Jede fünfte Pflanze weltweit ist eine Heilpflanze

Jede fünfte Farn- oder Blütenpflanzenart der Welt ist eine Heilpflanze. Das entspricht mehr als 80.000 der lebenden Pflanzenarten, von denen heute vermutlich bereits mehr als 15.000 Arten in unterschiedlichem Grad in ihrem Bestand gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind.

Die Erhaltung der biologischen Vielfalt (Biodiversität) ist eine zentrale Herausforderung für die Weltgemeinschaft. Doch wie kann der Wert der biologischen Vielfalt für die Menschheit dargestellt oder beziffert werden und welche Einbußen entstehen durch ihren Rückgang?

Diese Fragen beschäftigen auch die über 5000 Delegierten aus 190 Nationen, die ab dem 19. Mai in Bonn bei der „Weltnaturschutzkonferenz“ über globale Maßnahmen gegen den fortschreitenden Rückgang der Biodiversität verhandeln werden.

Wie grundlegend die Bedeutung der Vielfalt ist und welche vielseitigen Faktoren zur Antwort auf diese Fragen beitragen, zeigt BioFrankfurt am Beispiel der Heilpflanzen. Noch heute sind in Afrika knapp 80% der Bevölkerung in ihrer medizinischen Versorgung auf Naturheilmittel angewiesen. Ihr Wissen um die Wirkungen der Heilpflanzen ist für sie überlebensnotwendig und schon das Verschwinden einzelner Arten kann zu einer ernsthaften Bedrohung der Gesundheitsversorgung werden.

Mehr als jede dritte Pflanzenart wird in Burkina Faso zu Heilzwecken eingesetzt. In Deutschland ist immerhin jede fünfte wild wachsende Blütenpflanze medizinisch nutzbar, darunter häufig eingesetzte Arten wie Johanniskraut, Baldrian, Schlüsselblume und Weißdorn.
Für die westliche Pharmazie liefert das traditionelle Wissen indigener Völker oft wesentliche Hinweise auf neue Wirkstoffe. Die genetischen Ressourcen der Pflanzen bilden die Basis – einen unermesslichen „chemischen Ideenschatz“ für neue Medikamente. So wurde vor 60 Jahren im Madagaskar-Immergrün ein Wirkstoff gegen Leukämie entdeckt, der seitdem die Überlebensrate erkrankter Kinder von 10% auf 95% erhöhte.

Pflanzliche Medikamente, sog. Phytopharmaka, werden allein in Europa jährlich für 5 Milliarden Euro umgesetzt. Ein Großteil des pflanzlichen Ausgangsmaterials muss weiterhin wild gesammelt werden, da die Inhaltsstoffe nicht chemisch synthetisiert oder die Pflanzen nicht wirtschaftlich angebaut werden können. Dies führt zur Übernutzung vieler Bestände und bedroht den Fortbestand der betreffenden Arten. Eine Lösung für deren langfristige Erhaltung ist nachhaltiges Sammeln, eine Praxis, bei der neben den Pflanzenarten auch deren Lebensräume erhalten werden und somit regenerationsfähig bleiben.

Es ist also nicht nur der finanzielle Umsatz, der den Wert der Heilpflanzen und ihrer Vielfalt sowohl in Europa als auch in ihren Herkunftsländern weltweit ausmacht. Ihre kulturelle Bedeutung und das traditionelle Wissen um ihre Wirkungen müssen ebenso hinzugerechnet werden wie der unschätzbare Wert der Heilpflanzen für die Aufrechterhaltung der Weltgesundheit. Dazu gehören auch die bisher unentdeckten Potentiale für die Medizin und die besondere Funktion jeder Pflanze in ihrem Ökosystem, denn nur funktionierende Ökosysteme können uns auch weiterhin die bisher selbstverständlich genutzten „Ökosystemdienstleitungen“ wie z.B. sauberes Trinkwasser und reine Luft zur Verfügung stellen.

Informationen: Jenny Krutschinna, Tel. 069/7542-1545, info@biofrankfurt.de

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Dr. Anne Hardy idw

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