaftler des Carnegie Institute of Washington in Stanford/Kalifornien hinzu, dass selektives Schlagen dazu beiträgt die Kohlendioxidmenge, die der Wald aufnehmen kann, drastisch zu verringern. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin Science www.sciencemag.org in der jüngsten Ausgabe. Die Schäden durch Abholzen werden um mindestens 60 Prozent unterschätzt. Die brasilianische Regierung hat die Studie willkommen geheißen, aber zugleich eingeräumt, dass die Zahlen weit überzogen sind.
Durch selektives Schlagen gingen bis zu 50 Mio. Kubikmeter Holz in den Jahren von 1999 bis 2002 pro Jahr verloren. Insgesamt ist eine Fläche von 19.800 Quadratkilometer allein im Jahr 1999 durch selektives Schlagen verloren gegangen. Hinzu kamen weitere 16.100 Quadratkilometer durch Kahlschlag, wie der Wissenschaftler Gregory Asner berichtete. Betroffen vom selektiven Holzschlag sind auch Regionen, die eigentlich als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind. Als besonders dramatisch kommt hinzu, dass diese Art des Holzschlags nur sehr schwer auszumachen ist, betonen die Wissenschaftler.
Das Forscherteam hatte Satellitenaufnahmen und -daten miteinander verglichen und dabei festgestellt, dass es vielerorts zu einer Ausdünnung der Vegetation gekommen war. Zusätzlich dazu hinterlassen Holzarbeiter eine Schneise zerstörter Pflanzen, wenn die Baumstämme abtransportiert werden. Obwohl diese Methode des selektiven Schlagens weit weniger gefährlich für den Regenwald ist, als Kahlschlag, ist dennoch der Schaden beachtlich: Meist sind es gerade dichte Regenwälder, die große Mengen von CO2 aufnehmen, in denen solche Methoden angewendet werden. Dies führt dazu, dass die Wälder danach weit weniger CO2 aufnehmen können als vorher.
Eine andere Studie, die ebenfalls im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht wurde, untersuchte die Folgen des Einschlages für die CO2-Aufnahme. Das Team um Daniel Bunker von der Columbia University in New York www.columbia.edu hat festgestellt, dass es durch den Einschlag zu weniger Niederschlägen im Regenwald komme. Das verhindere das Wachstum der Pflanzen, die viel Feuchtigkeit brauchen und bevorzuge Spezies, die auch unter trockenen Bedingungen gedeihen können. Diese Pflanzen können Kohlenstoff effektiver in ihrem Gewebe aufnehmen. Allerdings gebe es auch einige weniger positive Effekte. Dazu gehöre etwa die Fähigkeit vor Überschwemmungen zu schützen, die Wasserqualität zu halten und anderen Risiken im komplexen Lebensraum standzuhalten. „Die beste Strategie wäre, so viele Arten wie möglich zu schützen“, erklärt der Forscher. „Wenn zahlreiche verschiedene Lebewesen in einem Ökosystem vorhanden sind, gibt es auch mehrere Möglichkeiten auf Veränderungen der Umwelt zu reagieren. Und das wird in Zukunft wesentlich sein“, erklärt der Forscher. Die Tatsache, dass Holzfäller einige Baumarten gezielt entfernen, sei keine positive Lösung.
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