In Supermärkten durchschnittlich weniger als drei Prozent Bio

In deutschen Supermärkten sind durchschnittlich weniger als drei Prozent Bio-Produkte im Angebot. Bei zu vielen Nahrungsmitteln gibt es überhaupt keine Öko-Alternative. Die wenigen Bio-Waren sind zudem schwer zu erkennen, werden nicht flächendeckend angeboten und schlecht beworben. Das ist das Ergebnis einer heute veröffentlichten Marktanalyse des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), des imug-Instituts für Markt-Umwelt-Gesellschaft e.V. und des Öko-Instituts Freiburg e.V.. Wenn das Ziel der Bundesregierung, den Anteil des ökologischen Landbaus auf 20 Prozent zu steigern, erreicht werden soll, müssten die deutschen Supermärkte und Lebensmittelhandelsketten in zehn Jahren rund zehn Mal mehr Bioprodukte anbieten als heute.

Jetziger Stand: Der Umsatzanteil mit Bioprodukten liegt meist zwischen einem und zwei Prozent, teilweise unter einem und in einzelnen Warengruppen sogar bei Null Prozent. Vorreiter bei der „Agrarwende an der Ladentheke“ ist der hessische Anbieter tegut: Mit über 1000 verschiedenen Bio-Angeboten in allen Warengruppen wurden im letzten Jahr ca. 130 Millionen Mark umgesetzt. Das waren in 2000 bereits sieben Prozent vom Gesamtumsatz. 2001 strebt tegut in diesem Sektor bereits 190 Millionen Mark Umsatz an. Weit abgeschlagen dahinter folgt die Nummer drei des deutschen Lebensmittelhandels: In 2000 setzte die Edeka-Kette 30 Millionen Mark mit Bioprodukten um. Ähnliche Größenordnungen erreichten Deutschlands Branchenprimus Rewe, der größte europäische Lebensmittelanbieter Metro sowie Karstadt. Die meisten anderen großen Lebensmittelketten haben ebenfalls nur geringe Bio-Anteile: Spar, Globus, Wal-Mart, Tengelmann, Bremke & Hörster sowie der Discounter Norma erreichen mit ihren Bio-Angeboten durchschnittlich weniger als drei Prozent am Gesamtumsatz. Von 23 befragten Großunternehmen des Lebensmittelhandels gaben 11 Auskunft über ihr Bio-Sortiment. Zu vermuten ist, dass der Bio-Anteil bei jenen die nicht geantwortet haben, zum Teil noch geringer ausfällt.

In vielen Warengruppen vermelden viele Supermärkte kein einziges Öko-Produkt: So bieten Norma und Edeka keine entsprechenden Brot- und Backwaren an. Metro, Wal-Mart, Edeka und Norma haben keine Getränke aus ökologischem Anbau. Wal-Mart und Norma haben auch keine entsprechenden Angebote bei Fleisch, Wurst, Geflügel und Eiern. Prozentual die größten Anteile haben alle Anbieter bei Trockensortimenten wie Reis, Nudeln, Keksen usw., bei Obst und Gemüse sowie bei Molkereiprodukten wie Milch und Joghurts. Nicht wenige der Bio-Produkte sind allerdings nur regional und nicht in allen Filialen im Angebot.

Als Haupthindernisse einer nennenswerten Ausweitung des Bio-Angebotes werden das Fehlen eines verlässlichen Öko-Kennzeichens, die zu geringe Kundenresonanz, zu hohe Preise und zu wenige Produktalternativen genannt. Fast alle Supermarkt-Ketten versprechen jedoch Erweiterungen ihrer Bio-Sortimente.

Dr. Gerhard Timm, BUND-Bundesgeschäftsführer: „Unsere Marktanalyse bei Bio in den Supermärkten beweist: Unter den ökologisch nahezu Blinden ist tegut der König. Einer der Kleineren engagiert sich am meisten für die Agrarwende an der Ladentheke. Daran müssen sich die finanzkräftigeren Supermarktketten jetzt messen lassen. Deren Chefeinkäufer dürfen nicht länger die einseitige Angebotspolitik bestimmen. Deshalb werden wir übermorgen in Potsdam eine bundesweite Kampagne für die Ausweitung der Bio-Angebote starten. Mindestens eine deutlich beworbene Bio-Variante für alle Grundlebensmittel in allen Supermärkten – das wollen wir schnellstmöglich durchsetzen helfen.“

Das von Agrarministerin Renate Künast angekündigte Öko-Prüfzeichen für Bio-Lebensmittel spielt nach Auffassung von Dr. Rainer Grießhammer vom Freiburger Öko-Institut dabei eine Schlüsselrolle. Die Supermarktkette Bremke & Hörster habe durch Anwendung eines Öko-Prüfzeichens ihren Bio-Umsatz im Jahr 2000 um 37 Prozent steigern können, in den ersten Monaten des Jahres 2001 sogar um 70 Prozent! Grießhammer: „Das Öko-Zeichen muss dringend und flächendeckend eingeführt werden, damit die Verbraucher die Agrarwende mit ihrem Kaufverhalten tatsächlich unterstützen können.“

Ingo Schoenheit, Geschäftsführer des Instituts für Markt und Gesellschaft in Hannover: „Die Supermärkte sind aufgefordert, zunächst die Werbung für bereits vorhandene Bio-Angebote zu intensivieren und zugleich ihre Waren-Palette in den entsprechenden Segmenten stark auszubauen. Unsere Praxis-Checks in den Läden haben gezeigt, dass Bio-Produkte entweder gar nicht oder oft sehr schlecht zu finden sind und zudem kaum beworben werden. BSE und MKS waren deutliche Warnzeichen für die Notwendigkeit einer umwelt- und tiergerechten Lebensmittelproduktion. Die Konsumenten erwarten mehr Öko-Produkte und bessere Information. Die Supermarktketten – und vor allem auch die Discounter – können und müssen die Agrarwende mit einer ökologischen Angebotspolitik weitaus stärker fördern als bisher.“

Media Contact

Rüdiger Rosenthal ots

Weitere Informationen:

http://www.bund.net;

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