Umwelt 2003: Gewinne und Verluste

In China wurden in diesem Jahr fünf neue Schutzgebiete für Panda-Bären ernannt.

WWF zieht Resümee und blickt in Zahlen auf den Umweltschutz des Jahres 2003 zurück

Insgesamt leben in Asien und Afrika nur noch 13.000 Nashörner. Die ursprünglich rund eine Million Tiere wurden durch die Jagd auf das begehrte Nasen-Horn dezimiert, das in der traditionellen Medizin ostasiatischer Länder als Potenz steigerndes und Fieber senkendes Mittel verwendet wird.

Im gesamten Westpazifik gibt es gerade noch knapp 100 Grauwale. Durch den Bau von Pipelines und Plattformen für Öl und Gas im Ochotskischen Meer nördlich von Japan ist das Überleben der letzten westpazifischen Grauwale extrem gefährdet.

Um 95 Prozent geschrumpft ist die Population der Nilpferde im Virunga Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo. Wo vor dreißig Jahren noch 29.000 der gemütlichen Dickhäuter lebten, wurden 2003 nur noch 1.300 Tiere gezählt. Hohe Preise, die auf den lokalen Elfenbeinmärkten für die Eckzähne der Nilpferde gezahlt werden, und der Handel mit Nilpferdfleisch haben die illegale Jagd auf die Tiere vor allem seit dem Ausbruch der Bürgerkriege in Zentralafrika in den neunziger Jahren verschärft.

85 Luchse wurden 2003 in Norwegen zum Abschuss freigegeben. Der Bestand norwegischer Luchse ist in den vergangenen Jahren durch skrupellose Jäger, die auch auf Mutter- und Jungtiere keine Rücksicht nehmen, auf lediglich 350 Tiere geschrumpft. Damit die Luchse in Norwegen überhaupt überleben können, werden nach Schätzungen des WWF mindestens 200 Weibchen gebraucht. Jeder tote Luchs ist einer zuviel.

300.000 Walen und Delfinen kann künftig jedes Jahr das Leben gerettet werden: Die Mitgliedsländer der Internationalen Walfangkommission verabschiedeten im Juni 2003 in Berlin eine Strategie, um die Meeressäuger, die sich jedes Jahr auf der ganzen Welt in Fischernetzen verfangen, zu schützen.

Das Washingtoner Artenschutzabkommen feierte im März seinen 30. Geburtstag. Das Abkommen regelt weltweit den Handel mit 5.000 Tier- und 25.000 Pflanzenarten, um sie vor der Ausrottung zu bewahren.

Eine Gruppe von elf Pazifikstaaten ernannte eine Fläche von 28 Millionen Quadratkilometern zum Schutzgebiet für Wale. Damit retten sie langfristig eine Vielzahl von Walen, die im Pazifik ihre Jungen aufziehen oder den Ozean bei ihren Wanderungen durchkreuzen.

In China wurden in diesem Jahr fünf neue Schutzgebiete für Panda-Bären ernannt. Die letzten 1.000 Pandas finden nun auf insgesamt 334.000 Hektar ihre Ruhe.

Ein italienischer Trophäenjäger, der sein Haus mit etlichen ausgestopften Exemplaren bedrohter Tiere geschmückt hatte, musste dem WWF „zum Ausgleich“ eine Geldstrafe von 72.000 Euro zahlen.

93 Prozent aller Europäer forderten in einer Umfrage des WWF, dass die heimischen Wälder besser geschützt werden. In Deutschland gibt es insgesamt rund zehn Millionen Hektar Wald.

Im Sommer 2003 brannten Europas Wälder: Insgesamt fielen in Spanien, Frankreich, Portugal und Italien 630.000 Hektar Wald den Flammen zum Opfer – doppelt soviel wie im Jahr zuvor. Der WWF fordert, dass bei der Wiederaufforstung heimischen Bäumen und Sträuchern der Vorzug gegeben wird, um ähnliche Katastrophen künftig zu verhindern. Vor allem in Portugal, wo 417.00 Hektar Wald brannten, waren die für die Region untypischen und besonders Feuer anfälligen Eukalyptus-Plantagen Brandherde erster Güte. Der WWF schätzt, dass jedes Jahr weltweit etwa fünfzehn bis zwanzig Millionen Hektar Wald durch Holzeinschlag, Feuersbrünste und Waldumwandlung verschwinden – das entspricht drei- bis viermal der Fläche der Schweiz.

Im zentralafrikanischen Regenwald können durch eine gemeinsame Initiative des WWF und der Krombacher Brauerei fast 3.000 Hektar Regenwald dauerhaft geschützt werden.

Jedes Jahr landen rund 260.000 Tonnen Öl in der Nordsee. Die Ostsee muss jährlich 60.000 Tonnen vertragen. Schuld sind Ölunfälle und illegale Einleitungen von Motorenöl. Zum Vergleich: Beim Unfall des Tankers Prestige vor Spaniens Küste im November 2002 flossen 75.000 Tonnen Öl ins Meer. Im gesamten Mittelmeer werden einer Studie des WWF zufolge jedes Jahr absichtlich drei Millionen Tonnen Öl „verklappt“.

1.500 Tonnen Schweröl hatte der chinesische Frachter „Fu Shan Hai“ an Bord, der im Juni in der Ostsee verunglückte. Jedes Jahr werden auf der Ostsee 40 Millionen Tonnen Öl transportiert.

12.000 Tonnen Öl gelangten im August vor Pakistan ins Meer und verschmutzten die Strände. Der Tanker „Tasman Spirit“ war dort auf Grund gelaufen.

Die Meere sind überfischt, in den Netzen der Fischer landet immer weniger Beute. Gleichzeitig werden immer mehr Fische in Aquakulturen „produziert“. Das Paradoxe: Um ein Kilogramm Aquakulturfisch zu bekommen, müssen vier Kilogramm lebender Fisch verfüttert werden.

Das mit 130 Quadratkilometern größte Kaltwasserkorallenriff der Erde, das Röst Riff in Norwegen, wurde von der norwegischen Regierung unter Schutz gestellt. Korallen existieren in bis zu 2.000 Metern Tiefe und können bis zu 4.000 Jahre alt werden.

Eine neue Insel, die sich bereits seit etwa drei Jahrzehnten im Niedersächsischen Wattenmeer zwischen Juist und Borkum bildet, ist mittlerweile drei Quadratkilometer groß und wurde im Sommer 2003 von der Tourismusindustrie als mögliches neues Reiseziel entdeckt. Die „Kachelotplate“ dient zurzeit als Sonnenbank und Kinderstube für Seehunde und Kegelrobben und kann nach Ansicht des WWF zu einem Naturparadies für viele weitere Arten des Wattenmeeres werden, wenn es gelingt, die Mini-Insel frei von menschlichen Störungen zu halten.

Die großen Wunden der Flutkatastrophe an der Elbe sind in 2003 weitgehend verheilt. Der WWF rechnete nun vor, dass nur zehn Prozent der Wiederaufbausumme nötig gewesen wären, um ausreichende Überflutungsflächen für die Elbe zu schaffen und das „Jahrhunderthochwasser“ zu verhindern.

Von 100.000 auf dem Markt erhältlichen Chemikalien sind bislang weniger als ein Prozent auf ihre Auswirkungen auf Menschen und Umwelt geprüft.

Drei Milliarden Euro der Ausgaben aus dem EU-Agrarhaushalt 2003 flossen in Exportsubventionen, mit denen in Europa produzierte Nahrungsmittel zu niedrigen Preisen auf dem Weltmarkt verkauft werden. Das setzt nicht nur Anreize, auf Kosten der Umwelt immer mehr zu produzieren, sondern zerstört auch die Märkte für Agrarprodukte in Entwicklungsländern. Agrarprogramme, die eine umweltfreundliche Landwirtschaft fördern, wurden dagegen mit nur 1,9 Milliarden Euro finanziert.

Einer WWF-Studie zufolge war der Kohlenstoffanteil in der Atmosphäre seit 420.000 Jahren noch nie so hoch wie heute. Die Auswirkungen waren im Sommer 2003 durch Rekordhitze spürbar.

2003 ist ein Jubiläumsjahr für den Natur- und Umweltschutz: Seit 40 Jahren ist der WWF als Anwalt der Natur aktiv. In diesem Jahr gewinnt der WWF 6.000 neue Mitglieder und erreicht mit fast 250.000 Förderern einen neuen Rekordstand.

Neun gemeinnützige Organisationen, darunter auch der WWF, starten im Oktober 2003 in Nordrhein-Westfalen die Umweltlotterie „Unsere Welt“, deren Erlöse in Umwelt- und Sozialprojekte fließen.

Media Contact

Jenni Glaser WWF

Weitere Informationen:

http://www.wwf.de

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