Kanalbau im Donau-Delta gefährdet größtes Feuchtgebiet Europas

Der große Graben im Donau-Delta

In der Ukraine beginnen heute die Bauarbeiten am Bystroye Kanal im Donau-Delta. Der Bau soll für die Ukraine die Schiffsverbindung von der Donau ins Schwarze Meer verbessern. Der Kanal führt mitten durch das ukrainische Biosphärenreservat Donau-Delta und durchschneidet damit das jüngste, vor unseren Augen wachsende Festland Europas.

Damit wird dem gesamten 417.800 Hektar großen Donau-Delta, dem größten und wertvollsten Feuchtgebiet Europas, großer Schaden zugefügt. Für Dr. Erika Schneider, Donauexpertin des WWF, stellt das Projekt nicht nur einen Anschlag auf die Natur dar. Der Kanal gefährde zudem die Existenz der lokalen Bevölkerung, die von der Fischerei und dem Natur-Tourismus lebt.

Der WWF befürchtet, dass der natürliche Wasserhaushalt der einmaligen Landschaft durch den Kanal erheblich beeinträchtigt werde. Das größte Schilfgebiet der Welt bietet Laichplätze für Störe und ist die Heimat von Pelikanen und zahlreichen anderen, teils seltenen Wasservögeln. Insgesamt gibt es hier mehr als 320 Vogelarten.

Das Delta liegt im Grenzgebiet Rumäniens und der Ukraine. Es wurde 1990 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt und gehört zu den nach der so genannten Ramsar-Konvention geschützten Feuchtgebieten. Vor drei Jahren haben sich neun Anrainerstaaten der Donau durch eine gemeinsame Erklärung auf eine verstärkte Zusammenarbeit geeinigt, um die einmaligen Naturschätze entlang der Donau zu erhalten.

„Wenn die Ukraine jetzt mit dem Bau ernst macht, verstößt sie gegen zahlreiche internationale Abmachungen. Das Projekt steht im krassen Widerspruch zum vereinbarten gemeinsamen Management von grenzüberschreitenden Flüssen“, kritisiert Erika Schneider. Sie fordert die ukrainische Regierung auf, den Bau umgehend zu stoppen. Was mit finanzieller Unterstützung der Weltbank und anderer internationaler Organisationen in den neunziger Jahren für den Aufbau einer Biosphärenreservatsverwaltung und zur Erhaltung der Biodiversität getan wurde, wird nun zunichte gemacht.

Für den Bau müssen mehr als 1,5 Millionen Kubikmeter Sand und Aushub bewegt werden. Nach der Fertigstellung des Kanals sind weitere Millionenbeträge zu Instandhaltung aufzuwenden, da die permanent angeschwemmten Sedimente immer wieder ausgebaggert werden müssen.

Der WWF und andere Naturschutzorganisationen haben der ukrainischen Regierung Alternativvorschläge unterbreitet. Die Verant-wortlichen haben sich darüber hinweggesetzt und sich für die ökologisch schädlichste Variante entschieden. „Das ist ein Schlag ins Gesicht für eine verantwortliche Flusspolitik.“

Der WWF fordert eine unabhängige Umweltverträglichkeitsprüfung, um eine möglichst umweltverträgliche Lösung zu identifizieren. Alternativen müßten auch mit Experten der Ramsar-Konvention, der UNESCO und der Internationalen Donaukommission diskutiert werden.

Media Contact

Jörn Ehlers WWF

Weitere Informationen:

http://www.wwf.de

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