Stadtflucht rechnet sich nicht

Wenn alle Akteure ihre eigenen Ausgaben so niedrig wie möglich halten, entsteht dadurch keine kostengünstige Lösung für das Gemeinwesen. Vielmehr verursacht das Verhalten hohe Aufwendungen für eine gesamte Region und die Steuerzahler („Kostenparadoxon der Baulandentwicklung“).

Eine Studie des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) Dresden im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit beschreibt, warum das so ist und was sich besser machen lässt.

Aus Sicht von Städteplanern ist das Zersiedeln in die Fläche nicht wünschenswert. Finanzielle Anreize können, so die Annahme mancher Ökonomen, ausufernde Flächennutzung begrenzen. An der Entwicklung und Nutzung von Bauland sind aber ganz unterschiedliche Interessenten beteiligt. Was treibt bei diesem Zusammenspiel die Gesamtkosten hoch? Rechnen die Beteiligten einfach falsch?

Sie rechnen richtig. Die IÖR-Wissenschaftler fanden heraus, dass alle Akteure zwar kostenbewusst handeln (können), aber sehr unterschiedliche Kostenarten ins Blickfeld nehmen und langfristige Folgen für andere Mitwirkende vernach-lässigen. Wenn beispielsweise Gemeinden Kosten für eine neue Infrastruktur auf Projektentwickler abwälzen können, fehlt der ökonomische Anreiz, effizienter zu gestalten. Oft vernachlässigen Berechnungsvorschriften langfristige Effekte. Kommunen müssen im Moment der Entscheidung für ein Baugebiet beispielsweise die Instandhaltungskosten nicht mitbedenken. Die Kosten des Neubaus einer Straße gehen aber zu zehn, die des Unterhalts zu 100 Prozent in die öffentlich zu tragenden Kosten des Straßensystems ein. Häuslebauer übersehen beim Kauf preiswerten Baulandes oft die Ausgaben für Mobilität beim „Wohnen auf dem Land“. Und viele Zahler werden gar nicht gefragt: Die Fixkosten der Ver- und Entsorgung werden auf alle Kunden umgelegt – egal, wo sie wohnen.

Faktoren wie diese tragen aus Sicht der Forscher zum “ Kostenparadoxon der Baulandentwicklung“ bei. Das Ergebnis vieler Einzelentscheidungen, die niemand bewusst steuert, sind ineffiziente – teure – Siedlungsstrukturen. Die Wissenschaftler leiten die Forderung ab, Kosten der Baulandentwicklung deutlicher sichtbar zu machen und Fehlanreize abzubauen. „Außerdem müssten die Verfahren zur Kostenermittlung geändert werden, um langfristige Entwicklungen nachhaltig mit zu beachten und so die künftigen Kosten für die Allgemeinheit zu begrenzen“, sagt Clemens Deilmann, der Leiter des Projektes.

Der Band analysiert die Merkmale möglicher Konstellationen bei der Entwicklung vom Bauland und beschreibt ausführlich sowie anhand einprägsamer Beispiele Wirkungen und Handlungsvorschläge.

233 Seiten, ISSN 1862-4804.
Herausgeber: Umweltbundesamt

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Katlen Trautmann idw

Weitere Informationen:

http://www.ioer.de

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