Wie steht es um die Zukunft der hausärztlichen Versorgung?

Mangel von Hausärztinnen und Hausärzten auf dem Lande, hohe Dichte von Arztpraxen in Ballungsräumen, aber Vormarsch der Fachärzte zum Nachteil der Hausarztpraxen: Und das, obwohl Hausarztpraxen bei Politik und Krankenkassen als Dreh- und Angelpunkt der zukünftigen Gesundheitsversorgung gelten.

Unklar ist gegenwärtig, wie es eigentlich um die Zukunft der hausärztlichen Versorgung in Deutschland bestellt ist. Eine Gruppe von Gesundheitswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern der Universität Bremen ist in diesem Zusammenhang der bislang wenig beachteten Frage nachgegangen, welche Vorstellungen Medizinstudierende und künftige Hausärztinnen und Hausärzte über die allgemeinmedizinische Versorgung der Zukunft haben.

Aus den Ergebnissen der Erhebung „Die Sicherung der hausärztlichen Versorgung in der Perspektive des ärztlichen Nachwuchses und niedergelassener Hausärztinnen und Hausärzte“ lassen sich diese Schlüsse ziehen: Die bisherige starke Fixierung auf die so genannte ärztliche Bedarfsplanung wird dem politischen Ziel einer möglichst gleichmäßigen allgemeinmedizinischen Versorgung nicht gerecht. Das Berufsbild des Allgemeinmediziners und der Allgemeinmedizinerin muss – wie im europäischen Ausland bereits gang und gäbe – systematisch verbessert werden.

An Hand von leitfadengestützen qualitativen Interviews in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein stellte das Bremer Forscher-Team von Professor Norbert Schmacke, Maren Stamer, Heidi Niehus und Bettina Berger u. a. folgende Fragen:

– Welche Wünsche werden an die Veränderung der beruflichen Rahmenbedingungen formuliert?

– Welche Motive und Hintergründe werden mit einer Niederlassung in strukturschwachen Regionen verbunden?

– Wie kann das Interesse an einer allgemeinmedizinischen Tätigkeit gesteigert werden?

Als Konsequenz der Studie regen die Bremer Gesundheitsforscher an, in Forschung und Planung mehr Aufmerksamkeit auf folgende Aspekte zu legen:

– Gezielte Rekrutierung des Nachwuchses für eine spätere Tätigkeit in strukturschwachen Regionen;

– frühzeitige Praktika in der Allgemeinmedizin und deren Reflexion im Medizinstudium;

– Förderung von Weiterbildungsverbünden für Ärztinnen und Ärzte auf dem Weg zum Erwerb der Gebietsbezeichnung Allgemeinmedizin;

– Forschung zur Identitätsbildung von Hausarztmedizin;

– Modelle zur besseren Bewältigung der Anforderungen durch Beruf, Familie und Partnerschaft in unterschiedlichen regionalen Milieus;

– Modellhafte Erprobung neuer kooperativer Versorgungsformen in der Allgemeinmedizin.

Weitere Informationen

Universität Bremen
Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften
Arbeits- und Koordinierungsstelle Gesundheitsversorgungsforschung
Prof. Dr. Norbert Schmacke
Tel. 0421 218 8131
E-Mail: schmacke@uni-bremen.de
Langfassung der Studie: http://www.akg.uni-bremen.de (Arbeitspapier 05/2008)

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Eberhard Scholz idw

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