Grundsätzlich positive Ergebnisse für Korallenriffe bei der UN-Naturschutzkonferenz in Bonn

Life Web Initiative
Die von der deutschen Regierung initiierte Life Web Initiative soll auf schnellem Wege und ohne große formale Hürden die Finanzierung von neuen oder bereits bestehenden Schutzgebieten ermöglichen.

Mit Life Web werden von Deutschland, aber auch von anderen Staaten zusätzliche Mittel u. a. für die Finanzierung bestehender und neuer Schutzgebiete bereitgestellt. Mehr als 30 Staaten haben bereits ihre Teilnahme angekündigt, darunter Indonesien, das – bei entsprechender Finanzierung – 200.000 km2 seiner korallenreichen Meeresgebiete als Meeresschutzgebiet ausweisen würde. Das wäre das größte zusammenhängende Meeresschutzgebiet der Welt.

Meeresschutzgebiete
Die Vertragsstaaten vereinbarten in Bonn, Kriterien für die Ausweisung geschützter Gebiete zu entwickeln, wodurch erstmals auch viele Kalt- und Tiefwasserkorallenriffe unter Schutz genommen werden könnten, z.B. solche am Rand der Kontinentalschelfe und an unterseeischen Bergen (Sea Mounts). Bis 2012 soll so ein weltweites Netz solcher Schutzgebiete entstehen.

Es bleibt allerdings abzuwarten, wie diese Kriterien in den Arbeitsgruppen bis zur nächsten Vertragsstaatenkonferenz ausgestaltet werden und ob dann eine schnelle Umsetzung erreicht wird. Aus wissenschaftlicher Sicht erscheint es notwendig, mindestens 30% der Weltmeere unter Schutz zu stellen. Bislang ist das für weniger als ein Prozent der Weltmeere der Fall.

Ozeandüngung
Für alle Pläne, durch die Düngung der Meere mit Eisenoxid das Algenwachstum und damit die CO2-Aufnahme der Meere zu fördern, wurde ein De-facto-Moratorium vereinbart. Es soll zunächst eine Risikoabschätzung vorgenommen werden. „Da derzeit bereits wissenschaftlich nicht fundierte Großprojekte geplant sind, die katastrophale Auswirkungen auch auf Korallenriffe haben könnten, begrüßen wir dieses Moratorium“ sagt Georg Heiss, Projektkoordinator des Internationalen Jahr des Riffes (IYOR) 2008.

„Die Erdgeschichte ist voller Beispiele für extreme Sauerstoffzehrung am Meeresboden schon bei natürlichen Düngungsereignissen. Wir sollten uns deshalb hüten, die Ozeane als Großexperiment zu missbrauchen“, warnt Reinhold Leinfelder, Geowissenschaftler und Generaldirektor des Berliner Museums für Naturkunde.

Access-Benefit-Sharing (ABS)
Bei den Beschlüssen zum Zugang und gerechten Vorteilsausgleich wurde eine Blockade vorerst verhindert, das verabschiedete „Bonner Mandat“ fordert, dass bis 2010 verbindliche Mechanismen vereinbart werden. Insbesondere geht es hierbei um die Verhinderung von „Biopiraterie“ und einen finanziellen Ausgleich für ärmere Länder, deren biologische Ressourcen von Industrieländern genutzt werden, und eine Entlohnung für den Schutz von Tieren und Pflanzen, deren Eigenschaften Unternehmen für die Herstellung etwa von Medikamenten nutzen. Gerade auch Rifforganismen, wie Kegelschnecken, Schwämme, Weichkorallen und andere sind hier von großer Bedeutung.

Allerdings ist es wichtig, dass „das ABS-Regelwerk nicht zum automatischen Blockiersystem für die Biodiversitäts-Forschung wird,“ betont Reinhold Leinfelder, „sondern transparente und umsetzbare Richtlinien entwickelt werden, um transnationale Biodiversitätsforschung, die für den Erhalt der Vielfalt des Lebens grundlegend wichtig ist, nicht zu gefährden.“

Der ökonomische Wert der Biologischen Vielfalt
Der auf der Konferenz vorgestellte Zwischenbericht der durch Deutschland und die EU-Kommission initiierten Studie „The Economics of Ecosystems and Biodiversity“ hat zum Ziel, die bisher kostenlosen Dienstleistungen der Natur zu beziffern und so die wirtschaftlichen Schäden durch den Verlust an Vielfalt und Zerstörung von Ökosystemen deutlich zu machen. So spielen Korallenriffe nicht nur für Welternährung und Küstenschutz eine wesentliche Rolle, sondern sind von großer Bedeutung für die pharmazeutische Industrie und den Tourismus. Reinhold Leinfelder äußert sich zuversichtlich, dass der bislang erst exemplarische Daten beinhaltende Zwischenbericht in seiner Endfassung eine große Bedeutung auch zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzen von Korallenriffen haben wird.
Internationales Jahr des Riffes 2008
Der Beschluss, das Jahr 2008 zum „Internationalen Jahr des Riffes 2008“ auszurufen, wurde von der Internationalen Korallenriff-Initiative („International Coral Reef Initiative – ICRI“) im Oktober 2006 gefasst.

Das Jahr des Riffes ist eine weltweite Kampagne mit Veranstaltungen und Initiativen von Regierungen, Schulen, Universitäten, Umwelt- und Tauchsportorganisationen und Einzelpersonen, um die Bedeutung der Riffe und ihre Bedrohung bekannt zu machen sowie einen besseren Schutz der Riffe und eine nachhaltige Bewahrung zu erreichen.

In Deutschland koordiniert das Museum für Naturkunde in Berlin die Aktivitäten zum 2. Internationalen Jahr des Riffes (IYOR 2008 – www.iyor2008.de). Bundesumweltminister Sigmar Gabriel ist Schirmherr für den Beitrag Deutschlands zum Internationalen Jahr des Riffes sowie die zugehörige Ausstellung „abgetaucht“ (www.abgetaucht.info), beides gehört zum Rahmenprogramm der UN-Naturschutzkonferenz 2008 in Bonn.

In einem Expertenteam sind eine große Zahl von potentiellen Ansprechpartnern für Presse und Öffentlichkeit versammelt. Ein Koordinationszentrum, angesiedelt am Berliner Museum für Naturkunde der Humboldt Universität zu Berlin, bündelt die Aktivitäten, erstellt die aktuelle Webseite und steht als Informationszentrale zur Verfügung.

Pressekontakt:
Dr. Georg Heiss, Prof. Dr. Reinhold Leinfelder,
E-Mail: info@iyor2008.de
Museum für Naturkunde Berlin, Invalidenstr. 43, 10115 Berlin
Fax 030-2093 8914

Media Contact

Dr. Gesine Steiner idw

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