Wenn Geschwister außerhalb der Herkunftsfamilie aufwachsen
Geschwisterbeziehungen gehören zu den langjährigsten Beziehungen im Leben eines Menschen – dies gilt auch für Kinder, die außerhalb ihrer Herkunftsfamilie leben. Dennoch gibt es bisher kaum fundiertes Wissen über das Zusammenleben dieser Kinder. Sylvia Leitner, Ulrike Loch und Stephan Sting begaben sich mit einer empirischen Studie auf dieses wissenschaftliche Neuland in der Sozialpädagogik.
In der Untersuchung werden Perspektiven von Kindern und Jugendlichen auf ihre Geschwisterbeziehungen und Erfahrungen in SOS-Kinderdorf-Familien rekonstruiert sowie die Geschwisterlichkeit erhoben. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben neun Fälle detailliert analysiert. Beleuchtet wurden sowohl die Geschwister außerhalb der Kinderdorffamilien als auch die so genannten „Hausgeschwister“.
Das zentrale Ergebnis der Studie: Geschwisterbeziehungen sind von Grund auf ambivalent, da sie in komplexer Weise mit den Lebensgeschichten und den sozialen Kontexten der jeweiligen Geschwistergruppe verflochten sind. Als Folge davon stellen Geschwisterbeziehungen immer eine pädagogische Gestaltungsaufgabe dar, bei der es unter anderem um die Auseinandersetzung mit Rivalität, um den Aufbau von Vertrauen und Unterstützung und um die Begleitung von Ablöseprozessen geht.
Betroffen ist sowohl die Ebene jedes einzelnen Geschwisterkindes als auch die Geschwistergruppe. In der Fremdunterbringung ist eine „pädagogische Geschwisterarbeit“ erforderlich, die der Dynamik von Geschwisterbeziehungen Beachtung schenkt und reflektiert, dass pädagogische Interventionen nicht nur das jeweilige Kind, sondern immer auch die Geschwistergruppe als Ganzes betreffen.
Leitner, Sylvia; Loch, Ulrike & Sting, Stephan (2011). Geschwister in der Fremdunterbringung. Fallrekonstruktionen von Geschwisterbeziehungen in SOS-Kinderdörfern aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen. Wien: LIT.
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