Zusammenfassende Studie bietet abgesicherte Erkenntnisse für effizientes Krankenhausmanagement

Eine vom Lehrstuhl Public Health (Univ.-Prof. Dr. Joachim Kugler) der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus in Zusammenarbeit mit der Monash University in Melbourne, Australien und der Erasmusuniversität Rotterdam durchgeführte Studie weist erstmals empirisch nach, dass klinische Pfade (clinical pathways) tatsächlich die Behandlungsqualität sichern, die Verweildauer verkürzen und Kosten reduzieren können.

Die Wissenschaftler wollten wissen, wie effektiv standardisierte Abläufe in der Therapie und Pflege von stationär behandelten Patienten sind. Die Grundlage für die jetzt vorliegenden Zahlen bildet die Analyse von 3.214 Studien aus aller Welt, die sich mit den Effekten klinischer Behandlungspfade beschäftigten. Damit legen die Forscher die weltweit erste Cochrane Übersichtsarbeit und Meta-Studie zu diesem Thema vor.

Bislang wurde die Wirksamkeit standardisierter Behandlungen weltweit sehr kontrovers diskutiert. Andererseits nutzen vor allem in den USA bereits heute rund 80 Prozent der Krankenhäuser klinische Behandlungspfade. Auch in Deutschland etablieren zunehmend mehr Krankenhäuser dieses Managementinstrument, um die Behandlungsqualität zu sichern und wirtschaftlicher arbeiten zu können. Das internationale Forscherteam wies nun nach, dass Klinische Pfade mit einer deutlich niedrigeren Komplikationsrate im Krankenhaus (Wundinfektionen, Blutungen und Pneumonie) und einer besseren Dokumentation assoziiert sind. Dies lässt sich anhand der statistischen Zusammenfassung auch gut beziffern. So kommt es bereits bei 17 mit Hilfe dieser Pfadstrategie behandelten Patienten zu einem unerwünschten Ereignis (Komplikation) weniger. Nach standardisierten Abläufen behandelte Patienten konnten das Krankenhaus auch häufig früher verlassen als diejenigen, die nicht nach einem solchen System betreut wurden.

Der durch die Pfade effizientere Betrieb kann für die Krankenhäuser auch einen finanziellen Effekt haben. Die Patienten, die nach einem Behandlungspfad therapiert werden, kosten das Krankenhaus pro Fall je nach Ausgangssituation mehrere hundert bis mehrere tausend US-Dollar weniger: „Mit den vorliegenden Analyseergebnissen können wir die Wirksamkeit klinischer Behandlungspfade in Krankenhäusern nachweisen“, sagt Dr. Thomas Rotter, der vor kurzem als Projektleiter über das Thema erfolgreich an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus promoviert hat. „Uns ist damit ein wegweisender Schritt hin zu einem effizienten Krankenhausmanagement gelungen.“ Das systematische Review untersuchte nicht nur die ökonomischen Effekte der standardisierten Behandlung, sondern vor allem Studienendpunkte wie die Behandlungsqualität, Wiedereinweisung ins Krankenhaus und die Sterblichkeit.

Für die Studie schloss sich im Jahr 2006 ein internationales Forscherteam zusammen. Beteiligt sind Wissenschaftler des Lehrstuhls Public Health der TU Dresden, der Erasmusuniversität Rotterdam sowie der Monash University aus dem australischen Melbourne. Unterstützung erhalten die Wissenschaftler von der Cochrane Collaboration, einem weltumspannenden Netzwerk, das sich mit evidenzbasierter Medizin beschäftigt. Die Ergebnisse der Meta-Studie zu den Behandlungspfaden wurden jetzt in der Cochrane Library veröffentlicht und auf internationalen Konferenzen in Belgien und Großbritannien vorgestellt. Im Mittelpunkt des zweiten Projektteils stehen nun das Schließen von Forschungslücken und die Arbeit an einem neuen Cochrane Projekt über Klinische Pfade im ambulanten Sektor.

Die komplette Studie ist einsehbar unter: http://www.mrw.interscience.wiley.com/cochrane/clsysrev/articles/

CD006632/frame.html

Das Internationale Pfadprojekt wurde u.a. von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) und durch ein personenbezogenes Austauschprogramm zwischen dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Group of Eight (Go8) Universitäten in Australien gefördert (www.daad.de/ppp).

Kontakt:
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
Gesundheitswissenschaften/Public Health Dresden
Dr. rer. medic. Thomas Rotter (Dipl. Kfm., MPH)
E-Mail: thomas.rotter@health-con.de

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Konrad Kästner idw

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