Moderne Entsorgungstechniken machen Mülltrennung überflüssig

Akademie für Technikfolgenabschätzung legt neue Studie vor

Die Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg fordert in einer neuen Studie den Verzicht auf die aufwändige und teure Mülltrennung in Deutschland. „Es wird nicht hundertprozentig getrennt, weil die Menschen so nicht funktionieren“, so Akademie-Vorstand Diethard Schade und plädiert dafür, die staatlich verordnete Trenn- und Sammelwut zurückzufahren. Glas und Papier könne der Bürger weiterhin aussortieren. Aber alles, was darüber hinausgeht, ob Küchenabfälle oder Kunststoffverpackungen, da hapert es mit der Disziplin, da solle moderne Müllbehandlungstechnik zum Einsatz kommen und den Bürgern die lästige Pflicht wieder abnehmen.

„Trotz des großen Aufwandes zur Getrennterfassung wird das eigentliche Ziel – die sortenreine Erfassung von Wertstoffen und eine zuverlässige Trennung von verwertbaren und nicht verwertbaren Bestandteilen des Abfalls – weitgehend verfehlt. Speziell bei der Sammlung von Verpackungen durch das Duale System (DSD), in dem die Verbraucher häufig ein generelles und kostenloses Sammelsystem für Kunststoffe und andere Wertstoffe sehen, kommt es zu erheblichen Fehlwürfen (20 bis 50 Prozent Sortierreste). Bei praktisch allen Erfassungssystemen ist eine Sortierung oder Nachsortierung erforderlich, während gleichzeitig immer noch erhebliche Wertstoffmengen im Restmüll landen“, schreiben Schade und sein Kollege Martin Kaimer in ihrer wissenschaftlichen Analyse. Der hohe Anteil an Restmüll in der Gelben Tonne zwinge zu einem hohen Aufwand beim Sortieren der Verpackungen. Als Abhilfe werde in der Regel mehr Kontrolle (zum Beispiel Müllsheriffs) oder eine Strafverschärfung gefordert – über eine notwendige Vereinfachung des Sammelsystems würde leider nur selten nachgedacht. Es sei nicht praktikabel, immer mehr Rücknahmepflichten für einzelne Produkte und damit vermehrte Rückgabepflichten für die Haushalte einzuführen.

Gerade bei den Entsorgungstechniken hätte sich eine rasante technologische Entwicklung vollzogen. Vor allem durch die Vorgaben der Abfallablagerungsverordnung ergäben sich neue Perspektiven. Heizwertreiche Bestandteile des Abfalls sollten künftig in biologisch-mechanischen Anlagen abgetrennt und danach verwertet werden. „Hier liegen richtungsweisende Entwicklungen vor, die in Verbindung mit einer vorherigen Aufbereitung beziehungsweise Trocknung des Abfalls erstaunliche Sortierleistungen vollbringen und auch wirtschaftlich zu betreiben sind. So kann in der Inertstoffaufbereitung der Trockenstabilatanlage in Aßlar die Schwergutfraktion in die Fraktionen Eisen, Nichteisenmetalle, Batterien, farblich sortiertes Glas, und eine mineralische Fraktion aufgetrennt werden. Weißglas, Braunglas und Grünglas erfüllen dabei die Spezifikationen der Glashütten für eine direkte Verwertung. Optional kann auch noch eine Mischkunststofffraktion ausgeschleust werden. Die Leichtfraktion und das Trockenstabilat stellen einen schadstoffreduzierten Ersatzbrennstoff dar, der lagerstabil ist und zur Energieerzeugung, in Zementwerken oder auch zur Methanolherstellung eingesetzt werden kann und damit erstmals eine nahezu vollständige Verwertung der Abfälle aus Haushalten ermöglicht, so Schade und Kaimer.

Damit könnten auch bei geringerer Getrennterfassung von Haushaltsabfällen künftig die zentralen Ziele der Kreislaufwirtschaft erreicht werden – eine weitgehende Nutzung von Wertstoffen und umweltgerechte Beseitigung nicht verwertbarer Abfälle. Die Studie der Akademie für Technikfolgenabschätzung wird im Herbst im Berliner Erich-Schmidt-Verlag in der Schriftenreihe „Abfallwirtschaft in Forschung und Praxis“ (Band 124) erscheinen.

Media Contact

Matthias Schmitz pte.online

Weitere Informationen:

http://www.ta-akademie.de

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