Naturschutzgroßprojekt "Lüneburger Heide" erfolgreich abgeschlossen

Vogtmann: „Lüneburger Heide ist ein wichtiger Baustein zur Erhaltung der biologischen Vielfalt“


Das Naturschutzgroßprojekt des Bundes „Lüneburger Heide“ konnte nach gut 14 Jahren erfolgreich abgeschlossen werden. Diesen Erfolg feiert der Verein Naturschutzpark mit einem Hoffest am 04. September 2005 auf dem Landschaftspflegehof Tütsberg mitten in der Heide und zur Hochphase der Heideblüte. „Das Projekt leistet einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland. Es ist auch ein Beispiel dafür, dass Naturschutz besonders erfolgreich ist, wenn ihn wie hier viele Menschen vor Ort unterstützen,“ sagte Prof. Dr. Hartmut Vogtmann, Präsident des Bundesamtes für Naturschutz (BfN).

Die Lüneburger Heide ist das größte Heide-Naturschutzgebiet Mitteleuropas. Dort ist eine durch die Heidebauernwirtschaft der letzten Jahrhunderte geprägte Kulturlandschaft erhalten geblieben. Dieses Gebiet ist in dieser Ausdehnung und Lebensraumausstattung einzigartig in ganz Mitteleuropa. Das Projektgebiet, das weitgehend mit dem Naturschutzgebiet identisch ist, enthält alle landschaftstypischen Lebensräume wie Heiden, Sandmagerrasen, Heidebäche, Moore, naturnahe Eichen-Birken- und Buchenwälder sowie Hutewälder. Zahlreiche Rote Liste-Arten wie Raubwürger, Schwarzstorch, Heidelerche, Ziegenmelker, Schwarzkehlchen, Wendehals sowie Kreuzotter und Schlingnatter sind hier beheimatet. Darüber hinaus beherbergt die Lüneburger Heide die zweitgrößte Flachlandpopulation des Birkhuhns in der Deutschland. Dies alles zusammen verleiht dem Gebiet eine bundesweite Bedeutung für den Naturschutz.

Um die wertvollen Lebensräume langfristig zu erhalten und gestörte Bereiche naturnah zu entwickeln, wurden im Rahmen des Bundesprojektes in den vergangenen Jahren insgesamt 1523 ha Flächen erworben und 932 ha Flächen angepachtet. Darüber hinaus wurden umfangreiche Maßnahmen zur Entwicklung von Lebensräumen durchgeführt.

Heide-Landschaften bedürfen zu ihrer Erhaltung der kontinuierlichen Bewirtschaftung oder Pflege durch den Menschen. Da die traditionelle Heidebauernwirtschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts an Bedeutung verlor und aufgegeben wurde, wurden die heidetypischen Pflanzen wie das Heidekraut (Calluna vulgaris) zunehmend durch andere Arten verdrängt. Große Heideflächen wurden zudem aufgeforstet. Um die heidetypischen Pflanzen zu erhalten und zu fördern, werden daher Pflegemaßnahmen wie Schoppern und Plaggen, welche die alte Heidebauernwirtschaft imitieren, durchgeführt. Darüber hinaus wurden im Rahmen des Bundesprojektes standortfremde Aufforstungen und Gehölze entfernt, um die Heiden wieder auszuweiten und untereinander zu vernetzen. „Insgesamt konnte so die Heidefläche mit vielen speziell daran angepassten Arten um 2200 ha ausgeweitet und insgesamt auf 5200 ha vergrößert werden. Die bundesweit bedeutende Population des Birkhuhns konnte stabilisiert werden. Das ist ein großer Erfolg“, sagte BfN-Präsident Vogtmann.

Die Beweidung mit Heidschnucken ist das wichtigste Pflegeverfahren in der Lüneburger Heide. Um diese Pflege langfristig sicherzustellen, wurden im Rahmen des Projektes neue Schafherden aufgebaut und ein neuer Schafstall errichtet. Der Projektträger, der Verein Naturschutzpark, betreibt einen eigenen Landschaftspflegehof, der die Beweidung in der Lüneburger Heide mit derzeit sechs Schafherden durchführt.

In den entwässerten Mooren wurden Entwässerungsgräben verschlossen und Gehölze beseitigt, um wieder landschaftstypische offene Moorflächen und einen intakten Wasserhaushalt zu schaffen.

In einigen Heidebächen wurden Wehre und andere Bauwerke zurückgebaut und so die Durchgängigkeit der Fließgewässer für Fische, Muscheln und Krebse wiederhergestellt. Verrohrte, eingetiefte und begradigte Bachabschnitte wurden renaturiert. Die Heidebäche sollen in weiten Teilen der eigendynamischen Entwicklung überlassen werden. Die Bachtäler werden teilweise durch extensive Wiesen- und Weidenutzung offen gehalten. 2003 wurden im Radebachtal und im Tal der Schmalen Aue so genannte „halboffene Weidelandschaften“ eingerichtet, in denen Rinder und Pferde alter robuster Haustierrassen ganzjährig weiden. „Die Bachtäler sind wichtige Bereiche für die Rückhaltung und Speicherung von Wasser und Nährstoffen“, so Prof. Vogtmann.

Für das Projekt „Lüneburger Heide“, das vom Bundesamt für Naturschutz fachlich betreut wird, wurden von 1991 bis 2004 rund 15 Mio. Euro bereitgestellt, davon 11 Mio. Euro aus Mitteln des Bundesumweltministeriums. Der Verein Naturschutzpark als Projektträger war mit ca. 1,6 Mio. Euro und das Land Niedersachsen mit rund 2,4 Mio. Euro an den Gesamtkosten beteiligt.

Hintergrund

Das Projekt „Lüneburger Heide“ ist eines von 63 Vorhaben, die im Rahmen des Bundesprogramms zur Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung gefördert wurden bzw. werden. 31 Projekte sind bereits abgeschlossen und 32 Projekte befinden sich derzeit in der Durchführung.

Das Bundesförderprogramm existiert seit 1979. Es soll dazu beitragen, den hohen Rang großflächiger naturnaher Landschaften national hervorzuheben und international zu dokumentieren, dabei die Bemühungen der Länder auf dem Gebiet des Naturschutzes unterstützen und so die Biodiversität in Deutschland für künftige Generationen erhalten. Es handelt sich dabei um den größten Naturschutz-Fördertitel in Deutschland mit einem jährlichen Etat von aktuell 15 Mio. €. Insgesamt wurden seit 1979 ca. 300 Mio. € Bundesmittel für die Sicherung und Entwicklung bundesweit bedeutsamer Landschaftsausschnitte bereitgestellt. Betreut werden die Projekte durch das Bundesamt für Naturschutz in Bonn.

Media Contact

Franz August Emde idw

Weitere Informationen:

http://www.bfn.de

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