GEM-Länderbericht Deutschland: Die meisten Gründungen generieren keine Arbeitsplätze

Denkt die Politik an Unternehmensgründungen, erhofft sie in erster Linie neue Arbeitsplätze. Fast die Hälfte der Gründungen in Deutschland hat jedoch weder einen Arbeitsplatz geschaffen, noch ist dies in den nächsten fünf Jahren geplant.

Denkt die Politik an Unternehmensgründungen, erhofft sie in erster Linie neue Arbeitsplätze. Fast die Hälfte der Gründungen in Deutschland hat jedoch weder einen Arbeitsplatz geschaffen, noch ist dies in den nächsten fünf Jahren geplant.

Positiv allerdings, auch im internationalen Vergleich, sind diesbezüglich der Erwartungen der übrigen Gründer: 16 Prozent der Gründer meinen, dass sie fünf Jahre nach der Gründung mindestens zehn Beschäftigte haben und ihre Beschäftigtenzahl bis dahin um 50 Prozent erhöhen werden. Dies ist eines der vielen Ergebnisse einer gemeinsamen Studie der Leibniz Universität Hannover und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Im 14. Länderbericht Deutschland zum Global Entrepreneurship Monitor (GEM) analysieren die Wissenschaftler die Gründungseinstellungen und das Gründungsverhalten in Deutschland im Vergleich mit insgesamt 69 anderen Ländern weltweit.

Sehr optimistisch stimmt die Forscher der erneute relative Anstieg der Opportunity-Gründer (das sind Personen, die mit der Selbstständigkeit ihr Einkommen erhöhen und eine erkannte Marktchance nutzen wollen) in Deutschland verglichen mit jenen Gründungen, die aus Mangel an Erwerbsalternativen erfolgen. Auf einen der letztgenannten Gründer kommen mehr als vier Opportunity-Gründer – der höchste Wert seit Beginn der GEM-Datenreihe im Jahre 1999.

Opportunity-Gründungen sind meist wachstumsstärker und haben eine längere Lebensdauer. Männliche Gründungspersonen sowie Personen mittleren Alters (25-34 Jahre) stehen hinsichtlich der realen und der erwarteten Beschäftigungseffekte am besten dar. Erfreulich ist auch, dass der Wissens- und Technologietransfer, eine wichtige gründungsbezogene Rahmenbedingung, sich nach Ansicht der befragten Experten erneut gegenüber dem Vorjahr verbessert hat. (Rang 2 weltweit).

In anderen Bereichen liegt Deutschland nur im Mittelfeld oder gar am Ende der vergleichbaren Industrieländer. Die Gründungsquote insgesamt ist seit Jahren nur in wenigen Ländern niedriger als hierzulande, dies gilt auch für 2013 (Rang 22 unter den 26 innovationsbasierten Ländern).

Das erhebliche Gründungspotential der Menschen mit Migrationshintergrund wird im Einwanderungsland Deutschland weniger gut genutzt als in vielen vergleichbaren Staaten. Zwar gründen auch in Deutschland Migranten häufiger als Nicht-Migranten, aber seltener als in den meisten anderen Staaten: Die Gründungsquote unter Migranten der ersten Generation lag in Deutschland 2013 bei knapp 7 Prozent, in Großbritannien dagegen bei 11 Prozent und in Portugal gar bei 17 Prozent.

Der Leiter der Forschergruppe, Prof. Rolf Sternberg, empfiehlt „die durchaus lobenswerten Anstrengungen der Politik und privater Initiativen zugunsten von Gründungen durch Migranten fortzusetzen und auszubauen.“ Auch sollte die Politik über Maßnahmen nachdenken, wie die strukturelle Benachteiligung von Gründungen auf dem Arbeitsmarkt verringert werden kann: Gründungen leiden stärker als etablierte Unternehmen unter hohen Lohn- und Lohnnebenkosten und dem zunehmenden Fachkräftemangel.

Der Arbeitsmarkt ist eine wichtige gründungsbezogene Rahmenbedingung, die aber, das zeigt die Studie deutlich, in Deutschland immer negativer bewertet wird, auch im Vergleich zu anderen Staaten. Hier besteht Handlungsbedarf.

Die Studie beruht auf den Daten des Global Entrepreneurship Monitor (GEM), einem Forschungskonsortium, das jährlich und weltweit vergleichbare Daten zu Unternehmensgründungen erhebt. Prof. Rolf Sternberg leitet das GEM-Team an der Leibniz Universität, Dr. Udo Brixy am Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung in Nürnberg.

Der Bericht im Internet: www.wigeo.uni-hannover.de/gem2013.html   

Hinweis an die Redaktion:
Für weitere Informationen steht Ihnen Prof. Rolf Sternberg, Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover, unter Telefon 0511 762 4496 oder per E-Mail unter sternberg@wigeo.uni-hannover.de gern zur Verfügung.

http://www.wigeo.uni-hannover.de/gem2013.html

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