Gene beeinflussen Placebo-Wirkung

Die Gene eines Menschen bestimmen, wie gut Placebos bei ihm wirken. Das haben Hirnforscher um Andrew Leuchter am Semel Institute for Neuroscience and Human Behavior herausgefunden und im Journal of Clinical Psychopharmacology publiziert. Placebos funktionieren demnach, indem sie das Belohnungssystem des Gehirns stimulieren.

Dabei setzen sie sogenannte Monoamine- Neurotransmittoren frei, zu denen die Wohlfühl-Hormone Dopamin und Noradrenalin gehören. Da diese chemischen Signale von Genen kontrolliert werden, könnten die genetischen Unterschiede zwischen Menschen wesentlichen Einfluss auf die Reaktion auf Placebos haben, schließen die Forscher.

Von einem „Placebo“ spricht man, wenn ein Medikament statt dem vermeintlichen Wirkstoff nur Zucker enthält. Nützlich sind Placebos vor allem für Tests neuer Arzneien, die zum Vergleich stets eine „nicht erfolgte Behandlung“ erfordert. Bei manchen Menschen funktioniert die Placebo-Behandlung allerdings fast genauso gut wie das echte Medikament, während dies bei anderen nicht der Fall ist. Ungeklärt war bisher, warum dieser Unterschied besteht, man hatte stets eine Verbindung biologischer und psychologischer Faktoren vermutet. Genetische Ursachen liefern jetzt eine neue Erklärung für diesen Effekt. Leuchter und sein Team entdeckten, dass bestimmte Gene, die im Gehirn für Belohnungseffekte zuständig sind, die Reaktion eines Menschen auf Placebos bestimmen.

Dazu untersuchten die Forscher die Blutproben von 84 Menschen, die an typischen Depressionen litten, da bei dieser Krankheit die Placebowirkung gewöhnlich besonders stark ausgeprägt ist. 32 hatten ein Medikament erhalten, 52 ein Placebo. Die Forscher untersuchten die Unterschiede der Gene, die für die Steuerung zweier Monoamine-Enzyme – bezeichnet als Catechol-O-Methyltransferase (COMT) und Monoaminoxidase (MAO-A) – zuständig sind. Bei Personen mit der höchsten MAO-A-Aktivität war der Placebo-Effekt deutlich geringer als bei anderen Genotypen. Beim COMT-Enzym war das Verhältnis genau umgekehrt. „An Major-Depression Leidende mit spezifischen MAO-A und COMT-Genotypen dürften biologisch im Vorteil oder Nachteil sein, was ihre Reaktion auf Placebos betrifft“, so Leuchter.

Leuchter bezeichnet diese Erkenntnis als „nicht alleinige Erklärung für die Placebo-Wirkung, da mehrere biologische und psycholsoziale Faktoren beteiligt sind“. Man könnte jedoch künftig den Einfluss des Genotyps beim Design klinischer Studien berücksichtigen, um so Arzneitests höhere Aussagekraft zu verleihen.

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.semel.ucla.edu

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