Deichrückverlegung verbessert Lebensraum für Tiere und Pflanzen und vergrößert die Artenvielfalt

Wissenschaftlich-ökologisches Begleitprogramm zur Deichrückverlegung bei Worms ergibt nach vier Jahren positiven ökologischen Befund

Zur Verbesserung des Hochwasserschutzes entlang dem Rhein werden zunehmend Deiche rückverlegt und dadurch neue Pufferzonen für Überflutungen geschaffen. Die Auswirkungen derartiger Maßnahmen auf die Lebensbedingungen von Tieren und Pflanzen in diesen neu entstandenen Überflutungsbereichen werden kontrovers diskutiert. Im März 2005 legten drei Arbeitsgruppen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz das Ergebnis eines durch die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, Regionalstelle Wasserwirtschaft Abfallwirtschaft und Bodenschutz in Mainz beauftragten wissenschaftlich-ökologischen Begleitprogramms zur Deichrückverlegung „Bürgerweide“ bei Worms vor. Es zeigte, dass durch die Rückverlegung von Deichen der Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten erheblich verbessert und die Artenvielfalt erhöht werden kann. „Es gab nur wenig konkrete Vorstellungen, wie sich die Rückverlegung ökologisch auswirken könnte“, erklärte Univ.-Prof. Dr. Alfred Seitz vom Institut für Zoologie. „Die Maßnahmen in Worms und unsere begleitenden Untersuchungen können nun als Modell auch für andere Polderbauten genutzt werden.“

Südlich von Worms ist durch die Rückverlegung der Deichlinie ein ca. 68 Hektar großer Retentionsraum entstanden. Der Rhein erhielt damit einen Teil seiner natürlichen Überflutungsflächen zurück. Es wurden aber auch vielfältige neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen und der Raum insgesamt ökologisch aufgewertet. Drei Arbeitsgruppen aus dem Bereich des Zentrums für Umweltforschung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz haben in Kooperation mit dem bearbeitenden Planungsbüro und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd den Prozess begleitet und den Retentionsraum „Bürgerweide“ vier Jahre lang beobachtet.

Das Ergebnis, so ergaben die wissenschaftlich-ökologischen Erhebungen, ist insgesamt sehr positiv zu bewerten. Die Lebensraumqualität konnte für Tiere und Pflanzen erheblich verbessert werden. Die Schaffung von Gewässern, insbesondere die Verlegung des Altbaches auf einer Länge von etwa 1.200 Metern in den Retentionsraum und die Anlage eines Amphibientümpels, wird als „ökologischer Erfolg“ bewertet. Gewässergebundene Tierarten, die zuvor keine geeigneten Lebensbedingungen in der „Bürgerweide“ vorfanden, sind heute in dem Gebiet ansässig. Außerdem erhöhte sich die Artenvielfalt in dem Beobachtungsgebiet, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass der Ackerbau auf etwa 25 Hektar nun nur noch extensiv betrieben wird. Das Gutachten empfiehlt, die Besucher in dem Naherholungsraum mit Hilfe eines ausgewiesenen Wegesystems so zu lenken, dass Tabuzonen geschaffen werden und dadurch eine dauerhafte Ansiedlung von Tierarten möglich ist. Eine gewisse Pflege erfordert der Amphibientümpel, der vor Verlandung zu schützen und von „einwandernden“ Fischen zu befreien ist, um die Amphibien zu schonen.

Für die Deichrückverlegung bei Worms wurde der Rheinhauptdeich 2001 auf einer Länge von 1.200 Metern geöffnet und durch einen etwa 3.000 Meter langen, rückverlegten Deich ersetzt. Der so geschaffene Retentionsraum hat die Funktion einer ungesteuerten Hochwasserrückhaltung. Er beginnt sich schon bereits bei kleinen Hochwassern zu füllen. Dabei werden 68 Hektar als Überflutungsfläche reaktiviert, die bisher durch den Rheinhauptdeich von der Dynamik des Rheins abgeschnitten waren. Bei Volleinstau, der einem Hochwasser entspricht, wie es statistisch alle 200 Jahre einmal vorkommt, beträgt das Fassungsvermögen des Rückhalteraums bei einer maximalen Wassertiefe von 3 Metern etwa 2 Millionen Kubikmeter.

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