Umfrage: Deutsches Jobwunder hat auch Schattenseiten

Das deutsche Jobwunder hat auch seine Schattenseiten. Obwohl die Arbeitslosenzahl unter drei Millionen gesunken ist und die Beschäftigungsquote die Marke von 70 Prozent übersprungen hat, glaubt nur eine Minderheit der Deutschen an Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt. Nach einer aktuellen infas-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung sind nur 32 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass alle die gleichen Aufstiegschancen haben. 62 Prozent geben an, Leistung lohne sich nicht. Und für 75 Prozent der Deutschen haben die Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt in den letzten Jahren zugenommen.

Bezogen auf die „Lohngerechtigkeit“ stimmen 96 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass Wochenend- und Nachtarbeit besser bezahlt werden müsse. Eine breite Mehrheit von 87 Prozent plädiert für gleichen Lohn für Frauen und Männer. 82 Prozent der Befragten sind der Auffassung, dass Leiharbeiter und Stammbelegschaften für gleiche Arbeit den gleichen Lohn bekommen sollten. 77 Prozent der Befragten finden, dass „Denkarbeit“ nicht besser bezahlt werden sollte als „Handarbeit“.

Überraschende Ergebnisse bieten die Aussagen zu den Arbeitsbedingungen: Den Deutschen ist ein gutes Betriebsklima (74 Prozent) wichtiger als eine leistungsgerechte Bezahlung (35 Prozent), ein sicherer Arbeitsplatz (11 Prozent) oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (8 Prozent). Die Vorstellungen über das Alleinernährer-Modell sind traditionell stark ausgeprägt: 69 Prozent der Befragten geben an, dass ein Gehalt ausreichen sollte, um eine Familie zu ernähren.

Die Unsicherheiten für Arbeitnehmer am Arbeitsmarkt haben in den letzten zehn Jahren zugenommen: 75 Prozent der Deutschen stimmen dieser Aussage zu. Um diese Unsicherheiten teilweise aufzufangen, sollten die Leistungen der Arbeitslosenversicherung an die Länge der Beitragsjahre gekoppelt werden, sagen die Befragten. Eine breite Zustimmung (75 Prozent) gibt es auch für die bestehende hälftige Aufteilung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

„Die erfolgreiche Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik der vergangenen Jahre hat zu einem erheblichen Rückgang der Arbeitslosigkeit geführt“, sagte Aart De Geus, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, bei der Vorstellung der Umfrage. „Vorrangiges Ziel muss es nun sein, das hohe Maß an Erwerbsintegration gerechter zu gestalten und vor allem die Aufstiegschancen zu verbessern.“

Die repräsentative Bevölkerungsumfrage wurde zwischen dem 26. September und dem 28. Oktober 2011 durchgeführt. Infas befragte im Auftrag der Bertelsmann Stiftung insgesamt 1.005 Personen.

Rückfragen an:
Juliane Landmann, Telefon: 0 52 41 / 81 81 245
E-Mail: juliane.landmann@bertelsmann-stiftung.de

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Ute Friedrich idw

Weitere Informationen:

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