Von den Grundlagen zur Therapie der Sozialen Angst

Soziale Angst, der Fachbegriff dazu lautet „Soziale Phobie“, ist eine vergleichsweise häufige psychische Krankheit, die etwa 10% der Bevölkerung im Laufe Ihres Lebens betrifft. Die Betroffenen leiden dabei unter starken und immer wiederkehrenden Ängsten, wenn sie sich in Leistungs- oder Bewertungssituationen befinden.

„Das kann der Vortrag im Seminar, ein Termin mit dem Chef, aber auch einfach das Gespräch mit Freunden sein“, erklärt Dipl.-Psych. David Bräuer (30). „Das entscheidende an der Sozialen Phobie ist, dass die Betroffenen befürchten, sich peinlich zu verhalten oder einen negativen Eindruck zu hinterlassen.“

Betroffene ertragen die Situation nur unter starken Ängsten oder vermeiden die Angst auslösenden Situationen ganz. Das führt nicht nur zu erheblichem Leiden, sondern auch zu Beeinträchtigungen in der Lebensführung, einschließlich beruflicher oder sozialer Nachteile. Selbstwertprobleme, Substanzmissbrauch und Depression gehören zu den Folgeproblemen.

Die Tendenz der Betroffenen, ihre Probleme nicht mit anderen zu besprechen, führt auch dazu, dass ihre Probleme oft nicht richtig erkannt und behandelt werden. Dabei ist die Soziale Phobie mit psychotherapeutischen Methoden, insbesondere der Verhaltenstherapie, sehr gut behandelbar.

Prof. Jürgen Hoyer (52), Leiter der Institutsambulanz und Tagesklinik der TU-Dresden (IAP) koordiniert und betreut aktuell drei Forschungsprojekte, die die Soziale Phobie zum Thema haben. „Als praktizierender Forscher oder forschender Praktiker interessiert mich natürlich einerseits, welche gedanklichen, emotionalen und körperlichen Prozesse bei der Sozialen Phobie eine Rolle spielen. Anderseits ist die Therapie von sozialen Ängsten zwar vergleichsweise erfolgreich, wir wissen jedoch noch nicht, welche psychotherapeutische Technik bei wem am besten funktioniert.“

Die aktuellen Forschungsprojekte, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem BMBF finanziert werden, untersuchen dabei unterschiedliche Aspekte der Sozialen Angst, von Grundlagenforschung bis zur Psychotherapie. „Es gibt eine Vielzahl von Fragen, die wir im Moment noch nicht beantworten können, z. B. ob sich bei Menschen mit Sozialer Angst Veränderungen im Hormonhaushalt oder bei der Herzrate finden“, ergänzt Dipl.-Psych. Dr. Stephen Crawcour (31), „Wir wissen auch nicht, ob sich an Universitäten entwickelte Therapieinstrumente 1:1 in die Praxis überführen lassen.“

Für einige Fragestellungen reicht jedoch ein Forschungszentrum nicht aus. „Die enge Kooperation mit anderen Universitäten, in unserem Fall mit Göttingen oder Frankfurt am Main, ist dabei grundlegend. Wir freuen uns, dass wir in der neusten Studie das Koordinationszentrum sind“, sagt Hoyer. Aktuell sucht die Institutsambulanz und Tagesklinik noch Patienten und Kontrollpersonen, die im Rahmen von einer der Studien teilnehmen möchten.

Weiterführende Informationen erhalten Interessierte im Internet unter http://psychologie.tu-dresden.de/sozialephobie, telefonisch unter 0351 463-36954 (Dipl.-Psych. David Bräuer) oder per Mail an sp-studie@psychologie.tu-dresden.de

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Mathias Bäumel Technische Universität Dresden

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