Die "Wege des Wassers" kennen keine Grenzen

Länderübergreifendes, euregionales Projekt betrachtet Flüsse erstmals ganzheitlich


Wasser bedeutet Leben, bedeutete in der Vergangenheit vor allem Handel und Austausch, aber auch Nahrung und Energie – dies beweisen die vielen großen Städte und kleinen Dörfer, die an Flüssen oder Bächen angesiedelt sind. Gewässer machen nur vor natürlichen Barrieren halt. Trotzdem werden Fliesgewässer heutzutage oft nur als linienhafte Elemente in einer durch politische Grenzen geteilten Landschaft wahrgenommen. Nach den Vorgaben des Europäischen Rates in der „Europäischen Wasserrahmenrichtlinie“ (beschlossen Dezember 2000) sollen in Zukunft alle Einflussfaktoren der Fließgewässer ganzheitlich betrachtet und somit der Blick auch auf gesamte Einzugsgebiete ausgedehnt werden. In der Euregio Maas-Rhein wird dieser Integrationsaspekt ergänzt durch das Vorhaben, grenzüberschreitend zusammenzuarbeiten. Hieraus ergibt sich eine weitere Herausforderung für Fachbehörden, Wissenschaft und Öffentlichkeit.

Das Projekt „Wege des Wassers“ – eine Kooperation mit Pilotcharakter, gefördert unter anderem von der EU und dem Land NRW – will die Rahmenbedingungen und Konsequenzen dieser neuen Sicht auf die Flüsse und Bäche der Euregio untersuchen. Wie beeinflussen Klima, Geologie, Relief und Landnutzung die Gewässer? Welche Auswirkungen haben die spezifischen kulturellen und historischen Bedingungen der beteiligten Regionen auf die Flüsse und Bäche? Sind die regionalen Unterschiede messbar? Wie sind diese Effekte im Hinblick auf das zukünftige Entwicklungspotential der Gewässer zu bewerten?

Das Geographische Institut der RWTH Aachen hat eine in ihrer Konstellation einzigartige Mannschaft von Wissenschaftlern (Universitäten Aachen, Lüttich, Amsterdam) und Wassermanagern (Staatliches Umweltamt Aachen, Wasserverband Eifel Rur, Rijkswaterstaat Limburg, Waterschap Roer en Overmaas) für dieses Projekt gewinnen können. Nur in einem solchen Zusammenschluss, in dem alle Partnerländer der Euregio Maas-Rhein vertreten sind, können die Antworten auf diese Fragen gegeben werden. Erste Ergebnisse liegen bereits vor: Es zeigt sich, dass neben den zahlreichen natürlichen Faktoren, die auf die Gewässer wirken, auch die kulturellen und historischen Rahmenbe-dingungen in den drei Partnerländern einen messbaren Einfluss auf die Qualität der Oberflächengewässer haben. Diese unterschiedlichen Startvoraussetzungen gilt es zu berücksichtigen, wenn das Ziel ein grenzüberschreitend ’guter’ Wasserzustand ist.

Eine interessante Spur verfolgt die Projektgruppe auch in den Sedimenten, die sich entlang der Flüsse über Jahrhunderte und Jahrtausende angehäuft haben. Sie sind ein Spiegel der einzigartigen Geschichte unserer Region, die Schicht für Schicht rekonstruiert wird: Beginnend von der letzten Eiszeit über die Phase der Montanindustrie bis hin zum Übergang in eine postindustrielle, europäische Zukunft.

Die Projektpartner haben fünf länderübergreifende Arbeitsgruppen gebildet, um die „Wege des Wassers“ von unterschiedlichen Seiten zu beleuchten: Die Gruppe „Fluss-ökologie“ führt vergleichende Untersuchungen zur Wasserqualität in Belgien, den Niederlanden und Deutschland durch. Die Gruppe „Flussdynamik“ untersucht, wie sich der Verlauf der Flüsse in historischer Zeit geändert hat und was diese Verlagerung begünstigt hat. Eine wichtige Rolle spielt dabei, wie der Mensch die Landschaft verändert hat. Dies ist Gegenstand der Arbeitsgruppe „Landnutzungswandel“. Die Gruppe „Sedimentologie und Bodenkunde“ untersucht die Sedimente, die sich entlang der Flüsse abgelagert haben und welche Rolle die Böden der Region als Wasserspeicher spielen. Die Gruppe „Datenintegration“ versucht, politische Grenzen aus den behördlichen Daten zu entfernen, denn hier sind einheitliche Standards in Europa noch längst nicht gegeben.

Ebenso international wie die Projektgruppe sind auch die „Sponsoren“. In erster Linie ist die EU zu nennen, aus deren INTERREG III A-Fördertopf 50 Prozent des Projektvo-lumens bestritten werden. Mit dem INTERREG III A Programm werden Projekte gefördert, die die „Kohäsion in der Europäischen Union mittels der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit“ stärken. Die zweite Hälfte der Projektgelder stammt vom Land NRW, der Région Wallonne sowie von den Partnerinstitutionen.

Weitere Informationen und Bildmaterial:

Koordinationsbüro „Wege des Wassers“
Geographisches Institut der RWTH Aachen
Lehrstuhl für Physische Geographie und Geoökologie
D-52056 Aachen
Tel.: +49/(0)241/8099381
Fax: +49/(0)241/8092157
Email: info.wegedewassers@geo.rwth-aachen.de

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Thomas von Salzen idw

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