Navigation als Vorstufe zu preiswerten Infotainment-Systemen

Integrierte Navigationssysteme gibt es nun schon seit mehr als 20 Jahren. So richtig durchgesetzt hat sich dieses Konzept jedoch nicht: In Europa liegt die Penetrationsrate bei lediglich 12,1 Prozent.

Gründe dafür sind die proprietären Standards, lange Entwicklungszyklen und die hohen Kosten, die damit verbunden sind. Das Ergebnis sind häufig komplexe Systeme, die die Fahrer überfordern. Äußerst erfolgreich hat sich dagegen der Verbraucherelektronik-Sektor mit seinen mobilen Navigationssystemen entwickelt, von denen in den letzten sieben Jahren europaweit 50 Millionen Einheiten verkauft wurden – allein 18,1 Millionen im Jahr 2008.

Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Frost & Sullivan zeichnet sich nun in diesem Szenario ein Wandel ab, denn die Autobauer setzen bei ihren Navigationssystemen zunehmend auf Verbraucherelektronik. Die Konsequenz: Viele der beim Autokauf gleich mitgelieferten Navigationssysteme könnten erhebli ch günstiger werden.

Die anhaltende Nachfrage nach preiswerten Alternativen zu den teuren eingebauten Systemen hat vor einigen Jahren zur Einführung mobiler Navigationseinheiten (Portable Navigation Devices, PND) geführt. Die portablen Geräte traten einen rasanten Erfolgszug an. Ihre Vorteile: Sie sind billig, einfach, nutzerfreundlich und vielerorts erhältlich.

Allerdings führten sinkende Hardware-Preise und der zunehmende Wettbewerb unter den PND-Herstellern ab 2007 zu schrumpfenden Margen. Um das Wachstum weiter voranzutreiben, drang man mit dem Angebot preiswerter Navigationslösungen für Klein- und Mittelklassewagen in den Markt für Fahrzeug-Headunits vor. „Dank dieser Strategie können die PND-Hersteller mit den Anbietern voll integrierter Systeme konkurrieren und verschaffen sich damit einen ganz neuen Status“ meint Vishnu Muralidharan, Analyst bei Frost & Sullivan. „Weg vom Anbieter eines nützlichen Accessoires hin zum Partner der Autobauer.“ Daraus ergeben sich auch erhebliche Veränderungen in der traditionellen Versorgungskette der Automobilindustrie, einschließlich deren Beziehung zu Tier-one-Elektronikherstellern.

Was heißt kostengünstig?

Die wichtigste Frage hierbei lautet: was ist überhaupt eine preiswerte Lösung? Heißt das, dass die Geräte nur noch über einfachste Funktionen verfügen? Dass eine Basiseinheit durch zusätzliche, extra zu bezahlende Module individuell erweitert werden kann? Oder handelt es sich um geniale, da ganz einfach zu bedienende Plug-and-play-Lösungen? Tatsächlich finden sich in den aktuell angebotenen kostengünstigen Systemen sämtliche dieser Merkmale in unterschiedlichen Ausprägungen.

Da Entscheidungen so gut wie immer von den Kosten abhängig sind, müssen sich die europäischen Marktakteure außerdem der zunehmenden Konkurrenz aus Billigländern stellen. Mit anderen Worten: Kostenreduzierung ist ein ständiges Thema. Hier ist Standardisierung das Schlüsselwort. Der Weg führt über Partnerschaften als erste Bausteine künftiger Kooperationsnetze. „Davon profitieren die Autobauer gleich zweifach“ so die Einschätzung von Muralidharan. „Zum einen wird die Kaufkraft der Verbraucherelektronik-Hersteller dabei helfen, die Kosten niedrig zu halten, zum anderen dürfte der innovationsgetriebene Entwicklungszyklus dieser Branche weiterhin dafür sorgen, dass neue Lösungen sehr schnell den Weg ins Auto finden.“

Drei Kategorien kostengüngstiger Navigationssysteme

Kostengünstige Navigationssysteme lassen sich grob in drei Kategorien einteilen: fest eingebaute Systeme (so genannte ‚Fixed in-Dash’-Systeme), integrierte mobile Geräte mit Dockingstation im Auto und Handy-basierte Navigation. Insgesamt ist im Markt für preiswerte OEM-Systeme mit einem weiteren Wachstum zu rechnen; laut Frost & Sullivan dürften im Jahr 2016 nahezu 1,8 Millionen Einheiten verkauft werden. Obwohl davon auszugehen ist, dass auch künftig immer wieder neue Systeme auf den Markt kommen, werden die fest eingebauten Systeme voraussichtlich auch weiterhin den größten Sektor stellen. So ist speziell in diesem Bereich bis 2016 mit einer durchschnittlichen Jahreswachstumsrate von 45,7 Prozent zu rechnen.

Garmin, einer der führenden PND-Hersteller, hat sein System als Standardfunktion in den Suzuki SX4 integriert. TomTom, ein weiterer großer Player in diesem Markt, kooperiert bei der Einführung eines integrierten PND-Headunits für den Toyota Yaris mit dem Tier-one-Zulieferer Fujitsu Ten. Das neue System soll die Flexibilität eines mobilen Geräts mit den Vorteilen eines gut integrierten Headunits verbinden.

Darüber hinaus hat TomTom eine Partnerschaft mit Renault angekündigt, bei der es um die Entwicklung einer eingebauten Navigationslösung für die Modell-Linien Renault Clio, Megane und Scenic geht. Der Preis pro Gerät liegt bei 490 Euro, vermarktet wird die Serie als Co-Branding namens Carminat TomTom. Das Projekt stellt eine Win-win-Situation für beide Unternehmen dar: Renault nutzt den starken Namen TomTom, um mit mehr Fahrvergnügen zu werben, für TomTom eröffnet sich ein neuer Distributionskanal. Ähnlich arbeitet Garmin mit Panasonic Automotive zusammen mit dem Ziel, bezahlbare Navigationssysteme auf den Markt zu bringen. Bei der New York Auto Show 2009 stellte das Unternehmen seine Lösung für den Jeep Grand Cherokee vor. Eine Kooperation mit Ford in den USA existiert bereits.

Handy-Navigation als weitere Alternative

Eine weitere preiswerte Alternative ist die Handy-basierte Navigation. Diese Lösung gibt es zwar schon seit einigen Jahren, doch beschränkte sie sich bisher auf die sehr teuren und komplizierten Smartphones. Außerdem waren die Nutzer eher zurückhaltend, da sie aufgrund der hohen Datenmengen auch hohe Kosten fürchteten. Mittlerweile hat das Angebot an GPS-fähigen Handys und an 3G-Netzen rapide zugenommen, was Mobiltelefone zu einer echten Alternative macht. Im Jahr 2008 wurden rund 30 Millionen GPS-fähige Handys verkauft, 2010 dürften es bereits 80 Millionen sein. Von diesen Geräten sind 15 Prozent mit Navigationsfunktion ausgestattet, Tendenz steigend. Der Einsatz von Handys bietet Nutzern zudem die Option, das Navi auch außerhalb des Autos zu nutzen, und die Konnektivität rund um die Uhr eröffnet uneingeschränkte Networking-Möglichkeiten.

Wer sind die künftigen Sieger?

Integrierte PNDs mit Dockingstation wird es auch in Zukunft noch geben, allein schon wegen des großen Verbrauchervertrauens in etablierte PND-Marken. Allerdings wird der Trend zu anderen preiswerten Navigationssystemen zunehmen, speziell eingebaute Systeme dürften stärker nachgefragt werden. Integrierte PNDs haben den Nachteil, dass sie an ein bestehendes 2-DIN-Audio-Headunit angedockt werden und deshalb nur über ein recht kleines Display verfügen. Ein größeres Display würde die Implementierungskosten in die Höhe treiben. Außerdem fehlt diesen PNDs die Funktion der Fußgängernavigation, und die Kompatibilität für den Einsatz in unterschiedlichen Autos ist etwas eingeschränkt.

Muralidharan ist der Meinung, dass aus Sicht der Autobauer sicherlich die Handy-basierte Navigation die lukrativste Option ist, da die Implementierung relativ günstig ist. „Ein Handy ist bei den meisten Verbrauchern bereits vorhanden, so dass sie nur noch eine Bluetooth-Verbindung und eine zum Handy passende Navigationssoftware brauchen.“ Größter Nachteil der Handy-basierten Navigation ist die Display-Größe, die die Automobilhersteller durch optimierte Audio-Funktionen mit modernster Stimmerkennungssoftware ausgleichen.

Einen großen Schub dürften preiswerte fest eingebaute Systeme erfahren, da viele Neueinführungen geplant sind und die Funktionen von den Autoherstellern als Standardausrüstung angeboten werden. In diesem Sektor ist auch langfristig mit Wachstum zu rechnen, wobei der Sicherheitsaspekt zweifellos eine große Rolle spielt. Entsprechende Umfragen zeigen, dass die Verbraucher vorinstallierte Lösungen bevorzugen und auch bereit sind, dafür zu bezahlen, sofern die Kosten die Grenze von 400 Euro nicht übersteigen.

Insgesamt ergab die Frost & Sullivan Studie, dass sich die Navigation in Richtung gemischter Systeme bewegt. Mit anderen Worten: Fahrzeugzentrierte Informationen sind bereits integriert, Mehrwertdienste kommen von außen dazu. Die Navigation wird dynamischer, wobei weniger das Gerät selbst als vielmehr der Service im Mittelpunkt stehen wird. Die “Grundversorgung” mit Navigation wird zum Standard, und aus alternativen Geschäftsmodellen und Einnahmequellen werden neue Ökosysteme mit Markenloyalität erwachsen. Alles im allem wird sich die Navigation von einer Primäranwendung zu einer Sekundärfunktion entwickeln, die ortsbasierte Dienste bietet.

Bei Interesse an einer virtuellen Broschüre zu Frost & Sullivans neuster Studie zum Markt für kostengünstige Navigationssysteme wenden Sie sich bitte unter Angabe Ihrer vollständigen Kontaktdaten an Katja Feick – Corporate Communications (katja.feick@frost.com). Die Broschuere wird Ihnen auf Anfrage per E-Mail zugesendet.

Über Frost & Sullivan
Frost & Sullivan ist eine weltweit tätige Unternehmensberatung, die in Partnerschaft mit ihren Kunden innovative Wachstumsstrategien entwickelt. Mit einem Serviceportfolio bestehend aus den Bereichen Growth Partnership Services, Growth Consulting und Corporate Training & Development unterstützt Frost & Sullivan seine Kunden dabei, eine auf Wachstum ausgerichtete Kultur zu etablieren und entsprechende Strategien umzusetzen.
Seit über 45 Jahren in unterschiedlichen Branchen und Industrien tätig, verfügt Frost & Sullivan über einen enormen Bestand an Marktinformationen und unterhält mittlerweile 35 Niederlassungen auf sechs Kontinenten. Der Kundenstamm von Frost & Sullivan umfasst sowohl Global-1000-Unternehmen als auch aufstrebende Firmen und Kunden aus der Investmentbranche.

Weitere Informationen zum Thema Growth Partnerships unter http://www.frost.com.

Titel der Studie: “Strategic Analysis of the European Market for Low-cost OEM Navigation Systems” (M3CF-18)

Kontakt:
Katja Feick
Corporate Communications – Europe
Clemensstr. 9
D – 60487 Frankfurt
Tel.: +49 (0) 69 7703343
E-Mail: katja.feick@frost.com

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Katja Feick Frost & Sullivan

Weitere Informationen:

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