Schwangerschaft prägt Vorlieben des Kindes

Das Verhalten von Müttern während der Schwangerschaft und Stillzeit bestimmt nicht nur die Gesundheit des Kindes mit, sondern hat auch Einfluss auf dessen Vorlieben.

Darauf deutet eine Reihe aktueller Forschungen, die sich den Auswirkungen von Fastfood, Rauchen und Alkohol während der Schwangerschaft und nach der Geburt widmen. Wie die Mutter, so auch später das Kind, gilt hier zumindest bis zu einem gewissen Ausmaß.

Erbe der Schwangerschaft

So berichten Forscher um Beverly Muhlhausler der University of Adelaide, dass sich zucker- und fettreiche Nahrung von Schwangeren und Stillenden im entsprechenden Appetit des bereits erwachsenen Kindes spiegelt – zumindest bei Ratten. „Viele Mütter drängen ihre Kinder zu Obst und Gemüse. Ironischerweise könnte es jedoch sein, dass ihre Ernährung als Schwangere die Vorliebe der Kinder für Junkfood grundgelegt hat“, so Gerald Weissmann, Herausgeber des FASEB-Journals, in dem die Studie erschienen ist.

Sehr ähnlich klingt das Ergebnis einer finnischen und russischen Studie, die Folgen von Nikotin in der Schwangerschaft überprüfte. Forscher mischten trächtigen Mäusen das Nervengift in das Trinkwasser und beobachteten, wie viel Nikotin sich deren Jungen später selbst verabreichten. Die Prägung zeigte nicht nur im Verhalten, sondern auch auf Zellebene durch die Aktivierung von Zellrezeptor-Signalen – was zuvor auch in der australischen Studie gelungen war. „Jugendliche fangen eher früh zu rauchen an, wenn die Mutter während der Schwangerschaft rauchte“, so die Interpretation von Forschungsleiter Raimo K. Tuominen.

Problem von Mäusen und Menschen

Susanna Kramarz von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtsmedizin warnt gegenüber pressetext davor, vorschnell von Versuchstieren auf Menschen zu schließen. „Den spätere Einfluss etwa von Junkfood während der Schwangerschaft kann man beim Menschen nicht untersuchen, da man dabei andere Einflüsse wie etwa familiäre Essgewohnheiten eliminieren müsste. Man weiß heute jedoch, dass Kinder übergewichtiger Mütter mit erhöhter Wahrscheinlichkeit selbst übergewichtig werden. Das gilt jedoch auch für Kinder, die im Mutterleib einer Mangelernährung ausgesetzt waren.“

Alkohol und Verhaltensauffälligkeit

Auf andere Weise erkundeten Forscher der University of Pittsburgh http://www.pitt.edu die Spätfolgen von Alkohol in der Schwangerschaft. In einer Untersuchung über 16 Jahre bei 600 menschlichen Müttern zeigten sie, dass Kinder von Schwangeren, die häufig Alkohol tranken, als Jugendliche dreimal häufiger Verhaltensstörungen entwickeln. „Alkohol in der Schwangerschaft kann nicht nur beim Baby ernste Schäden hervorrufen, sondern dürfte auch das Risiko für spätere Verhaltensprobleme erhöhen“, so Studienleiterin Cynthia A. Larkby. Einflüsse von Umweltfaktoren und Vererbung wurden dabei allerdings noch nicht geklärt.

Abstracts der Studien unter
http://www.fasebj.org/content/early/2011/03/20/fj.10-178392 (Junkfood),
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20457149 (Nikotin) sowie
http://dx.doi.org/10.1016/j.jaac.2010.12.004 (Alkohol)

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.redaktion

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer