Studieren ohne Abitur: Wachstumstrend setzt sich fort

Während es im Jahr 2009 etwa 6.300 und 2011 knapp 11.900 waren, schrieben sich im Jahr 2012 über 12.400 neu ein, mit 2,5 Prozent aller Anfänger(innen) wurde damit ein neuer Rekord erreicht.

Spitzenreiter im Bundesländervergleich sind mit einem Anteil von 4,5 Prozent Hamburg und Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Berlin mit 3,8 Prozent. Erstmals haben die Fachhochschulen auch bei den absoluten Zahlen die Nase deutlich vorn.

„Die Öffnung der Hochschulen für beruflich Qualifizierte ist wichtig für die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung. Deutschland ist dabei erneut einen Schritt vorangekommen“, erläuterte CHE Geschäftsführer Prof. Dr. Frank Ziegele bei der Vorstellung der aktuellen CHE-Studie zur Entwicklung der Studienanfänger(innen)zahlen ohne Abitur. „Wenn Studieren zum Normalfall wird, sollten sich Hochschulen auch auf diese Zielgruppe einstellen.“

Der Zuwachs hält über die letzten Jahre an, wobei jedoch größere Differenzen zwischen den einzelnen Bundesländern zu beobachten sind: Der bundesweite Anteil von Studienanfänger(inne)n ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung lag 2009 bei 1,5 Prozent, 2011 bei 2,3 Prozent und 2012 bei 2,5 Prozent.

An Universitäten wuchs er von 1,7 Prozent in 2010 auf 2 Prozent in 2012, an Fachhochschulen im gleichen Zeitraum von 2,7 Prozent auf 3,3 Prozent. 2012 übertrafen die Fachhochschulen mit knapp 6.600 Studienanfänger(inne)n auch bei den absoluten Zahlen die Zahl der Studienanfänger(innen) ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung an Universitäten (ca. 5.800).

Bei der Fächerwahl entscheiden sich knapp 45 Prozent aller Neuimmatrikulierten ohne Abitur für die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Jede(r) Vierte wählt ein Studienfach aus der Gruppe der MINT-Fächer (Mathematik, Ingenieur- und Naturwissenschaften und Technik). Mehr als 10.000 Studienanfänger(innen) ohne Abitur und Fachhochschulreife konnten damit seit 2009 für diese Fächergruppe gewonnen werden und die absoluten Zahlen steigen weiter.

Seit 2009 haben 15 von 16 Bundesländern ihre Zugangsbedingungen zum Studium ohne Abitur bereits deutlich verbessert. Auch Brandenburg kündigt dies in einer Gesetzesnovelle für 2014 an. Einige Bundesländer planen derzeit mit der Novellierung ihrer Hochschulgesetze über die von der Kultusministerkonferenz im Jahr 2009 vereinbarten Maßnahmen hinauszugehen und damit ihre Hochschulen deutlich weiter für die Zielgruppe zu öffnen. In Hamburg z.B. soll bei der Zulassung zu grundständigen Studiengängen eine 3-Prozent-Vorabquote für diese Personengruppe eingeführt werden und in Baden-Württemberg sollen weiterbildende Bachelorstudiengänge eingerichtet werden, die speziell an die Kenntnisse und Bedürfnisse der Zielgruppe angepasst sind.

Neben den rechtlichen Zugangsmöglichkeiten wird die Frage „Stillstand oder Fortentwicklung?“ im Bereich des Studierens ohne Abitur auch von der Bereitstellung flexibler Studienmodelle und zielgruppenspezifischer Informations- und Unterstützungsangebote durch die Hochschulen abhängen. „Studierende ohne Abitur und Fachhochschulreife brauchen häufig Studienangebote mit flexiblen Studienzeiten“, so Ziegele weiter, „Studiengänge mit hohem Anteil an Präsenzzeiten und wenig Teilzeitangeboten machen es Studieninteressierten schwerer, sich aus dem Beruf heraus akademisch weiterzubilden.“

So wird die aktuelle Zahl an Studienanfänger(inne)n ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung an Universitäten über die Hälfte von der FernUniversität in Hagen bestimmt, die mit ihren Fernstudiengängen alleine mehr als alle anderen Universitäten zusammen anzieht. Doch auch für alle anderen Hochschultypen finden sich Beispiele, welche die spezifischen Kompetenzen und Bedürfnisse dieser Studierendengruppe in besonderem Maße berücksichtigen.

Die Berechnungen des CHE basieren auf den Daten des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2012. Die Online-Publikation ist unter dem Titel „Studieren ohne Abitur: Stillstand oder Fortentwicklung? Eine Analyse der aktuellen Rahmenbedingungen und Daten“ erschienen und kann auf den Internetseiten des CHE heruntergeladen werden.

Die aktualisierten Daten sind zudem im Online-Studienführer für alle Studieninteressierten und Studierenden ohne Abitur und Fachhochschulreife (www.studieren-ohne-abitur.de) enthalten. Das Online-Portal informiert darüber hinaus über die rechtlichen Rahmenbedingungen und Zugangsvoraussetzungen in den einzelnen Ländern und nennt Ansprechpartner(innen) und Möglichkeiten der Studienfinanzierung.

Bei Rückfragen stehen Ihnen die Autor(inn)en Sindy Duong (sindy.duong@che.de, Tel. 05241 9761-46) und Vitus Püttmann (vitus.puettmann@che.de, Tel. 05241 9761-48) gerne zur Verfügung.

http://www.che.de/downloads/CHE_AP_177_Studieren_ohne_Abitur_2014.pdf Download der Studie
http://www.studieren-ohne-abitur.de Online-Studienführer zum Studium ohne Abitur
http://www.che.de/cms/?getObject=5&getNewsID=1713&getCB=398&getLang=… Pressemitteilung

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Britta Hoffmann-Kobert idw - Informationsdienst Wissenschaft

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