Alles fließt: Technologien für sauberes Trinkwasser

Nach der „Berliner Luft“ wird das Berliner Wasser zum Exportschlager – Nützmann: „Berlin hat eines der besten Trinkwasser überhaupt“

„Die Karawane zieht weiter, der Sultan hat Durst“ – dem Karnevalsschlager zufolge trinkt der Sultan am liebsten einen Klaren. In der Realität wäre er mit klarem Wasser wahrscheinlich auch schon ganz zufrieden. Über eine Milliarde Menschen hat nach Angaben der UNO kein sauberes Trinkwasser. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) beteiligen sich an einem Projekt des Kompetenzzentrums Wasser Berlin, das eine neue Technologie für einfache und kostengünstige Wasseraufbereitung erforscht.

Nicht nur die „Berliner Luft“ – auch das Berliner Wasser hat etwas Besonderes. Das Trinkwasser wird hier seit 100 Jahren durch Uferfiltration gewonnen, einer Technik, die in Deutschland weitgehend einzigartig ist. Es handelt sich dabei um eine kostengünstige Art der Wasserreinigung, die in Zeiten gesteigerten Umweltbewusstseins auf neues Interesse stößt.

In der Nähe von Flüssen und Seen (etwa 50 bis 100 Meter entfernt) werden Brunnen gebohrt. Weil der Wasserspiegel der Seen höher ist als der Brunnen, läuft das Seewasser durch die sandigen Uferregionen in den Brunnen und vereinigt sich dort mit dem Grundwasser. Auf der Passage durch den Sandboden bleiben Chemikalien und andere Verschmutzungen hängen; ein großer Teil der künstlichen Wassersäuberung wird so gespart. Chlor ist überflüssig und das Wasser schmeckt gut. „Berlin hat eines der besten Trinkwasser überhaupt“, erklärt Gunnar Nützmann, Leiter der Abteilung Ökohydrologie am IGB. Ziel des Forschungsprojekts ist jetzt, herauszufinden, welche Stoffe durch den Sand gefiltert werden und auch wie der Boden beschaffen sein sollte. „Wir hoffen, die Reinigungswirkung genau beschreiben zu können, um dann diese Methode auch auf andere Verhältnisse zu übertragen. In den einzelnen Ländern sind die Böden unterschiedlich, aber diese Bedingungen werden einkalkuliert. In den Entwicklungsländern könnte diese Technologie einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Wasserprobleme leisten. Ein ganz wichtiger Markt sind auch die osteuropäischen Länder, von Polen bis Russland. Dort bestehen geologisch ähnliche Verhältnisse wie bei uns“, erläutert Nützmann.

Das gegenwärtige „Jahr des Süßwassers“ dient dazu, die Bedeutung des „blauen Goldes“ verstärkt ins Bewusstsein zu rufen. Auf dem dritten Weltwasserforum, das im März 2003 in Japan stattfand, wurde das Ziel des Milleniumgipfels der UNO noch einmal bekräftigt: Bis zum Jahr 2015 soll die Zahl der Menschen ohne Zugang zu Trinkwasser und sanitären Anlagen halbiert werden. Zahlreiche Experten – so auch die des IGB – arbeiten an den unterschiedlichsten Technologien, um dieses Ziel zu erreichen.

Kontakt: Prof. Dr. Gunnar Nützmann
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
Tel: 0 30/ 64 18 16 61
Fax: 0 30/ 64 18 16 63
E-Mail: nuetzmann@igb-berlin.de

Kontakt Leibniz-Gemeinschaft:
Dr. Frank Stäudner
Tel.: 0 30/ 20 60 49 42
Fax: 0 30/ 20 60 49 55
E-Mail: staudner@wgl.de

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