Gesünder durch Nährwertkennzeichnung?

Das Stichwort Nährwertkennzeichnung ist momentan eines, an dem sich die Geister scheiden. Die einen fordern ein Ampelsystem auf jedem Lebensmittel, in dem einzelne Bestandteile des Produktes nicht nur aufgelistet sondern auch mit den Farben grün, gelb und rot gekennzeichnet werden.

Die Lebensmittelhersteller lehnen das grundweg und vehement ab und setzen lieber auf das Pferd „GDA“. Das ist die Abkürzung für „Guideline Daily Amounts“, also „Richtwerte für die Tageszufuhr“, die inzwischen auf etwa 80 Prozent der deutschen Lebensmittel zu finden sind. Das sind meist Kreise oder Tonnen mit Angaben zu Energiegehalt, Zucker, Fett und Salz; fast immer mit dem Zusatz einer Prozentangabe.

Was aber viel entscheidender ist als die Frage nach dem System der Kennzeichnung: Wie kommt die aufgedruckte Information beim Verbraucher an? Die Ernährungswissenschaftlerin Lisa Jansen von der Justus-Liebig-Universität Gießen hat sich unter Leitung von Professor Ingrid-Ute Leonhäuser aufgemacht, eine Studie über die Akzeptanz bei der Generation 50plus zu erstellen. Angesichts der demografischen Veränderungen in Deutschland, ein längst überfälliges Projekt. Stellt doch diese Generation künftig einen Großteil der Verbraucher. Umso wichtiger ist es, die Bedürfnisse und die Kompetenzen dieser Altersgruppe in Bezug auf die Nährwertkennzeichnung zu untersuchen.

Die Studie „Akzeptanz Neuer Nährwertkennzeichnung im Alter 50plus“ (ANNA 50plus) liefert auch bereits vor Abschluss deutliche Ergebnisse: Die Nährwertangaben werden grundsätzlich als wichtig bei der Lebensmittelauswahl genannt. Schwierigkeiten bereitet aber durchgehend die Einschätzung der Prozentangaben sowie des eigenen Kalorienbedarfs. Und ein Ergebnis, das schon mehrfach in Studien beobachtet wurde: Das Verständnis für die Kennzeichnung steigt mit höherem Ernährungswissen und Einkommen, höherem Bildungsgrad und der Beschäftigung mit Ernährungsthemen.

Jansen zog daraus auf der International Consumer Sciences Research Conference Ende Juni in Edinburgh den entscheidenden Schluss: „Im Mittelpunkt der gegenwärtigen Diskussion sollte vor allem das Informationsbedürfnis der Verbraucher stehen“. Nur wenn Verbraucher über grundlegende Ernährungskenntnisse verfügen, könne Nährwertkennzeichnung eine Hilfestellung für die Zusammenstellung einer ausgewogenen Ernährung sein.

Die Ernährungswissenschaftlerin arbeitet weiter mit dem Schwerpunkt auf zielgruppenspezifische Handlungsempfehlungen und fordert umfassendere und konkretere Studien in Deutschland: „Bislang wurden nur wenige Fragen zum Thema gestellt und daran die Meinung aller Verbraucher festgemacht, aber um die Akzeptanz eines Systems zu untersuchen, brauchen wir Ansätze, die für den Verbraucher die beste Lösung darstellen“.

Weitere Informationen über Nährwertkennzeichnung finden Sie auf www.aid.de in den Rubriken „Verbraucherschutz“ / „Kennzeichnung“ oder direkt unter: www.aid.de/verbraucher/kennzeichnung_naehrwertkennzeichnung.php

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Harald Seitz aid infodienst

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