Regeln reichen nicht: Compliance-Praxis nimmt Reputation ins Visier

Nach den großen Korruptionsaffären zurückliegender Jahre haben die meisten Unternehmen ein akribisches System zur Kontrolle des regelkonformen Verhaltens ihrer Mitarbeiter installiert. Ein Thema, das Unternehmen offensiv und selbstbewusst nach außen vermitteln, ist Compliance aber noch lange nicht.

Das zeigen die Ergebnisse der Studie „Im Fadenkreuz der Öffentlichkeit: Compliance als Reputationsschutz“, die von der MHMK, Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, und dem Compliance Communication Center in München durchgeführt wurde. Dafür wurden Compliance-Verantwortliche aus Unternehmen befragt.

Typisch für den Status quo der Compliance-Praxis in deutschen Unternehmen ist eine eher starke Zentralisierung der Strukturen, meist unter rein juristischer Perspektive. Vor allem in größeren Unternehmen liegt der Fokus damit eher auf verwaltenden als auf gestaltenden Aufgaben. So sagen 52 Prozent der befragten Compliance-Manager von sich, sie sorgten für die zentrale Verwaltung aller Compliance-Aufgaben des Unternehmens. 34 Prozent sehen sich in der Rolle des Ansprechpartners für individuelle Fragen rechts- und regelkonformen Verhaltens und lediglich 14 Prozent sehen sich selbst als Berater, der für Prozesse und Strukturen sorgt.

Compliance als Reputationstreiber: Vergebene Chancen

Von der Unternehmenskommunikation erwarten die Compliance-Verantwortlichen vor allem operativen Support bei der Umsetzung der eigenen Vorgaben, wie bei der Erstellung von Publikationen, bei der Behandlung von Compliance-Themen im Intranet oder der Mitarbeiterzeitung. Eine strategische, langfristige Zusammenarbeit besteht weder mit der externen noch mit der internen Unternehmenskommunikation. „Aus kommunikativer Sicht ist der Mangel an institutionalisierten Schnittstellen zwischen Compliance-Management und Unternehmenskommunikation noch eine deutlich wahrnehmbare Schwachstelle. Compliance ist ein sehr sensibler Bereich für die gesamte Reputation eines Unternehmens und muss im Sinne eines Reputationsmanagements proaktiv kommuniziert werden“, so Prof. Dr. Lars Rademacher von der MHMK.

Bislang gehen lediglich 38 Prozent der befragten Unternehmen offensiv mit dem Thema Compliance-Management um. Beinahe die gleiche Zahl an Compliance-Verantwortlichen (36 Prozent) gibt an, möglichst wenig zu dem Thema zu kommunizieren. Auf die Frage nach der Entwicklung der Unternehmenskultur im Zeitraum von fünf Jahren zeigt sich, dass die Manager einen Wechsel in der Compliance-Praxis erwarten. Von knapp 30 Prozent, die sich derzeit innerhalb einer kontrollbasierten Unternehmenskultur verorten, rechnet über die Hälfte mit einer Veränderung hin zu einer vertrauensbasierten und damit ungleich aktiveren Unternehmenskultur.

Fehlende Verknüpfung zur Unternehmenskommunikation verunsichert die Verantwortlichen

Die überwiegende Mehrheit der Befragten wirkt allerdings verunsichert über die Entwicklung ihres Aufgabenbereiches: Gefragt, wie die Compliance-Manager ihre eigene Unternehmenskultur einschätzen, bleiben 38,8 Prozent der Befragten unentschieden. Über den Zustand der Unternehmenskultur in fünf Jahren traut sich bereits beinahe jeder zweite verantwortliche Manager (45,8 Prozent) keine Prognose mehr zu. Hier fehlt eine eindeutige, in die generelle Unternehmensvision eingebettete und mit den Zielen der Unternehmenskommunikation verknüpfte Verortung der Compliance-Praxis.

„Unsere Befragung zeigt, dass Compliance-Management eine Pflichtübung in deutschen Unternehmen ist, die mittlerweile zuverlässig wahrgenommen wird. Für eine strategische Neuordnung, die das besondere Potenzial in der Compliance-Kommunikation ausschöpft, muss allerdings das Top-Management die notwendigen Signale geben. Compliance ist nicht nur Regelbefolgung, sondern sollte jeden Mitarbeiter befähigen, anhand eines eindeutigen, anschlussfähigen Regelsets eine eigene Beurteilungs- und Entscheidungskompetenz auszubilden. Dafür müssen die internen Strukturen allerdings ein eigenverantwortliches Handeln der Mitarbeiter vorsehen und sie durch die systematischen Kommunikation der Compliance-Praxis nach innen und nach außen zu selbstbewussten Vertretern der dahinterstehenden Werte machen“, so Susanne Kamm, Initiatorin des Compliance Communication Center.

Für die Studie wurden erstmals Compliance-Verantwortliche aus 97 per Zufallsstichprobe ermittelten Unternehmen unterschiedlicher Größe, Branchen und Rechtsformen zur Zusammenarbeit mit der Unternehmenskommunikation befragt. Die komplette Studie mit zahlreichen weiteren Detailergebnissen und Interpretationen sowie praxisorientierten Empfehlungen kann unter www.compliance-communication-center.com/studie bestellt werden.

Bei Rückfragen oder Interesse an einem Interview wenden Sie sich bitte an:

Susanne Kamm
Initiatorin Compliance Communication Center
Bazeillesstraße 3
81669 München
Tel.: 089.238 88-166
Mobil: 0172.89 78 230
sk@compliance-communication-center.com
http://compliance-communication-center.com/
Medienkontakt MHMK unter www.mhmk.de/presse.
Über die MHMK: Die MHMK, Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, ist die größte private Medienhochschule in Deutschland und lehrt nach dem Dreiklang „Medien verstehen, Medien gestalten und Medien managen“. Mit mehr als 1.900 Studierenden und rund 80 Professoren an fünf Standorten in München, Stuttgart, Köln, Hamburg und Berlin verfügt sie über ein bundesweites Netzwerk mit Institutionen und Unternehmen der Medien- und Designbranche sowie über internationale Kontakte und Kooperationspartner. In den vier Bachelorstudiengängen Film und Fernsehen, Journalistik, Medien- und Kommunikationsdesign sowie Medienmanagement wählen die Studierenden aus einem breiten Spektrum an Studienrichtungen. Ergänzend wird der in Deutschland bisher einzige englischsprachige Bachelor Media and Communication Management angeboten. Die Medienmanager und Medien- und Kommunikationsdesigner absolvieren sechs Semester an einem Campus in Deutschland und ein integriertes Auslandssemester an einer der Partnerhochschulen der Fünf-Kontinente-Plattform. Die Master School der MHMK ist komplett englischsprachig und bietet mit den Studiengängen Media and Design sowie Media and Communication Management die Grundlage für eine internationale Karriere. Im Masterprogramm ist das Studieren auch berufsbegleitend möglich. Alle Studiengänge sind durch die Agentur FIBAA akkreditiert, 2011 erhielt die MHMK zudem die institutionelle Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat. Die Absolventen der MHMK arbeiten als Nachwuchs- und Fachkräfte bei führenden Agenturen, Medienunternehmen und Firmen, u.a. bei ARD (WDR/SWR), Adidas, Axel Springer, Audi, Burda, BMW, Deutsche Telekom, Edelman, Gruner + Jahr, RTL, SKY, Siemens, Vok Dams und Warner Music.

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