Hilfe für traumatisierte Patienten: Studie zu EMDR-Behandlung bei posttraumatischer Belastungsstörung

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist ein Verfahren zur Behandlung von Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen. Bei dieser Methode folgt der Patient mit den Augen der sich hin und her bewegenden Hand des Therapeuten, während er sich an das belastende Erlebnis erinnert.

Die Wirksamkeit der EMDR-Behandlung ist wissenschaftlich bereits sehr gut nachgewiesen. Dennoch ist nach wie vor unklar, ob der spezifische Effekt durch die bilaterale Stimulation durch Augenbewegungen erfolgt und die Therapie auf diese Weise ähnliche Verarbeitungsprozesse wie der REM-Schlaf aktiviert. In dieser Schlafphase bewegen sich die Augen schnell hin und her und es wird intensiv geträumt. Andere Hypothesen gehen davon aus, dass der Blick auf die bewegte Hand Orientierungsreaktionen auslöst oder dass durch den dualen Aufmerksamkeitsmodus während der Exposition eine gezielte Ablenkung stattfindet.

Im Rahmen der randomisiert-kontrollierten Studie überprüfen die Wissenschaftler bei insgesamt 192 Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung nun diese verschiedenen Hypothesen. Dafür vergleichen sie in jeweils drei Sitzungen die Anwendung von EMDR mit bilateraler Stimulation durch die bewegte Hand mit zwei Kontrollbehandlungen: EMDR mit Blick auf die unbewegte Hand sowie Exposition ohne visuelle Aufmerksamkeitsfokussierung. Außerdem untersuchen sie mittels Impedanzkardiographie stimulationsassoziierte Veränderungen der autonom-vegetativen Regulationslage während der Behandlungssitzungen.

Die Studie soll folgende Fragen beantworten:
(1) Ist EMDR unter Einsatz von Stimulation durch Augenbewegungen Kontrollbehandlungen ohne Stimulation überlegen?
(2) Ist die Ablenkung durch einen dualen Aufmerksamkeitsfokus ein Wirkfaktor der EMDR-Behandlung?

(3) Sind die während EMDR zu beobachtenden Orientierungsreaktionen mit der Induktion von Augenbewegungen assoziiert?

PD Dr. Martin Sack, Oberarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin, ist am Klinikum rechts der Isar für die Studie verantwortlich. Er setzt große Erwartungen in das Projekt: „Wir gehen davon aus, dass die Studie einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung der Wirkmechanismen der EMDR-Behandlung erbringen wird. Damit bietet sie eine Grundlage für weitere Verbesserungen der psychotherapeutischen Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörungen.“

Die ersten Behandlungen im Rahmen der Studie haben bereits begonnen. Es werden noch weitere Patientinnen und Patienten gesucht, die an posttraumatischer Belastungsstörung leiden und einen Therapiewunsch haben. Kontaktaufnahme über Dr. Dipl.-Psych. Julia Körner (4104-6435) oder PD Dr. Martin Sack (4140-4312).

Media Contact

Tanja Schmidhofer idw

Weitere Informationen:

http://www.med.tu-muenchen.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue Industrie-4.0-Lösung für niedrigschwelligen Zugang zu Datenräumen

»Energizing a Sustainable Industry« – das Motto der Hannover Messe 2024 zeigt klar, wie wichtig eine gleichermaßen leistungsstarke und nachhaltige Industrie für den Fertigungsstandort Deutschland ist. Auf der Weltleitmesse der…

Quantenpräzision: Eine neue Art von Widerstand

Physikforschende der Universität Würzburg haben eine Methode entwickelt, die die Leistung von Quantenwiderstands-Normalen verbessern kann. Sie basiert auf einem Quantenphänomen namens anomaler Quanten-Hall-Effekt. In der industriellen Produktion oder in der…

Sicherheitslücke in Browser-Schnittstelle erlaubt Rechnerzugriff über Grafikkarte

Forschende der TU Graz waren über die Browser-Schnittstelle WebGPU mit drei verschiedenen Seitenkanal-Angriffen auf Grafikkarten erfolgreich. Die Angriffe gingen schnell genug, um bei normalem Surfverhalten zu gelingen. Moderne Websites stellen…

Partner & Förderer