Vögel lieben Stoppelfelder

Ökoflächen bieten im Herbst und Winter Nahrung für Wiesenpieper & Co

„Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder…“, wer kennt es noch, das romantische Volkslied? Vögel würden es mit Begeisterung pfeifen, denn Stoppelfelder und winterliche Grünbrachen helfen ihnen, durch die kargen Zeiten des Jahres zu kommen. Wissenschaftler des Instituts für Ökologischen Landbau der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) und des Michael-Otto-Instituts im Naturschutzbund Deutschland (NABU) haben die Vogelbestände verschiedener landwirtschaftlich genutzter Flächen in Ostholstein erfasst. Dabei zeigte sich, dass Körner fressende Vögel im Winter vor allem auf Stoppelfeldern anzutreffen waren, Greifvögel im Herbst und Winter Stoppelfelder und begrünte Flächen bevorzugten und Insekten fressende Vögel hauptsächlich auf Grünbrachen nach Nahrung suchten.

In dem untersuchten Gebiet waren die Vogelbestände im Herbst und Winter auf ökologisch bewirtschafteten Feldern größer und vielfältiger als auf benachbarten konventionell genutzten Flächen. Als Grund vermuten die Wissenschaftler vor allem den unterschiedlichen Bewuchs: Während ein großer Teil der Ökoäcker mit Getreidestoppeln oder einer Grünbrache in den Winter ging, waren die konventionell bewirtschafteten Schläge überwiegend mit Winterweizen bestellt und nur schwach bewachsen. Auf diesen Feldern fanden die Vögel offensichtlich nicht genügend Nahrung. Ökologisch und konventionell bewirtschaftete Flächen mit Schwarzbrache, also ohne Vegetationsbewuchs im Winter, unterschieden sich hinsichtlich ihrer Vogelbestände kaum und wurden generell nur selten von Vögeln aufgesucht. Eine interessante Habitatwahl zeigte die Feldlerche: Während sie in den Herbstmonaten (August bis Oktober) klar die konventionell bewirtschafteten Flächen bevorzugte, wurde sie im Winter (November bis März) nur auf den Ökofeldern des Untersuchungsgebietes angetroffen.

Die Ergebnisse belegen die große Bedeutung von Stoppelfeldern und winterbegrünten Äckern für die Vogelwelt und unterstreichen, dass ökologisch bewirtschaftete Flächen auch in der wenig produktiven Jahreszeit wichtige Lebensräume für Rast- und Wintervögel darstellen.

Die Untersuchungen wurden im Gebiet des Gutes Trenthorst, rund 20 Kilometer südwestlich von Lübeck, durchgeführt. Große Ackerschläge, die von wenigen Wallhecken (sog. Knicks) gegliedert werden, prägen die dortige Agrarlandschaft. Die Ergebnisse sind publiziert in der Zeitschrift „Landbauforschung Völkenrode“ (2004), Vol. 54/4, S. 251-260

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Dr. Michael Welling idw

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