Nadeln gegen Hormonstörungen der Frau

Akupunktur könnte sich zur Eindämmung einer geläufigen weiblichen Hormonstörung eignen. Zu diesem Schluss kommen Neurowissenschaftler der Universität Göteborg in der Fachzeitschrift „American Journal of Physiology – Regulatory, Integrative and Comparative Physiology“.

Bei Frauen, die am Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) litten, das als häufigste Ursache für Testosteronüberschuss und Regelstörungen gilt, zeigte eine Behandlung durch Akupunktur Erfolge. „Wenngleich der Zeitpunkt noch zu früh ist, um Akupunktur für diese Störung zu empfehlen, ist das Ergebnis vielversprechend“, so die Studienautorin Elisabet Stener-Victorin im pressetext-Interview.

Etwa jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter ist in Europa vom PCO-Syndrom betroffen, womit diese hormonelle Störung die am häufigsten auftretende bei Frauen dieser Altersgruppe ist. Es zeigt sich in der Ausprägung zahlreicher kleiner, unreifer Zysten in den Eierstöcken, aufgrund derer die Hormonproduktion gehörig durcheinander gebracht wird. Betroffene Frauen produzieren dadurch zu große Mengen des männlichen Sexualhormons und leiden an Störungen ihres Zyklus, woraus oft Unfruchtbarkeit entstehen kann. Frauen, die am PCO-Syndrom leiden, haben auch ein erhöhtes Risiko für Fettsucht, Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Neben dem erhöhte Testosteron-Spiegel zeigen Betroffene auch erhöhte Aktivität im sympathischen Nervensystem, wie Stener-Victorin bereits früher zeigen konnte. Die Ursache für PCOS ist hingegen trotz seiner weiten Verbreitung bisher nicht bekannt.

In der aktuellen Studie erhielten eine Gruppe von Frauen mit PCOS vier Monate lang regelmäßig Elektro-Akupunktur. Bei dieser Technik werden die Nadeln mit einer schwachen, elektrischen Stromstärke mit niedrigen Frequenzen stimuliert. Eine zweite Gruppe wurde angehalten, in diesem Zeitraum mindestens dreimal pro Woche Sport zu betreiben, was über Pulsmesser auch kontrolliert wurde. Schließlich gab es noch eine Kontrollgruppe, die man allein über die Bedeutung von Bewegung und einer gesunden Ernährung aufklärte, ohne jedoch spezielle Anweisungen zu geben. Sowohl Sport als auch Akupunktur verringerten die Aktivität im Sympathikus gegenüber der Kontrollgruppe. In weiteren Punkten zeigte allerdings die Akupunktur größeren Erfolg. „Bei den Frauen, die mit Akupunktur behandelt wurden, normalisierte sich der Menstruationszyklus und der Testosteron-Spiegel sank deutlich. Das ist besonders wichtig, da das Testosteron in direktem Zusammenhang zur Sympathikus-Aktivität steht“, so Stener-Victorin. Bei der Sportgruppe konnten letztere Effekte nicht festgestellt werden.

Dass die Forscherin bisher Akupunktur noch nicht für PCOS empfehlen kann, begründet sie mit den Einschränkungen im Studiendesign. „Einerseits war die Versuchsgruppe mit 20 Frauen noch sehr klein, weshalb eine parallele Kohortenstudie mit 70 Probandinnen noch weitere Aufschlüsse liefern soll.“ Die in der Studie untersuchten Kontrollgruppen würden es weiters nicht erlauben, Placeboeffekte der mit Akupunktur Behandelten ganz auszuschließen. „Das Problem ist derzeit, dass die heute erhältlichen Placebo-Nadeln noch nicht gut genug sind, um diesen Effekt tatsächlich und unter randomisierten Bedingungen nachzuweisen. Das wird jedoch eines Tages möglich sein“, schätzt Stener-Victorin. „Positiv ist jedoch zu vermerken, dass diese Behandlung keine Nebenwirkungen zeigt.“

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Johannes Pernsteiner pressetext.austria

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