Studienberechtigte erwarten gute Karrierechancen und hohe Einkommen nach dem Studium

Abb. 1: Studienberechtigte 2010 ein halbes Jahr nach Schulabgang: Von einer Berufsausbildung bzw. einem Studium erwartete Vorteile (Wert 5 einer fünfstufigen Skala von 1 „gar nicht“ bis 5 „in hohem Maße“, in v. H.)<br>

Dies sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung der Studienberechtigten des Jahres 2010 ein halbes Jahr nach Schulabgang, die das HIS-Institut für Hochschulforschung (HIS-HF) mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) durchgeführt hat. Rund 9.000 Studienberechtigte beteiligten sich an dieser Längsschnittuntersuchung, die das Übergangsverhalten von der Schule in Ausbildung, Studium und Beruf in den Blick nimmt.

Ein halbes Jahr nach Schulabschluss hat der Großteil der Studienberechtigten bereits ein Studium oder eine Berufsausbildung aufgenommen; etwa ein Drittel plant einen solchen Schritt für die Folgezeit, befindet sich aber aus verschiedenen Gründen noch in einer Übergangstätigkeit. Die Zeit zwischen der Schule und dem ersten nachschulischen Qualifizierungsschritt wird dabei zunehmend genutzt, um Erfahrungen zu sammeln und sich über die eigenen Interessen und Möglichkeiten klar zu werden. Die rückläufige Bedeutung des Wehr- und Zivildienstes in dieser Übergangsphase führt demnach nicht zwangsläufig zu einer zügigeren Studienaufnahme, sondern die sich daraus ergebenden Freiräume werden oftmals für Auslandserfahrungen, freiwillige soziale Dienste oder Praktika genutzt.

Den Autoren der Studie zufolge kommt es in der Zeit zwischen der Schule und dem ersten nachschulischen Qualifizierungsschritt zu einem Entscheidungsprozess, dessen Ergebnis von verschiedenen individuellen und institutionellen Faktoren abhängt. Die meisten Studienberechtigten versprechen sich von einem Studium gute Karrierechancen, ein hohes Einkommen und gesellschaftliche Anerkennung. Von einer beruflichen Ausbildung werden derartige Vorteile dagegen nur zu ganz geringen Anteilen erwartet (s. Abb. 1).

Ein Studium ist nach Ansicht der Studienberechtigten zwar mit mehr Vorteilen verbunden, allerdings geht es auch mit höheren Belastungen während der Studienzeit einher. Insbesondere die höheren Leistungsanforderungen, der Lernstress und die finanziellen Einschränkungen werden von den Studienberechtigten als belastend empfunden. Für welchen Bildungsweg sich die Studienberechtigten letztlich entscheiden, ist nach Ansicht des Projektleiters Markus Lörz jedoch auch von deren Interessen, Erfolgsaussichten und den Erwartungen des sozialen Umfelds abhängig. Insgesamt streben trotz der erwarteten Belastungen 72 % der Studienberechtigten einen Hochschulabschluss an. Beim Abschlussjahrgang 2010 gehören hierbei insbesondere Wirtschaftswissenschaften, Lehramtsstudiengänge und Maschinenbau zu den beliebtesten Studienrichtungen.

Die Studienberechtigten wurden auch nach ihren späteren Einkommenserwartungen befragt. Im Durchschnitt rechnen sie mit einem Netto-Monatseinkommen von rund 1.900 Euro beim Berufseinstieg, welches sich ihrer Meinung nach im Laufe der weiteren Berufskarriere auf 3.500 Euro erhöhen sollte. Vor dem Hintergrund der tatsächlichen Einkommenssituation zeigt sich zwar, dass die Studienberechtigten von höheren Einkommen ausgehen, als sie später wahrscheinlich erzielen werden. Die Ergebnisse zeigen aber nach Einschätzung der Autoren auch, dass die Studienberechtigten bereits ein halbes Jahr nach Schulabgang ein gutes Gespür für die mit den verschiedenen Bildungswegen tatsächlich verknüpften Einkommensmöglichkeiten und Einkommensentwicklungen haben. Die höchsten Einkommen erwarten Studienberechtigte, die einen Masterabschluss anstreben; von den geringsten Einkommen gehen diejenigen aus, die eine Berufsausbildung durchlaufen (s. Abb. 2).

Besonders hohe Einkommen versprechen sich die Studienberechtigten von einem Studium der Rechtswissenschaft und der MINT-Fachrichtungen. Die Studienrichtungen Pädagogik/Sport, Sozialwissenschaften/Sozialwesen und Kunst/Gestaltungswesen gehen dagegen mit deutlich niedrigeren Einkommenserwartungen einher. Zudem zeigen sich bei der Einschätzung der künftigen Einkommen deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede: Männer versprechen sich ein durchschnittlich höheres Netto-Monatseinkommen als Frauen. Nach Lörz lässt sich dies zum Teil durch eine unterschiedliche Studienfachwahl erklären. Möglicherweise antizipieren Frauen aber auch bereits zu diesem frühen Zeitpunkt Erwerbsunterbrechungen und Teilzeitphasen im späteren Berufsleben.

Das HIS-HF-Studienberechtigtenpanel ist eine in Dauer und Umfang deutschlandweit einmalige Untersuchungsreihe. Das HIS-Institut für Hochschulforschung befragt seit mehr als 35 Jahren jeden zweiten Studienberechtigtenjahrgang. Die aktuelle Publikation „Erwartungen, Entscheidungen und Bildungswege. Studienberechtigte 2010 ein halbes Jahr nach Schulabgang“ ist in der Reihe HIS:Forum Hochschule erschienen (Nr. 5|2012) und steht Interessierten als PDF-Download unter http://www.his.de/pdf/pub_fh/fh-201205.pdf kostenlos zur Verfügung. Eine Printversion kann gegen eine Schutzgebühr von 20 Euro direkt bei der HIS Hochschul-Informations-System GmbH bestellt werden.

Nähere Auskünfte:
Markus Lörz
Tel.: 0511 1220-240
E-Mail: loerz@his.de

Heiko Quast
Tel.: 0511 1220-460
E-Mail: quast@his.de

Andreas Woisch
Tel.: 0511 1220-484
E-Mail: woisch@his.de

Pressekontakt:
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Tel.: 0511 1220-290
E-Mail: hafner@his.de

Tanja Meister
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