Stress ade? HMS-Studie zeigt Zusammenhang zwischen Computerspielen und Erholung am Arbeitsplatz

Ist das „Daddeln“ am Arbeitsplatz bloße Zeitverschwendung? Nicht unbedingt, wie die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Hamburg Media School verdeutlichen.

Computer und Internetzugang sind feste Bestandteile moderner Büroarbeitsplätze.

Neben ihrem professionellen Einsatz zur Bewältigung des Berufsalltags bieten diese Medien eine Vielfalt von Unterhaltungs- und Ablenkungsmöglichkeiten. Eine ganze Fülle von „Casual Games“, kleinen Onlinespielen, die sich meist direkt im Web-Browser des Benutzers spielen lassen, ist nur einen Klick entfernt. Eine aktuelle Studie der Hamburg Media School unter der Leitung der Medienpsychologen Prof. Sabine Trepte und Leonard Reinecke zeigt, dass rund die Hälfte der befragten Nutzer von Casual-Games auch im Büro gelegentlich eine Partie Tetris, Mahjong oder Sudoku spielt.

Computerspiele tragen zur Erholung bei

Was sind Beweggründe für Spieler, ein Online Game während der Arbeitszeit zu nutzen? Ist das Spielen am Arbeitsplatz bloße Verschwendung kostbarer Arbeitszeit? Die Ergebnisse der Studie weisen in eine andere Richtung. Für viele der Befragten stellen Computerspiele am Arbeitsplatz eine willkommene Gelegenheit zum Durchatmen dar. Spiele werden während der Arbeitszeit gezielt eingesetzt, um sich von vorangegangenen Arbeitsbelastungen zu erholen. „Computerspiele wirken auf ganz verschiedene Weise erholsam: Zum einen lassen sie den Spieler für einen kurzen Moment den Arbeitsstress vergessen und wirken somit entspannend, zum anderen bieten sie Herausforderung und Erfolgserlebnisse und können so zu einer besseren Stimmung verhelfen“, erklärt Medienpsychologe Leonard Reinecke.

Personen mit starker Arbeitsbelastung spielen mehr

Besonders attraktiv sind Computerspiele am Arbeitsplatz für Menschen, die starker Arbeitsbelastung ausgesetzt sind. Mehr Stress im Job ging in der Studie mit erhöhter Nutzung von Spielen während der Arbeitszeit einher. Auch das soziale Klima am Arbeitsplatz hat einen Einfluss. Personen mit mehr sozialer Unterstützung spielen seltener während der Arbeit als Personen, die nur auf wenig Unterstützung durch Kollegen und Vorgesetzte zählen können. „Natürlich bedeutet die erholsame Wirkung von Computerspielen keinen 'Persilschein' für ungehemmtes Spielen während der Arbeitszeit“, so Reinecke. Dennoch liefert die Studie Hinweise darauf, dass das Spielen am Arbeitsplatz eine positive Ressource darstellen kann, um die alltäglichen Belastungen des Arbeitslebens zu bewältigen.

In einer Onlinestudie befragten die Wissenschaftler insgesamt 1.010 Nutzer der Games-Portale Bigpoint.de und GameDuell.de zu ihrer Nutzung von Computerspielen am Arbeitsplatz. Die Stichprobe ist daher nicht repräsentativ für die werktätige Bevölkerung in Deutschland. Im Zentrum der Studie stand die Forschungsfrage, in welchem Umfang Computerspiele am Arbeitsplatz zur Erholung genutzt werden und welche Faktoren die Nutzung von Spielen während der Arbeitszeit beeinflussen.

Erfasst wurden neben der Arbeitsbelastung der Befragten und der sozialen Unterstützung am Arbeitsplatz auch Situationen, in denen Computerspiele während der Arbeitszeit genutzt werden, sowie das Erholungsgefühl, das mit dem Spielen am Arbeitsplatz einhergeht. Die aktuelle Befragung ist Teil einer Studienreihe der Hamburg Media School, die sich dem Erholungspotential von Video- und Computerspielen widmet. In einer ersten experimentellen Laborstudie aus dem Jahr 2006 konnten bereits positive Erholungseffekte von Computerspielen nachgewiesen werden. Versuchspersonen, die nach einer anstrengenden Textkorrekturaufgabe ein Computerspiel spielten, zeigten im Anschluss bessere Konzentrationsleistungen als Probanden, die nicht gespielt hatten.

Die Ergebnisse dieser Vorgängerstudie sind bereits in der Fachzeitschrift Journal of Media Psychology erschienen.

In einer Folgestudie gehen die Medienpsychologen nun der Frage nach, welchen Stellenwert Computerspiele im Alltag einnehmen und ob sie auch in der Freizeit zur Erholung beitragen können. Die Onlinestudie ist abrufbar unter http://www.hamburgmediaschool.com/gamesstudie. Teilnehmen können sowohl Computerspielbegeisterte als auch Nichtspieler.

Weitere Informationen zur Studie:

Leonard Reinecke (Dipl.-Psych.),
Hamburg Media School, Finkenau 35, 22081 Hamburg
Telefon: 040 – 413 468 – 25
Telefax: 040 – 413 468 – 10
E-Mail: l.reinecke@hamburgmediaschool.com
Die als Public-Private-Partnership organisierte Hamburg Media School wird von 30 renommierten Medienunternehmen getragen und bildet in ihren zweijährigen Aufbaustudiengängen Medienmanagement, Journalismus und Film auf professionellem Niveau angehende Kreative und Entscheider der Medienbranche aus.

Media Contact

Sabine Lucht idw

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