Ohne Hilfe ist der Untere Jordan im Jahr 2011 verschwunden

Eine neue Studie der Umweltorganisation Friends of the Earth Middle East (FoEME) kommt zu dem aufrüttelnden Ergebnis, dass vom ursprünglichen Flussvolumen des Jordans nur noch 2% übrig sind.

Der „heilige“ Fluss im Nahen Osten droht auszutrocknen. Was den Unteren Jordan noch am Leben hält sind ungeklärte Abwässer, Oberflächenwasser aus der Landwirtschaft und Salzwasser, das aus Salzwasserquellen nahe dem See Genezareth in den Jordan gelenkt wird. 50% der Biodiversität des Flusses sind bereits zerstört.

Der einst wasserreiche Jordan floss jahrtausendelang vom See Genezareth in das Tote Meer und stellte ein wichtiges Feuchtgebiet für einheimische Arten sowie für über 500 Millionen Vögel dar, die zweimal jährlich auf ihrem Vogelzug diesen schmalen Korridor entlang fliegen. In ihrer einzigartigen Studie untersuchte FoEME welche Menge an Wasser nötig ist, um den Jordan wieder herzustellen und welche Wassereinsparpotentiale in den angrenzenden Ländern Israel, Palästina und Jordanien realisierbar sind.

Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass jährlich mindestens 400-600 Millionen Kubikmeter (MKM) Wasser im Jordan fließen müssen, damit der Fluss samt seiner Flora und Fauna überleben. Dieses Wasser muss zu mindestens 75% aus Süßwasser bestehen und darf höchstens 25% Abwässer enthalten. Zusätzlich muss das Flussbett des Jordan zumindest einmal im Jahr überschwemmt werden, um den hohen Salzgehalt im Wasser zu reduzieren und so die Qualität des Wassers für den Erhalt der Artenvielfalt zu verbessern. Das Wasser darf also nicht am Alumot-Damm am südlichen Teil des Sees Genezareth zurückgehalten werden. Laut Gidon Bromberg, Israelischer Direktor von FoEME, zeigt die Studie außerdem, dass es ökonomisch betrachtet günstiger ist, Wasser einzusparen, als beispielsweise teure Meerwasserentsalzungsanlagen zu bauen.

Doch wie kann Wasser eingespart werden? Wasser ist besonders in Israel stark subventioniert und der Wasserpreis für die Haushalte, Industrie, Tourismus und die landwirtschaftliche Nutzung muss erhöht werden. Außerdem gibt es Einsparpotentiale durch die verstärkte Nutzung von Grauwasser (fäkalienfreies, gering verschmutztes Abwasser, wie es etwa beim Duschen, Baden oder Händewaschen anfällt) für Bewässerung und Klospülung, effizientere Bewässerungsmethoden sowie die Entwicklung von Regenwasserauffangtechniken. Diese Maßnahmen sollen durch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für einen niedrigeren Wasserverbrauch im Alltag begleitet werden. Ein intakter Jordan hat aufgrund seiner geschichtlichen und religiösen Bedeutung hohes Potential für einen umwelt- und sozialverträglichen Tourismus. Auch das bei deutschen Urlaubern beliebte Tote Meer verliert seinen wichtigsten Zufluss und sinkt jährlich um mindestens 80 Zentimeter.

FoEME, ein israelisch-palästinensisch-jordanischer Umweltverband bekräftigt, dass es wider besseren Wissens und Vernunft ist, ein so wichtiges Ökosystem wie einen Fluss zu vernichten und zu denken, dass dies keine negativen Folgen für die Region haben wird. Die jeweiligen Regierungen und regionalen Entscheidungsträger sind aufgefordert, sich an der Rettung des Jordan zu beteiligen. Auf der Jordan River Rehabilitation Conference vom 3. – 4. Mai 2010 im jordanischen Amman wurden die Ergebnisse der Studie vor 180 regionalen und internationalen Experten, Regierungsvertretern und anderen Entscheidungsträgern aus Jordanien, Israel und Palästina vorgestellt und diskutiert. Dies war ein erster gemeinsamer Schritt in die richtige Richtung.

Hintergrund

Die Studien von Friends of the Earth Middle East (FoEME) wurden in Kooperation mit dem Global Nature Fund (GNF) verfasst und durch eine Finanzierung der Stiftung Ursula Merz ermöglicht. FoEME vertritt das Tote Meer im internationalen Seennetzwerk Living Lakes. Das vom GNF gegründete Netzwerk setzt sich für den Schutz der Seen und eine nachhaltige Entwicklung in den Seenregionen ein und wird hierbei auch von weltweit tätigen Unternehmen wie der Daimler AG, der Deutschen Lufthansa, Telekom, Sika, Reckitt Benckiser und Osram unterstützt.

Mehr Informationen unter: www.globalnature.org/Renaurierung_Jordan_Studienergebnisse

Kontakt:
Marion Hammerl
Global Nature Fund (GNF)
Fritz-Reichle-Ring 4
78315 Radolfzell, Deutschland
Tel.: 0 77 32 – 99 95 – 45
Fax: 0 77 32 – 99 95 – 88
E-Mail: hammerl@globalnature.org

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Marion Hammerl Global Nature Fund (GNF)

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