Bei komplexen Erkrankungen der Herzkranzgefäße: Bypass-OP der Stent-Implantation eindeutig überlegen

Bei einer komplexen Verengung der Herzkranzgefäße ist die Bypass-Operation gegenüber der Implantation eines Stents die deutlich bessere Wahl. Das ist das Ergebnis der weltweit größten vergleichenden Studie zu den beiden Eingriffsmöglichkeiten bei der sogenannten Koronaren Herzkrankheit, die von spezialisierten Ärzten vorgenommen werden können, wenn eine rein medikamentöse Behandlung allein nicht mehr ausreicht.

Ablagerungen an und in den Wänden von Blutgefäßen führen im Laufe der Jahre unweigerlich zu einer Verengung von Blutadern. Besonders bei den Gefäßen des Herzens, den Herzkranzarterien, kann dies lebensgefährlich sein. Denn kommt es durch die Verengung zu einem vollständigen Verschluss, löst dies einen Herzinfarkt aus.

Wenn das Fortschreiten der Verengung durch Medikamente nicht im ausreichenden Maße behandelt werden kann und eine Koronare Herzkrankheit nachgewiesen wird, stehen zwei Therapiemöglichkeiten zur Verfügung: Bei der sogenannten `Kathetergeführten Stentimplantation´ wird von Kardiologen das verengte Herzkranzgefäß zunächst geweitet und danach ein Metallröhrchen (Stent) zur Verhinderung der Wiederverengung eingesetzt. Das andere Verfahren ist die sogenannte Bypass-Operation, die von Herzchirurgen durchgeführt wird. Dabei werden dem Patienten eigene Arterien und Venen als Gefäßbrücke angelegt, um die verengte Stelle zu umgehen und somit den Herzmuskel wieder mit genügend Blut zu versorgen.

Aus Sicht der Patienten erscheint es verständlich, dass die Stentimplantation im Vergleich zu einer Herzoperation als das schonendere Verfahren angesehen wird und daher diese Behandlungsmethode eher bevorzugt wird. Pro Jahr werden in Deutschland rund 329.000 Stentimplantationen, aber nur rund 55.000 Bypass-Operationen durchgeführt. Nach gegenwärtigen Erkenntnissen wäre für viele der Patienten mit komplexer Erkrankung der Herzkranzgefäße die Bypass-Operation allerdings kurz-, mittel- und insbesondere auch langfristig die deutlich bessere Wahl.

Im Rahmen der Studie „Synergy between PCI with taxus and Cardiac Surgery“ (Syntax) wurden über einen Zeitraum von fünf Jahren 1.800 Patienten mit Erkrankungen der Koronargefäße an 85 Kliniken in Europa und den USA mit einem der beiden Verfahren behandelt. Fast zehn Prozent der Patienten, denen ein Stent implantiert wurde, erlitten innerhalb von fünf Jahren nach dem Eingriff einen Herzinfarkt. Bei den Patienten, die sich einer Bypass-Operation unterzogen haben, waren es hingegen nur knapp vier Prozent.

Auch mussten sich die Patienten, denen Stents eingesetzt wurden, deutlich häufiger erneut einem Eingriff unterziehen: So wurden innerhalb von fünf Jahren nach dem jeweiligen Eingriff mehr als 25 Prozent der Stent-Patienten zur erneuten Behandlung in eine Klinik eingewiesen werden, während dies bei nur 13,7 Prozent der Bypass-Patienten notwendig war.

„Je komplexer die Herzkranzgefäße erkrankt sind, desto eher ist die Bypass-Operation die bessere Behandlungsoption. Denn mit zunehmender Komplexität der Erkrankung überleben signifikant mehr Patienten nach einer Bypass-Operation als nach einer Stentimplantation. Da der Patient die Schwere seiner Erkrankung in der Regel nicht selbst einschätzen kann, sollte die Entscheidung über die richtige Behandlung bei koronarer Mehrgefäßerkrankung ausnahmslos gemeinsam von einem Herzchirurgen und einem Kardiologen getroffen werden. Dann können die Patienten davon ausgehen, dass ihnen die für ihre individuelle Erkrankung geeignete Behandlung empfohlen wird “, fasst Jochen Cremer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG), die Ergebnisse der Studie für die betroffenen Menschen und ihre Angehörigen zusammen.

Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) vertritt als medizinische Fachgesellschaft die Interessen der über 1.000 in Deutschland tätigen Herz-, Thorax- und Kardiovaskularchirurgen im Dialog mit Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

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