Patienten lernen ihre Krankheit kennen – Über zwei Millionen Euro EU-Förderung für Parkinson-Studie

In den kommenden drei Jahren sollen Verlaufsparameter der Parkinson-Krankheit erforscht werden. Dazu sollen die Symptome mit Hilfe von Informationstechnologie im häuslichen Umfeld der Patienten aufgezeichnet und analysiert werden.

Kann ich die Schranktür flüssig öffnen, zittere ich beim Bügeln, schmiere ich mein Butterbrot langsamer als früher? Parkinson-Patienten haben oft Schwierigkeiten die Ausprägung ihrer Krankheitssymptome objektiv zu erfassen und einzuordnen. In der Folge können sie auch nur wenige Informationen an den betreuenden Neurologen weiter geben. Bei einem Arzt-Patienten-Kontakt müssen Ärzte aber meist innerhalb von wenigen Minuten Therapieentscheidungen treffen, die auf einer kurzen Befragung und einer Untersuchung beruhen, also nur einen „Schnappschuss“ der komplexen und zeitlich stark schwankend ausgeprägten Symptome darstellen. Auf der anderen Seite fällt es dem Patienten schwer, gezielt gegen Symptome zu trainieren, wenn er deren Ausprägungsgrad nicht exakt einschätzen kann. Der Erfolg des Trainings ist für ihn so nicht erkennbar.

Hier setzt die Studie SENSE-PARK an. Ihr Ziel ist es, im ersten Schritt mit einem Parkinson-Patienten, einem Arzt und einem Softwareentwickler eine informationstechnische Lösung zu finden, die von Patienten in ihrem häuslichen Umfeld eingesetzt werden kann. Mit Hilfe von Sensoren, die z.B. an Schranktüren, Herd oder Bügeleisen angebracht werden, und einem Aufzeichnungsgerät werden in der Wohnung des Patienten Informationen über die Ausprägung verschiedenster Parkinson-Symptome gesammelt, ohne dass sich der Patient im Alltag gestört oder belästigt fühlt. Mit diesen Informationen kann der Patient sich ein Bild von den bestehenden Symptomen machen und diese dann auch fokussiert trainieren. Außerdem kann er die Daten gebündelt dem behandelnden Arzt oder auch Wissenschaftern zur Verfügung stellen. Im zweiten Schritt – also wenn die technische Lösung erarbeitet ist – soll das Messsystem mit etwa 20 Patienten erprobt werden. Ein Datenpool für Ärzte und Wissenschaftler könnte daraus entstehen.

Die multizentrische Studie unter Federführung des Universitätsklinikums Tübingen wird von Dr. Holm Graessner, Wissenschaftsmanagement der Abteilung Medizinische Genetik, koordiniert. Priv.-Doz. Dr. Walter Maetzler von der Abteilung Neurologie mit Schwerpunkt Neurodegeneration an der Universitätsklinik für Neurologie ist wissenschaftlicher Koordinator, Dr. Lasse Klingbeil vom Institut für Mikrotechnik und Informationstechnik der Hahn-Schickard-Gesellschaft e.V. (HSG-IMIT), Villingen-Schwenningen, technischer Koordinator. Eine Million Euro der Fördersumme fließt nach Tübingen bzw. Villingen-Schwenningen.

Weitere Partner sind Tom Isaacs, der Mitbegründer des Cure Parkinson's und selbst Parkinson-Patient, AbilityNet aus England, das Instituto Molecular Medicine aus Portugal, das Norwegian Centre for Telemedicine, Tromsö, und die Hasomed GmbH aus Magdeburg. Erklärtes Ziel des Projektes ist es, Parkinson-Patienten von Anfang an zentral in den Entwicklungsprozess einzubinden. Dies soll die Akzeptanz und die Verbreitung des Produktes maßgeblich erhöhen.

Ansprechpartner für nähere Informationen:

Universitätsklinikum Tübingen
Zentrum für Neurologie
Priv.-Doz. Dr. Walter Maetzler
Tel. 07071/29-8 20 47, E-Mail walter.maetzler@uni-tuebingen.de
Medizinische Genetik
Dr. Holm Graessner
Tel 07071/29-7 22 85, E-Mail holm.graessner@uni-tuebingen.de
Institut für Mikrotechnik und Informationstechnik der Hahn-Schickard-Gesellschaft e.V. (HSG-IMIT), Villingen-Schwenningen
Dr. Lasse Klingbeil
Tel. 07721/943-191, E-Mail lasse.klingbeil@hsg-imit.de

Media Contact

Dr. Ellen Katz idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-tuebingen.de

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