Internationale Studie identifiziert 12 neue genetische Risikofaktoren für Typ 2 Diabetes

Zur Aufklärung der genetischen Ursachen des Typ 2 Diabetes haben Wissenschaftler aus Deutschland, den USA, Großbritannien, Island und acht weiteren Ländern gemeinsam Daten von über 140 000 Studienteilnehmern untersucht. Dabei konnten zwölf genetische Risikofaktoren neu identifiziert werden, von denen elf die Insulinproduktion bzw. -wirkung beeinflussen.

Erstmals wurde außerdem eine genetische Assoziation von Typ 2 Diabetes mit dem X-Chromosom nachgewiesen. Dies könnte ein erster Hinweis auf geschlechtsspezifische Unterschiede beim Diabetes-Risiko sein: Frauen besitzen zwei X-Chromosomen, Männer je ein X- und ein Y-Chromosom. Insgesamt sind nun 38 genetische Risikofaktoren für Typ 2 Diabetes mellitus bekannt.

„Wenn wir die genauen Ursachen der Volkskrankheit Typ 2 Diabetes kennen, können wir wirksamere Präventions- und Therapieansätze entwickeln“, so PD Dr. Thomas Illig, Arbeitsgruppenleiter am Institut für Epidemiologie des Helmholtz Zentrums München und einer der Korrespondenzautoren der Studie. Dr. Cornelia Huth, die die Auswahl der Studienteilnehmer und Analysen am Helmholtz Zentrum München maßgeblich betreut hat, ergänzt: „Nur eine so große Zahl an Probanden, wie in dieser gemeinsamen Studie erreicht, ermöglicht es uns, auch solche Faktoren mit großer statistischer Sicherheit zu identifizieren, die einzeln nur kleine Risiken zum Gesamtrisiko beitragen.

Zur Aufklärung der Entstehungsmechanismen der Erkrankung sind aber auch diese kleinen Beiträge wichtig.“ Dr. Christian Herder und Dr. Wolfgang Rathmann, beide Arbeitsgruppenleiter am Deutschen Diabetes-Zentrum, betonen: „Ein wichtiger Befund der neuen Studie ist die Tatsache, dass ein Teil der Genorte, die mit einem erhöhtem Typ 2 Diabetes-Risiko verbunden sind, auch Risikovarianten für andere Erkrankungen wie zum Beispiel koronare Herzkrankheit, Autoimmun- oder Krebserkrankungen enthalten. Dies deutet darauf hin, dass bestimmte Proteine für mehrere Erkrankungen gleichzeitig relevant sein könnten“.

Typ 2 Diabetes ist eine Erkrankung des Glukosestoffwechsels. Charakteristisch ist, dass Wirkung und ausreichende Produktion des Hormons Insulin verloren gehen. Die Entstehungsmechanismen der Erkrankung sind nicht vollständig geklärt. Es ist jedoch bekannt, dass die Kombination von genetischen und Lebensstilfaktoren zu Diabetes führt. Allein in Deutschland ist diese Erkrankung derzeit bei mindestens sieben Prozent der Bevölkerung bekannt, das entspricht fast sechs Millionen Menschen. Zudem legen Studien zur Dunkelziffer des Diabetes nahe, dass mehrere Millionen Männer und Frauen in Deutschland an Diabetes leiden, dieser aber noch nicht diagnostiziert und somit unbehandelt ist.

Weitere Informationen

Originalpublikation: Voight et al. Twelve type 2 diabetes susceptibility loci identified through large-scale association analysis. Nature Genetics, online-Publikation 27. Juni 2010 (DOI. 10.1038/ng.609).

Das Institut für Epidemiologie des Helmholtz Zentrums München beschäftigt sich mit methodischen Fragen der Quantifizierung kleiner Risiken, mit der Auswirkung von Partikeln und Luftschadstoffen auf die Lunge und auf das Herz-Kreislauf-System sowie der regionalen Verteilung und Entwicklung von Atemwegserkrankungen und Allergien. Ein neuer Schwerpunkt des Instituts ist die molekulare Analyse von komplexen Erkrankungen (z.B. Asthma, Typ 2 Diabetes, Herzinfarkt). Zentrales Ziel ist es, die Rolle von Umwelteinflüssen und genetischen Veranlagungen auf die menschliche Gesundheit mit epidemiologischen Methoden zu untersuchen.Weitere Infirmationen: http://www.helmholtz-muenchen.de/epi

Die Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA), unter der Leitung von Prof. Dr. H.-Erich Wichmann, stellt eine Untersuchungs-Plattform für bevölkerungsbasierte Gesundheitsforschung in Epidemiologie, Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung dar. KORA ist ein Netzwerk von bevölkerungsrepräsentativen Surveys und darauf aufbauenden Follow-up-Studien. Weitere Informationen: http://www.helmholtz-muenchen.de/kora

Das Helmholtz Zentrum München ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Als führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health erforscht es chronische und komplexe Krankheiten, die aus dem Zusammenwirken von Umweltfaktoren und individueller genetischer Disposition entstehen: z. B. Diabetes, Erkrankungen der Lunge und des Nervensystems. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 16 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit insgesamt 26500 Beschäftigten zusammengeschlossen haben. Weitere Informationen: http://www.helmholtz-muenchen.de

Das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) gehört der „Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz“ (WGL) an. In der Leibniz-Gemeinschaft sind 86 Institute vereint. Die wissenschaftlichen Beiträge des DDZ sind auf die Ziele der Verbesserung von Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie des Diabetes mellitus und seiner Komplikationen sowie der Verbesserung der epidemiologischen Datenlage in Deutschland ausgerichtet. Daneben versteht sich das DDZ als deutsches Referenzzentrum zum Krankheitsbild Diabetes, indem es Ansprechpartner für alle Akteure im Gesundheitswesen ist, wissenschaftliche Informationen zu Diabetes mellitus aufbereitet und für die breite Öffentlichkeit bereitstellt. Näheres unter http://www.ddz.uni-duesseldorf.de/index.html und http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. ist ein nationaler Verbund, der Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung bündelt und Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung verzahnt. Mitglieder sind das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, die Paul Langerhans Institute des Carl Gustav Carus Universitätsklinikums Dresden und der Eberhard-Karls-Universität Tübingen sowie die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e.V. und die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz Antworten auf offene Fragen in der Diabetesforschung zu finden und einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung von Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten.

Ansprechpartner für Medienvertreter

Sven Winkler
Leiter Abteilung Kommunikation am Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Tel.: 089-3187-3946, E-Mail presse@helmholtz-muenchen.de

Dr. med. Wolfgang Rathmann
Leiter der Arbeitsgruppe Epidemiologie am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) Düsseldorf

Tel.: 0211/3382-663, E-Mail rathmann@ddz.uni-duesseldorf.de

Dr. phil. nat. Christian Herder
Leiter der Arbeitsgruppe „Inflammation und Diabetes“ am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) Düsseldorf

Tel.: 0211/3382-647, E-Mail Christian.Herder@ddz.uni-duesseldorf.de

Media Contact

Sven Winkler idw

Weitere Informationen:

http://www.helmholtz-muenchen.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer