Neue Studie des Instituts für Mittelstandsforschung: Durch Selbständigkeit zur Doppelkarriere

Das klassische Muster „Der Mann macht Karriere, die Frau verdient hinzu oder bleibt zu Hause“ ist nach wie vor verbreitet. Doch inzwischen belegen 1,2 Millionen Paare in so genannten „Doppelkarrieren“, dass es auch anders geht. Das Konzept der „Doppelkarriere“ umfasst ein Erwerbs- und Lebensmodell, bei dem beide Partner gleichberechtigt eine eigenständige berufliche Karriere verfolgen und diese Ambitionen in Einklang mit Lebensqualität, Partnerschaft und gegebenenfalls mit der Familie bringen wollen.

Dies gelingt allerdings nur acht Prozent aller Paare in Deutschland. Wissenschaftler des Instituts für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim (ifm) und des Stiftungslehrstuhls für Entrepreneurship der Universität Hohenheim (SEH) haben nun untersucht durch welche Erwerbs- und Lebensmodelle eine Doppelkarriere am besten gelingt. Das Projekt wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative „Frauen an die Spitze“ gefördert.

Die drei wichtigsten Ergebnisse der Studie

1. Selbstständigkeit beschert gutes Einkommen, Arbeitszufriedenheit und Flexibilität

Selbstständige realisieren weit häufiger eine Doppelkarriere als abhängig Beschäftigte. Im Schnitt erzielen sie auch ein höheres Nettoeinkommen. Dies gilt wenn einer der Partner selbstständig ist genauso wie wenn beide Partner unternehmerisch aktiv sind. Zudem zeigt die Studie, dass Selbstständige ihre Arbeit in vielen Fällen flexibler gestalten können als dies in einer abhängigen Beschäftigung möglich ist: Knapp drei Viertel können ihre Arbeitszeit weitgehend frei einteilen und ihren Arbeitsort frei wählen. Die befragten Selbstständigen sind zudem wesentlich häufiger mit ihrer beruflichen Laufbahn und auch ihrer Tätigkeit zufrieden als abhängig Beschäftigte.
2. Selbstständigkeit ermöglicht bessere Vereinbarkeit von Kind und Karriere

In Doppelkarriere-Partnerschaften, in denen die Frau selbstständig und dabei gleichzeitig erfolgreich ist, finden sich mehr Paare mit Kindern als wenn beide Partner abhängig beschäftigt sind. „Dies illustriert, dass eine beruflich selbstständige Erwerbsarbeit vielen Paaren zumindest die Chance bietet, zwei Karrieren und die Familie aufeinander abzustimmen“, sagt Projektleiter Dr. René Leicht vom ifm.

3. Hausarbeit bleibt tendenziell Frauensache

Trotz der aufgezeigten Chancen, welche eine berufliche Selbstständigkeit für Doppelkarrierepaare bietet, erweisen sich im Hinblick auf die Haushaltsführung die klassischen Geschlechterrollen als vergleichsweise stabil. Frauen übernehmen grundsätzlich den höheren Anteil der Hausarbeit, selbst wenn sie in gleichem Maße erwerbstätig sind wie Männer. Zwar sind drei Viertel der selbstständigen Frauen mit ihrem Familienleben sehr zufrieden, aber beinahe genauso viele klagen dennoch über Konflikte zwischen Arbeit und Familie.

Doppelkarrieren als Zukunftsmodell – Anforderungen für Paare und Politik

„Wenn wir die Karriereplanung und -verfolgung von Frauen betrachten, dann müssen auch Partnerschaften mitgedacht werden. Das Verbundprojekt „Durch Selbstständigkeit zur Doppelkarriere“ hat einen Aspekt aufgegriffen, der bislang vernachlässigt wurde: die Frau als Partnerin einer Lebensgemeinschaft, in der beide Partner eine akademische Ausbildung genossen haben und eine jeweils eigene Karriere auf Augenhöhe mit dem Partner anstreben“, erklärt Dr. Alexandra Blanke vom Referat „Chancengerechtigkeit in Bildung und Forschung“ des BMBF.

Im Rahmen einer Zukunftskonferenz an der Universität Mannheim wurden die Studienergebnisse zum Abschluss des Projektes diskutiert und in Dialogen die Erfolgsfaktoren für Doppelkarrieren in Unternehmen sowie im Kontext der Selbstständigkeit eruiert. Die Ergebnisse der Studie finden Sie im Detail unter: http://www.dcc-selbstaendig.de

Kontakt:
Dr. René Leicht (Projektleitung)
Institut für Mittelstandsforschung
Universität Mannheim
68131 Mannheim
Telefon: 0621 / 181-2788
E-Mail: leicht@ifm.uni-mannheim.de
Hintergrund: Verbundprojekt „Durch Selbstständigkeit zur Doppelkarriere?“

Das Verbundprojekt „Durch Selbstständigkeit zur Doppelkarriere? Berufs-, Partnerschafts- und Lebenskonzept erfolgreicher Gründerinnen“ wird getragen durch das Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim (ifm) und den Stiftungslehrstuhl für Entrepreneurship der Universität Hohenheim (SEH). Es besteht aus zwei verzahnten Teilprojekten, bei denen das Institut für Mittelstandsforschung (ifm) der Universität Mannheim die Lebens- und Erwerbsbedingungen selbstständiger Frauen und deren Einfluss bei der Realisierung von Doppelkarrieren untersucht hat, während der Stiftungslehrstuhl für Entrepreneurship der Universität Hohenheim (SEH) das Rollenverständnis selbstständiger Frauen vor dem Hintergrund der Doppelkarriere und Vereinbarkeitsmodelle in erfolgreichen Partnerschaften erforscht.

Das Projekt wird als Teil des Themenschwerpunkts „Frauen an die Spitze“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.

Über das Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim

Das Institut für Mittelstandsforschung (ifm) ist eine zentrale Forschungseinrichtung der Universität Mannheim und führt Forschungsvorhaben zu aktuellen und strukturellen mittelstandsbezogenen Themen durch. Seine besondere Stärke liegt in der interdisziplinären Ausrichtung und der Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Praxis. Der Forschungsbereich „Neue Selbstständigkeit“ hat sich in den letzten Jahren vor allem mit den unternehmerischen Neigungen von Frauen und auch von Migrantinnen befasst.
http://www.ifm.uni-mannheim.de

Über den Stiftungslehrstuhl Entrepreneurship der Universität Hohenheim

Der SEH ist als Lehrstuhl in der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät verankert. Er betreibt eine interdisziplinäre Forschung und Lehre im Bereich Unternehmertum und Unternehmensgründung, die Studierenden aller Fakultäten offen steht. Durch Zusammenarbeit mit Unternehmen und die Mitarbeit in Entrepreneurship fördernden Netzwerken werden Unternehmertum und Unternehmensgründungen aktiv durch den SEH gefördert.

http://www.seh.uni-hohenheim.de

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