Amyloidose bedroht Geparden in Gefangenschaft

Eine tödliche Krankheit erschwert die Zucht von bedrohten Geparden in Zoos weltweit. Die sogenannte AA-Amyloidose gefährdet heute bis zu 70 Prozent der in Gefangenschaft gehaltenen Großkatzen.

Wie sich diese Krankheit, die weder durch Bakterien noch durch Viren ausgelöst wird, verbreitet, war bisher jedoch ein Rätsel. Einem Wissenschaftler-Team um den Pathobiologen Keiichi Higuchi von der japanischen Shinshu University ist es nun gelungen, den Übertragungsweg aufzuklären. Den Forschern zufolge verbreite sich der Krankheitsauslöser, ein bestimmtes abnorm gefaltetes Protein, über den Kot der Tiere – auch zu anderen Arten.

Die AA-Amyloidose wird ausgelöst, wenn das normalerweise lösliche Protein Serum-Amyloid-A feste Ablagerungen bildet, die Amyloid-Fibrillen, die sich in den inneren Organen der Tiere festsetzen. Diese Anlagerungen, die häufig in Folge von Entzündungen auftreten, betreffen vor allem die Nieren und können über die Zerstörung der Organarchitektur bis zum Organversagen führen. In Gefangenschaft tritt diese Krankheit vor allem bei jungen Tieren in einer schwereren Form auf, was den Forschern zufolge nahe legen würde, dass es sich um eine von Tier zu Tier übertragene Krankheit handelt. Auch Alzheimer, die Traberkrankheit und BSE werden durch fehlgebildete Proteine hervorgerufen.

Die Forscher hatten in den Ausscheidungen von Geparden, die an den Folgen der AA-Amyloidose gestorben waren, Amyloid-Fibrillen gefunden. Im Laborversuch injizierten die Wissenschaftler dann Mäusen die extrahierten Proteine aus Lebergewebe und Kot. Dabei stellten sie fest, dass durch diejenigen Proteine, die aus den Fäkalien der Geparden stammten, bei den Mäusen „effektiver“ eine Amyloidose hervorgerufen werden konnte als durch die Leber-Proteine. Die Forscher vermuten, dass die Geparden im Zoo bei der täglichen Körperpflege oder durch das Fressen von kontaminierter Nahrung mit den Amyloid-Fibrillen in Berührung kommen und sich so „anstecken“ könnten.

Der Gepard gehört zu den gefährdeten Tierarten. Der Cheetah Conservation Found schätzt, dass heute noch 12.000 bis 15.000 Tieren in 25 Ländern leben. Um 1900 hatte es noch rund 100.000 Geparden in 44 Ländern gegeben. Im Gegenzug habe sich das Auftreten der Amyloidose bei gefangenen Geparden in den vergangenen 20 Jahren drastisch erhöht, wie die japanische Forschergruppe anfügt.

Untersuchungen haben zudem ergeben, dass der Genpool der Geparden durch Inzucht stetig kleiner geworden ist. Während die genetischen Anlagen bei den meisten Spezies zu 80 Prozent identisch sind, sind es den Angaben des Cheetah Conservation Found zufolge bei den heute lebenden Geparden 99 Prozent. Das führe vor allem zu schlechter Spermienqualität, größerer Anfälligkeit für Krankheiten und generell schlechteren Überlebenschancen.

Media Contact

Claudia Misch pressetext.austria

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