Gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten verursachen Kosten

Schäden in Millionenhöhe durch „Exoten“ in der Natur

Fremde Pflanzen- und Tierarten – so genannte Neobiota – tauchen zunehmend in Gebieten und Ökosystemen auf, in die sie durch natürliche Ausbreitung gar nicht gelangen könnten. Für 20 solcher gebietsfremder Arten berechneten Forscherinnen und Forscher volkswirtschaftliche Kosten. Allein in Deutschland summierten sie sich im Jahr 2002 auf durchschnittlich 167 Millionen (Mio.) Euro.

Das geht aus der Studie „Ökonomische Folgen zur Ausbreitung von Neobiota“ hervor, die die Goethe-Universität Frankfurt, Abteilung Ökologie und Evolution, im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) erarbeitete. Die Globalisierung des Verkehrs und des Handels führt dazu, dass natürliche Ausbreitungsbarrieren wie Flüsse, Berge und Meere leichter überwunden werden. So finden sich auch in Deutschland Neobiota wieder, die ökologische, ökonomische oder gesundheitliche Schäden verursachen können. Die ökonomischen Folgen der Ausbreitung derartiger Tiere und Pflanzen müssen jedoch differenziert bewertet werden. Das UBA appelliert an alle Bürgerinnen und Bürger: Verzichten Sie darauf, fremde Arten aus dem Urlaub einzuführen, Exoten in die Natur zu entlassen oder auch gebietsfremde invasive – also sich schnell ausbreitende – Arten im Garten anzusiedeln.

In Fallstudien wurden zum Beispiel die jährlichen Kosten für die Bekämpfung gesundheitsgefährdender Arten – wie Beifußambrosie und Herkulesstaude – berechnet. Zudem sind Kosten für Arten die die Forst- und Landwirtschaft (Roteiche und spätblühende Traubenkirsche sowie Mehlmotte und Getreidekapuzinerkäfer) sowie die Fischerei und Teichwirtschaft (Bisam und Kamberkrebs) beeinflussen, berechnet worden. Für den kommunalen Bereich analysierten die Forscherinnen und Forscher ökonomische Folgen der Ausbreitung der Kastanienminiermotte und des Verursachers der Ulmenkrankheit.

So entstehen in Deutschland allein durch die Herkulesstaude Kosten in Höhe von rund 12,3 Mio. Euro pro Jahr; für die Kastanienminiermotte betragen sie sogar 19,2 Mio. Euro. Die Ergebnisse sind eine Momentaufnahme. Grundlage für die Berechnung waren jährliche Aufwendungen im Gesundheitswesen und in den Städten und Gemeinden.

Die Studie weist nach: Es besteht weiterer Handlungsbedarf von staatlicher Seite. Zur effektiven Kontrolle gebietsfremder Arten müssen zum Beispiel die rechtlichen nationalen und internationalen Regelungen harmonisiert sowie die Gesetzgebung im Fischerei-, Jagd- und Waldrecht novelliert werden. Die Zusammenarbeit zwischen den betroffenen und den mit der Kontrolle befassten öffentlichen Stellen ist zu vertiefen. Zudem muss die Aufklärung und Einbeziehung der Öffentlichkeit forciert werden, um die Bevölkerung für diese Thematik zu sensibilisieren.

Die Studie „Ökonomische Folgen der Ausbreitung von Neobiota“ ist in der Reihe TEXTE des Umweltbundesamtes in deutscher (Nr. 79/03) und englischer Sprache Nr. (80/03) erschienen. Sie umfasst jeweils 248 Seiten und kostet 10 Euro. Beide sind erhältlich bei Werbung und Vertrieb, Ahornstraße 1 – 2, 10787 Berlin, Telefon: 030/2 11 60 61, Fax: 2 18 13 79. Eine Bestellung ist auch per

e-Mail möglich unter der Adresse: umweltbundesamt@stk.de.

Media Contact

Jana Schmidt idw

Weitere Informationen:

http://www.uba.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer