Migräne-Operation: Studie beweist Wirksamkeit

Experten bezeichnen die Studie als Grundlage für die längst fällige Anerkennung einer Behandlungsmethode, die seit fast zehn Jahren eindrückliche Erfolge zeigt und Migräne-Patientinnen und -Patienten zu neuer Lebensqualität verhilft.

Eindeutige Ergebnisse in aufwendigem Studiendesign

Die prospektive, randomisierte Studie (Guyuron et al.; 2009) wurde in einem aufwendigen, placebokontrollierten Rahmen durchgeführt: Während ein Teil der Patienten tatsächlich operiert wurde, erhielt ein zweiter Teil lediglich eine Scheinoperation. Die Aussagekraft der Studie entspricht damit dem in der pharmakologischen Forschung als Gold-Standard geltenden Doppelblindstudien-Verfahren. 

Die Ergebnisse der Datenauswertung sprechen eine eindeutige Sprache: Die Hälfte der operierten Patienten (57,1 Prozent) gaben bei der nach mindestens 12 Monaten erfolgten Nachuntersuchung an, die Beschwerden komplett verloren zu haben. Sie gelten als vollständig geheilt. Dies war in der Vergleichsgruppe lediglich bei einem Patienten der Fall (3,8 Prozent). Weiter konnte bei 83,7 Prozent der operierten Patienten eine mehr als 50-prozentige Reduktion der Migräne-Beschwerden beobachtet werden; eine entsprechende Linderung in der Gruppe der scheinoperierten Patienten zeigte sich lediglich bei 57,7 Prozent. 

Damit bestätigt die Studie, dass die chirurgische Migräne-Therapie eine effektive Behandlungsmethode darstellt. 

Neubewertung der Migräne-Operation seitens der Gegner nötig

Seit ihrer ersten Durchführung im Jahr 2000 war die operative Migräne-Therapie heftiger Kritik seitens vieler Neurologen ausgesetzt, welche u. a. die fehlende wissenschaftliche Beweisführung der Wirksamkeit bemängelten. Diese Argumente werden nun durch die Publikation der Studie entkräftet. Insbesondere das aufwendige Studiendesign, welches u. a. auch den möglichen Placebo-Effekt einer Behandlung berücksichtigt, und die statistisch signifikanten Daten finden in Expertenkreisen hohe Anerkennung (u. a. Janis; 2009). Zudem ist die operative Migräne-Therapie die einzige Behandlungsmethode, welche die Ursache von Migräne-Attacken bekämpft und nicht deren Symptome. 

Aufgrund der nun vorliegenden Studienergebnisse muss die operative Behandlung von Migräne wohl auch von gegnerischer Seite als effektive Behandlungsmöglichkeit anerkannt und zum Gegenstand einer sachlichen, patientengerechten Diskussion werden. Sinnvoll erscheint die Operation laut Experten vor allem für Patienten, die auf medikamentöse oder komplementäre Therapien nicht oder ungenügend ansprechen.

  Hoffnung auf finanzielle Entlastung der Patienten

Trotz der eindrücklichen Behandlungserfolge hat die operative Therapie bislang keinen Platz im Leistungskatalog der Krankenversicherer gefunden und wurde nur in Einzelfällen übernommen.

Meistens musste die Operation durch die Patienten privat finanziert werden. Durch die Publikation der Studie wächst auch die berechtigte Hoffnung auf eine mittelfristige Anerkennung der Migräne-Operation seitens der Krankenversicherer. Vergleichbare Studien haben in der Vergangenheit beispielsweise als Grundlage für die Übernahme von komplementären Therapien zur Behandlung von Migräne (z. B. Akupunktur) gedient. 

Bereits 2008 zeigte eine retrospektive Studie mit Daten von 70 Patienten die Kosteneffektivität der Migräne-Operation für Gesundheitswesen und Volkswirtschaft (Muehlberger, Buschmann, Ottomann; 2008).

Chirurgische Migräne-Therapie in Europa

Seit 2006 ist die Migräne-Operation auch in Europa für Patienten zugänglich. In mittlerweile neun Migräne-Chirurgie-Zentren in Deutschland (3), Italien (3), Großbritannien (1), Dänemark (1) und in der Schweiz (1) werden Patienten beraten und behandelt. In den vergangenen drei Jahren wurden über 300 Patienten erfolgreich operiert. Die Zentren werden von PD Dr. Thomas Muehlberger und Dr.

Philipp Agostini geleitet. Die Ergebnisse der Cleveland-Studie decken sich mit den Ergebnissen der Patientenuntersuchungen über 1 bzw. 4 Jahre an den europäischen Migräne-Chirurgie-Zentren. 

Als erster Schritt der Behandlung wird die Diagnose aufgrund eines Fragebogens nach klinischen Standards der International Headache Society gestellt. Anschließend werden über einen Botox-Test und eine Simulation des Operations-Effekts diejenigen Patienten ausgewählt, die für eine Operation in Frage kommen. Sind die Ergebnisse des Tests signifikant positiv, wird eine Operation in Betracht gezogen. 

Quellennachweis

1. Guyuron B, Reed D, Kriegler JS, Davis J, Pashmini N, Amini S. A placebo-controlled surgical trial of the treatment of migraine headaches. Plast Reconstr Surg 2009; 124: 461-8.

2. Janis J.
A placebo-controlled surgical trial of the treatment of migraine headaches. Plast Reconstr Surg. 2009 Aug; 124: 469-70.
3. Muehlberger T, Buschmann A, Ottomann C. Die Kosteneffektivität der chirurgischen Migränetherapie.

http://www.egms.de/de/meetings/dgch2008/08dgch566.shtml

4. Muehlberger T, Brittner W, Buschmann A, Toman N.
Lasting outcome of the surgical treatment of migraine headaches – a four year follow-up.  Plast Reconstr Surg 2008; 122: 32-33

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Dr. Thomas Muehlberger presseportal

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