Die Pflege demenzkranker Menschen verbessern

Die Lebensqualität für Menschen mit Demenz und die Zufriedenheit der Pflegenden in der stationären Altenpflege zu verbessern – das ist das Ziel eines neuen Projekts des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) am Standort Witten.

Dazu überprüfen die Forscher erstmals die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Anwendung der Methode „Dementia Care Mapping“ in diversen Pflegeeinrichtungen. Die Methode fordert viel Aufmerksamkeit, gilt aber als besonders gutes Instrument, um die Pflegequalität und das Wohlbefinden des Menschen mit Demenz zu verbessern. Außerdem wird die Lebensqualität mit dem Testverfahren QUALIDEM (Quality of life in dementia)gemessen.

Immer mehr Menschen mit Demenz kommen in die Einrichtungen der stationären Altenhilfe, um dort gepflegt und begleitet zu werden. Diese Personengruppe stellt die Einrichtungen und deren Mitarbeiter vor große Herausforderungen, denn bestimmte Verhaltensweisen sind oft nicht einfach nachzuvollziehen und bedeuten für beide Seiten eine hohe psychische Belastung.

Um Pflegenden in der stationären Altenpflege eine zuverlässige Aussage über die Zufriedenheit und über die Betreuungsqualität der Menschen mit Demenz zu geben, wurden in den letzten Jahren verschiedene Methoden entwickelt. Dazu gehören das bereits bekanntere Dementia Care Mapping (DCM) und der neuere Test QUALIDEM.

Das Beobachtungsinstrument Dementia Care Mapping (DCM) kommt aus England und ist ein standardisiertes Verfahren, mit dem eine definierte Gruppe von sechs bis acht Personen über sechs Stunden hinweg in ihrem Alltag beobachtet wird. Dabei wird ein Verhaltens- und Wohlbefindensprofil jeder Person mit Demenz und der Gruppe erstellt und eine Rückmeldung an die Pflegenden gegeben. Diese Rückmeldung nutzen die Pflegenden, um ihr Verhalten gegenüber dem an Demenz Erkrankten besser einschätzen und anpassen zu können. DCM wird in Deutschland bereits seit 12 Jahren eingesetzt.

Der demenzspezifische Test QUALIDEM wurde 2007 in den Niederlanden entwickelt und von der Berliner Charité für den deutschsprachigen Raum übersetzt. Er misst die Lebensqualität in allen Phasen der Demenzerkrankung in der stationären Altenpflege durch eine sogenannte Fremdeinschätzung durch die Pflegenden QUALIDEM ist in der Bearbeitung deshalb schneller als DCM, enthält aber keine so vielfältigen Informationen und ist nicht in einen Qualitätsprozess eingebunden. Allerdings misst QUALIDEM auch sozialpsychologische Bereiche, wodurch es interessanter in der Anwendung ist als andere Fremdeinschätzungsinstrumente.

Forscherinnen um Prof. Bartholomeyczik wollen neben der Prüfung von Organisationsbedingungen für DCM untersuchen, welche Wirkung DCM und QUALIDEM auf Menschen mit Demenz, deren Pflegende und Angehörige hat. Ziel ist, letztlich die Lebensqualität des Versorgten und die Zufriedenheit der Angehörigen zu steigern sowie das Verständnis der Pflegenden für verschiedene Verhaltensweisen aufzuzeigen und damit deren psychische Belastung zu reduzieren.

„DCM ist seit einigen Jahren in der deutschen pflegerischen Praxis erprobt, benötigt allerdings einige Ressourcen der Organisation, wenn es in einer Einrichtung erfolgreich eingesetzt werden soll. Hier wollen wir ansetzten und DCM bezogen auf seine Effekte im Rahmen der kontrollierten Studie evaluieren. Außerdem untersuchen wir Faktoren, die hemmend oder fördernd für eine erfolgreiche Umsetzung der Methode in den Pflegealltag wirken können“, so Christine Riesner vom DZNE-Standort Witten.

Über drei Jahre hinweg besuchen die Forscher des DZNE verschiedene Pflegeeinrichtungen. Derzeit sind es neun Einrichtungen, von denen drei DCM, drei QUALIDEM anwenden werden. In drei Einrichtungen wird DCM bereits eingesetzt. Sie beobachten und befragen Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen nach ihrer Arbeitszufriedenheit, Haltung und Einstellung zur Demenz und Belastungserleben. Angehörige werden befragt, welche Veränderungen sie bei den Besuchen wahrnehmen. Auch das Verhalten und die Lebensqualität der Menschen mit Demenz werden analysiert. Bereits im September 2011 rechnet die Forschergruppe mit den ersten Ergebnissen zu beiden Instrumenten.

„Die Verbesserung der Lebensqualität von an Demenz erkrankten Menschen ist einer der Hauptschwerpunkte in der Forschung des DZNE“, erklärt Prof. Pierluigi Nicotera, wissenschaftlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender des DZNE.

Pflegeeinrichtungen haben ein besonderes Interesse an neuen Methoden. Sie müssen seit Mai 2010 das Wohlbefinden ihrer an Demenz erkrankten Bewohner ermitteln und aus diesen Ergebnissen Verbesserungsmaßnahmen ableiten. Die Gruppe in Witten glaubt, dass ihre Forschung für weitere Pflegeeinrichtungen interessant sein kann.

Kontakt:
Das Forschungsteam erreichen Sie direkt via: leben-qd@dzne.de
Sonja Jülich-Abbas
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE)
Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (komm.)
Tel.: +49-(0)228-43302-260
Mobil: +49-(0)172-2838930
E-Mail: sonja.juelich-abbas@dzne.de

Media Contact

Daniel Bayer idw

Weitere Informationen:

http://www.dzne.de

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