Subjektive Zufriedenheit mit dem Leben und generelle Lebensqualität bei Europäern weiterhin hoch

In Allgemeinen sind Europäer mit ihrer Lebensqualität zufrieden, doch finden sich beträchtliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern, so die zweite europaweite Erhebung zur Lebensqualität (2EQLS – European Quality of Life Survey).

Die Erhebung wurde von Eurofound, einem EU-Gremium mit Sitz in Dublin, durchgeführt und ermöglicht einen einzigartigen und zeitgemäßen Einblick in die Lebensqualität in Europa. Auch stellt sie Politikern und anderen interessierten Gruppen Informationen darüber zur Verfügung, wie Menschen ihre persönliche Lebensqualität einschätzen.

Auf einer von eins bis zehn reichenden Skala beurteilen Europäer ihre Lebensqualität durchschnittlich mit 7 und ihre Lebensfreude mit 7,5. Allerdings zeigen sich insbesondere bei den 12 neuen EU-Mitgliedstaaten große Unterschiede sowohl hinsichtlich des Grads der Lebenszufriedenheit als auch der Lebensfreude. Wie zu erwarten, ergab die Erhebung, dass Menschen mit höherem Einkommen, guter Gesundheit, sicherem Arbeitsplatz und höherem Bildungsniveau zufriedener, glücklicher und erfüllter sind. Des Weiteren äußerten sich Menschen, die gemeinsam mit einem Partner und Kindern lebten, zufriedener mit ihrem Leben.

„Die Unterschiede hinsichtlich Lebensqualität und Ausblick in die Zukunft unterstreichen die beträchtliche Inhomogenität der Lebensbedingungen und des Erlebens des Alltags bei Europäern“, so Jorma Karppinen, Direktor von Eurofound. „Starke Ungleichheiten hinsichtlich des subjektiven Wohlbefindens finden sich insbesondere zwischen sozialen sowie demografischen Gruppen in den ehemaligen Ostblockländern. Hierbei handelt es sich um gravierende Nachteile, die mit einem niedrigen Einkommen einhergehen. Auch ist es wahrscheinlicher, dass ältere Menschen angeben, mit ihrer Situation unzufrieden zu sein.“

„Mit der europaweiten Erhebung zur Lebensqualität (European Quality of Life Survey – EQLS) wird ein einzigartiger Versuch unternommen, die Lebensqualität in einer Vielzahl von unterschiedlichen Ländern zu erfassen“, so Vladimír Spidla, EU-Kommissar für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit, in einem Kommentar zur Erhebung und deren Ergebnissen. „Die Erhebung ist eine wichtige Informationsquelle, die die sozial- und wirtschaftspolitischen Herausforderungen aufzeigt, denen die EU nach zwei Vergrößerungsrunden gegenüber steht.“

Einkommen und Lebensstandard tragen entscheidend zur Lebensqualität bei. Lebensstandard und subjektives Wohlbefinden der Europäer sind eng mit der Wirtschaft des Landes, in dem sie leben, verknüpft. Die Erhebung ergab, dass der Anteil der Menschen, die die größten Deprivationen aufwiesen, d. h. jene, die sich fünf oder sechs elementare Notwendigkeiten nicht leisten konnten, in den 12 neuen EU-Mitgliedsstaaten fünfmal höher lag als in den ehemaligen EU-15-Ländern. In der Gruppe der drei Kandidatenländer liegt die Deprivation sogar zehnmal höher als in den EU-15.

Gesundheit ist ein Grundpfeiler der Lebensqualität bei Europäern. So gaben vier von fünf Europäern (81 %) an, dass gute Gesundheit für ihre Lebensqualität 'sehr wichtig' sei. Insgesamt bewerteten nur 21 % der Menschen ihre Gesundheit als 'sehr gut', während 46 % diese als 'gut' einschätzten. Des Weiteren beschreiben mehr Menschen in den 12 neuen EU-Mitgliedstaaten und den drei Kandidatenländern ihre Gesundheit als 'schlecht oder sehr schlecht'. Dies trifft insbesondere auf Frauen in diesen Ländern zu. Wie zu erwarten, wird mit zunehmendem Alter häufiger über einen schlechten Gesundheitszustand berichtet: in den EU-27 gaben weniger als 2 % der Menschen zwischen 18 und 34 Jahren einen schlechten Gesundheitszustand an, gegenüber 18 % bei den Befragten, die 65 Jahre oder älter waren.

Der Zugang zu Gesundheitsdiensten und deren Qualität gehen als wichtige Faktoren in den Sozialschutz ein. Eine erhebliche Anzahl der Europäer berichte allerdings von Schwierigkeiten beim Zugang zu Gesundheitsdiensten. So gaben zum Beispiel über 25 % der Menschen in den EU-27 Probleme aufgrund einer zu großen Entfernung zu ihrem Arzt oder zum Krankenhaus an, mehr als 38 % müssen auf einen Arzttermin warten und über 27 % fällt es schwer, die mit einem Arztbesuch einhergehenden Kosten zu tragen.

Europäer betrachten Gesundheit und die Qualität der Beziehungen in der Familie üblicherweise als den wichtigsten Aspekt der Lebensqualität. Die Familie steht bei den meisten Menschen an erste Stelle, wenn im Notfall Unterstützung gesucht wird, und dasselbe gilt auch für die Kinder- und Altenbetreuung. Dabei ist allerdings deutlich zu erkennen, dass Männern und Frauen in der Familie unterschiedliche Rollen zukommen. So werden beispielsweise im Haushalt anfallende Aufgaben nicht in gleicher Weise übernommen. Frauen berichten mit größerer Wahrscheinlichkeit, dass sie sich täglich mit Betreuungsaufgaben befassen. Auch widmen sie wesentlich mehr Zeit der Haushaltsführung. In den EU-27 geben Frauen an, 33 Stunden pro Woche für die Betreuung und Ausbildung der Kinder aufzuwenden, gegenüber Männern, die im Durchschnitt mehr als 18 Stunden aufwenden. Frauen verbringen 18 Stunden pro Woche mit Kochen und Hausarbeiten, Männer bringen hierfür im Vergleich 10 Stunden pro Woche auf.

Den Bürgern dazu zu verhelfen, eine gewisse Ausgewogenheit von Familienleben, persönlichen Verpflichtungen und Arbeitsleben zu entwickeln, ist zu einem zentralen Anliegen in der sozialpolitischen Debatte geworden. Noch immer geben fast die Hälfte (48 %) der einer bezahlten Beschäftigung nachgehenden Bürger der EU-27 an, mindestens einige Male im Monat aufgrund ihrer Arbeit zu müde seien, um Arbeiten im Haushalt zu verrichten, während fast jeder Vierte (22 %) äußert, mehrmals in der Woche diesbezüglich zu müde zu sein. Ähnliche, wenn auch geringer Anteile der arbeitenden Bevölkerung geben an, dass es ihnen aufgrund der Zeit, die sie am Arbeitsplatz verbringen, schwer fällt, ihren Aufgaben in der Familie gerecht zu werden: fast ein Drittel (29 %) berichtet, dass dies mindestens mehrere Male im Monat passiert, und bei 11 % ist dies mehrere Male in der Woche der Fall.

Die Erhebung EQLS betrachtet auch die Einschätzung der Qualität von Umwelt und Gesellschaft. Beispielsweise erfasst sie das Vertrauen in andere Menschen und in Institutionen. Aufgefordert auf einer Skala von 1 bis 10 anzugeben, wie sehr sie anderen Menschen Vertrauen schenken, brachten Menschen in den nordischen Ländern und den Niederlanden mit Werten zwischen 6,5 und 7,2 das höchste Maß an Vertrauen zum Ausdruck. Menschen in Zypern brachten mit einem Wert von nur 2,6 das geringste Vertrauen zum Ausdruck, gefolgt von der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien (3,8).

Eurofounds Erhebung zur Lebensqualität in Europa basiert auf über 35,000 persönlichen Befragungen von Menschen im Alter von 18 oder mehr Jahren. Die Feldarbeit wurde im Zeitraum von September 2007 bis Februar 2008 in 31 Ländern durchgeführt: den 27 EU-Mitgliedsstaaten und den drei EU-Kandidatenländern – Kroatien, die ehemalige jugoslawischen Republik Mazedonien und die Türkei – sowie in Norwegen. In 24 Ländern betrug die Stichprobengröße rund 1.000 Befragte. In Frankreich, Italien, Polen und Großbritannien/Nordirland belief sich die Stichprobengröße auf rund 1.500 Befragte, während sie in Deutschland und der Türkei 2.000 betrug. Der gesamte Bericht mit allen deskriptiven Daten wird im März 2009 erscheinen. An diese wird sich die Veröffentlichung einer Reihe von Sekundäranalysen anschließen.

Die Zusammenfassung der 2. europaweiten Erhebung zur Lebensqualität finden Sie unter http://www.eurofound.europa.eu/publications/htmlfiles/ef0852.htm

Die Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen (Eurofound) ist ein dreigeteiltes EU-Gremium, dessen Aufgabe es ist, den wichtigsten Handlungsträgern der Sozialpolitik Untersuchungsergebnisse, Sachkenntnis und Rat aus vergleichender Forschung zur Verfügung zu stellen. Die Stiftung wurde durch die Verordnung EWG Nr. 1365/75 des Rates vom 26. Mai 1975 gegründet und hat ihren Sitz in Dublin (Irland).

Weitere Informationen erhalten Sie von

– Måns Mårtensson, Pressesprecher, unter der E-Mail-Adresse mma@eurofound.europa.eu, oder per Telefon: +353-1-204 3124 bzw. Mobiltelefon +353-876-593 507

– Teresa Renehan, Information Liaison Officer, unter der E-Mail-Adresse: ter@eurofound.europa.eu, oder per Telefon: +353-1-204 2125

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