Größte Gesundheits-Bevölkerungsstudie der Bundesrepublik vor dem Start

200.000 Bürger sollen über die nächsten zehn bis zwanzig Jahre in eine neue, groß angelegte und bundesweite Bevölkerungsstudie zur Erforschung häufiger chronischer Krankheiten wie Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf- oder Demenzerkrankungen eingebunden werden.

In dieses größte epidemiologische Forschungsprojekt in der bundesdeutschen Geschichte sind auch die Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg eingebunden. Allein in Halle sollen 10.000 Bürger in die Studie einbezogen werden, gemeinsam mit Leipzig kommen weitere 10.000 Studienteilnehmer hinzu.

Ziel ist es, die Ursachen von häufigen multifaktoriellen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs und Demenzerkrankungen zu erforschen, Risikofaktoren zu identifizieren und damit neue Wege für die Prävention zu erschließen. Denn das Zunehmen chronischer Erkrankungen stellt die Gesundheitssysteme – nicht nur in Deutschland – vor eine große Herausforderung.

Das Bundesgesundheitsministerium, die Helmholtz-Gesellschaften und Universitäten haben daher den Aufbau und die Durchführung einer nationalen Kohortenstudie eingeleitet. Bevor diese Studie im kommenden Jahr gestartet wird, führen die Wissenschaftler ab Frühjahr 2011 noch verschiedene Machbarkeitsstudien durch, in denen die verschiedenen Untersuchungsmethoden und die Abläufe getestet werden. Für diese Machbarkeitsstudien suchen das hallesche Institut für Klinische Epidemiologie und das Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik noch freiwillige Teilnehmer: „Wir benötigen 100 Freiwillige, die sich von uns untersuchen lassen“, sagt Professor Dr. Andreas Stang, Direktor des Instituts für Klinische Epidemiologie und Mitglied der Planungskommission der Studie. Diese Machbarkeitsstudien sollen im April starten und bis August dauern. Sie nimmt die Elemente der eigentlichen Studie auf. In ihnen werden Untersuchungselemente der späteren Studie vorab getestet. Es wird unter anderem die körperliche Fitness an Hand verschiedener Parameter getestet, es werden Schlaflaboruntersuchungen durchgeführt und es erfolgt eine Untersuchung der Blutgefäße. Mit den Machbarkeitsstudien soll überprüft werden, ob die Untersuchungsmethoden, die Logistik, die Datenübertragung und die Koordinierung zwischen den einzelnen Studienzentren den Alltagsanforderungen gerecht werden.

Die freiwilligen Teilnehmer müssen mit einem zeitlichen Aufwand von zwei Stunden rechnen. Alle erhalten eine Basisuntersuchung (dazu gehören unter anderem Bluttest, Blutdruck und anthropometrische Untersuchungen – Feststellung der Körpermaße), darüber hinaus werden die Teilnehmer jeweils einen weiteren Test aus den Bereichen Schlafmefdizin, körperliche Fitness und Gefäßparameter absolvieren. Alle Freiwilligen werden zudem von den Experten zu ihrem Gesundheitszustand und -verhalten interviewt. Die Teilnehmer sollten zwischen 20 und 69 Jahre alt sein und in Halle und Umgebung wohnen. Anmeldung unter machbarkeitsstudie@medizin.uni-halle.de oder Telefon (0345) 557-3579. Die Teilnehmer erhalten als Gegenleistung Informationen über ihren Gesundheitszustand sowie eine Aufwandsentschädigung von 30 Euro.

Die eigentliche Nationale Kohorten-Studie startet dann im kommenden Jahr. In den neunzehn Studienzentren in Deutschland werden insgesamt 200.000 Personen untersucht, hinzu kommen 25.000 Migranten. Das Bundesbildungs- und Forschungsministerium, die Länder und die Helmholtz-Gesellschaft fördern die Studie mit voraussichtlich insgesamt 210 Millionen Euro. Auf Grund ihres guten Rufes sowie der Erfahrungen mit einer Bevölkerungsstudie (CARLA-Studie) wurden die wird eines der 19 Untersuchungszentren an den epidemiologischen Institute der Martin-Luther-Universität angesiedelt. Nach der Erstuntersuchung werden die Probanden drei bis fünf Jahre später erneut untersucht. Geplant ist zudem, in einem weiteren, ähnlichen Zeitintervall eine erneute Untersuchung durchzuführen. Ausgewählt werden die Teilnehmer aus Halle und dem Saalekreis nach einem Zufallsprinzip aus dem Melderegister. Die 20- bis 69-Jährigen werden dann zur Untersuchung eingeladen. Professor Stang: „Die Teilnahme ist selbstverständlich freiwillig.“ Die Experten hoffen auf eine Rücklaufquote von etwa 60 Prozent. „Unser Ziel ist es, ein repräsentatives Abbild der Bevölkerung zu erstellen.“ Nach drei bis fünf Jahren sollen die ersten Ergebnisse der Nationalen Kohorte veröffentlicht werden.

Mittels Fragebögen werden umfangreiche Informationen zu psychosozialen Faktoren, Lebensstil (z.B. körperlicher Aktivität, Ernährung und Rauchen), medizinischer Vorgeschichte und Einnahme von Medikamenten erhoben. Hinzu kommt eine medizinische Untersuchung – vom Hörtest bis zu einem Herz-Ultraschall und EKG. Darüber hinaus werden allen Studienteilnehmern Blutproben entnommen und für spätere Forschungsprojekte in einer zentralen Bioprobenbank gelagert. Bei der Nachunterschung sollen dann beispielsweise Veränderungen wie die Zunahmen der Gefäßwandverdickung festgestellt und in Zusammenhang mit dem Lebensstil gesetzt werden.

Jens Müller
Unternehmenskommunikation
Leiter und Pressesprecher
Universitätsklinikum Halle (Saale)
Medizinische Fakultät der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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