Gute Kakaoernte und Artenvielfalt schließen sich nicht aus
Eine Studie von Agrarökologen der Universität Göttingen hat gezeigt, dass eine hohe Kakaoernte in Indonesien die Anzahl der Tier- und Pflanzenarten auf der jeweiligen Plantage nicht negativ beeinflussen muss. Die Wissenschaftler untersuchten sogenannte Kakao-Agroforstsysteme. Das sind Plantagen, auf denen Kakaobäume unter Schattenbäumen angepflanzt werden.
Auf den untersuchten Kakaoflächen, deren Erträge sich aufgrund unterschiedlicher Bewirtschaftung stark unterscheiden, zählten sie bis zu 23 Vogelarten, 20 Baumarten und 17 Schmetterlingsarten. Für die Zahl der Arten spielt es jedoch keine Rolle, ob dort jährlich 100 oder 1.000 Kilogramm Kakaobohnen pro Hektar geerntet werden. Hohe Biodiversität ist damit auch auf ertragreichen Plantagen durch entsprechende Bewirtschaftung möglich. Die Ergebnisse der Studie wurden nun in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA veröffentlicht.
Die Wissenschaftler gingen der Frage nach, ob sich Artenvielfalt auf landwirtschaftlich genutzten Flächen erhalten lässt. „Viele Experten sind der Meinung, dass wir, um die Artenvielfalt nicht zu gefährden, Flächen für Naturschutz und Agrarproduktion getrennt halten müssen, wenn wir die steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln und Energiepflanzen bedienen wollen, ohne die Artenvielfalt zu gefährden“, so der Leiter der Studie, Dr. Yann Clough. „Unsere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass auch bei biodiversitäts-freundlichem Kakaoanbau nicht notwendigerweise ein Produktionsdefizit entsteht. Dies ist wichtig, denn angeblich niedrigere Erträge dieser Anbauform könnten, so wird oft argumentiert, zusätzliche Anreize für die Umwandlung von Regenwald in Agrarflächen schaffen, um die Gesamtproduktion zu erhalten beziehungsweise zu steigern.“
Eine Schlüsselrolle kommt nach Ansicht der Wissenschaftler einer optimierten Bewirtschaftung der Plantagen zu. Dazu gehören unter anderem eine angemessene Beschattung der Kakaopflanzen und das Entfernen von kranken Früchten. „Dies ist aber im von Schädlingen und Krankheiten geplagten Kakao nur selten zu finden, da viele Kleinbauern auf sich selbst gestellt sind“, so Prof. Dr. Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen. „Industrie und Konsumenten könnten durch die Zertifizierung von biodiversitäts-freundlichem und nachhaltig bewirtschaftetem Kakao eine zentrale Rolle für den Erhalt produktiver wie artenreicher Agrarökosysteme spielen.“
Originalveröffentlichung: Yann Clough et al. Combining high biodiversity with high yields in tropical agroforests. Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA 2011. DOI: 10.1073/pnas.1016799108
Kontaktadresse:
Dr. Yann Clough
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Department für Nutzpflanzenwissenschaften – Abteilung Agrarökologie
Grisebachstraße 6, 37077 Göttingen, Telefon (0551) 39-22358, Fax (0551) 39-8806
E-Mail: yclough@gwdg.de
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Weitere Informationen:
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