Treibhausgaseinsparungen und Energiebilanzen von europäischem Bioethanol bislang deutlich unterschätzt

Das IFEU-Institut kommt zu dem Ergebnis, dass die positiven Treibhausgaseinsparungen und Energiebilanzen von europäischem Bioethanol bislang deutlich unterschätzt wurden. Mit Bioethanol aus Getreide oder Zuckerrüben können zwischen 25 t CO2eq und 33 t CO2eq pro Hektar und Jahr eingespart werden. Die Treibhausgaseinsparungen sind damit bis zu vier Mal höher, als in bisherigen Berechnungen angenommen. Wesentlicher Grund dafür sind vor allem die bei der Bioethanolproduktion erzeugten Futtermittel, die in bisherigen Studien oft unberücksichtigt blieben oder deren Effekte unvollständig bewertet wurden.

„Bei der Produktion von Bioethanol in Europa fallen je nach eingesetztem Rohstoff verschiedene wertvolle Futtermittel an. In bisherigen Studien wurden diese nie genauer untersucht und angerechnet. Bezieht man in die Berechnungen jedoch alle Faktoren mit ein, überraschen die Biokraftstoffe der sogenannten ersten Generation mit ihren positiven Treibhausgas- und Energiebilanzen.“, so Nils Rettenmaier vom IFEU-Institut in Heidelberg.

Der Verband der deutschen Bioethanolwirtschaft Landwirtschaftliche Biokraftstoffe e.V. (LAB) weist darauf hin, dass in Europa Bioethanol heute aus Getreide oder Zuckerrüben gewonnen wird. Die neben Bioethanol zusätzlich entstehenden Futtermittel DDGS, Vinasse, Rübenschnitzel und Gluten werden für die Nahrungs- und Futtermittelherstellung genutzt. Bei Verarbeitung von Weizen werden neben ca. 2.700 Liter Bioethanol ca. 2.700 Kg Futtermittel pro Hektar gewonnen. Dadurch wird zum Beispiel Sojaschrot ersetzt, für das auf

1,3 Hektar Sojabohnen angebaut werden müssten. Die Herstellung von Bioethanol und Futtermitteln in Europa setzt damit in Drittländern Flächen für die Erzeugung von Nahrungsmitteln frei.

Der LAB-Vorsitzende Norbert Schindler, MdB, forderte in Berlin:
„Diese Freisetzungseffekte müssen bei der Treibhausgasbilanzierung von Biokraftstoffen berücksichtigt werden. Ebenso müssen direkte und indirekte Landnutzungsänderungen durch die Umwandlung von Naturflächen zu Ackerland für den Rohstoffanbau zur Biokraftstoffproduktion bei den Biokraftstoffen aus den jeweiligen Erzeugungsregionen angerechnet werden. Es geht nicht an, die Regenwaldabholzung und die Verdrängung von Sojaanbau oder Viehwirtschaft aus herkömmlichen Erzeugungsregionen auf Naturflächen außen vor zu lassen.“ Schindler betonte: „Eine sachgerechte Bewertung der verwendeten Rohstoffe und Technologien setzt voraus, dass alle Biokraftstoffe – ob aus Europa oder aus Südamerika – nach denselben objektiven Kriterien beurteilt werden.“

Ein weiteres Ergebnis der IFEU-Studie ist, dass Biokraftstoffe der sogenannten ersten Generation mindestens ebenso viele Treibhausgase einsparen und eine vergleichbare Energiebilanz aufweisen, wie Biokraftstoffe, bei deren Herstellung die gesamte Pflanze direkt verarbeitet wird. LAB-Geschäftsführer Dietrich Klein erklärte dazu in Berlin: „Es darf keine willkürliche Bevorzugung einzelner Biokraftstoffe geben. Alle Biokraftstoffe müssen nach denselben umfassenden und objektiven Kriterien bewertet werden.“ Klein betonte, dass in Europa hergestelltes Bioethanol aus Getreide oder Zuckerrüben schon jetzt und auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leiste.

Die vollständige Studie steht auf der Internetseite www.ifeu.de zur Verfügung.

Das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU) ist ein unabhängiges ökologisches Forschungsinstitut, das 1978 von Wissenschaftlern der Universität Heidelberg gegründet wurde. Es beschäftigt etwa 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Herausragend sind die zahlreichen Arbeiten des IFEU-Institutes zur Ökobilanzierung im Verpackungsbereich, der Abfallwirtschaft sowie zu Bioenergieträgern.

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Dörte Bieler presseportal

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