Forschung: Aktuelle Daten über Kniegelenksarthrose ermittelt

Neben beruflichen Belastungen wie schwerem Heben und Tragen und häufigem Knien tragen Übergewicht, Vererbung und Mannschaftssportarten zur schmerzhaften Erkrankung des Kniegelenks bei.

Für die Kniegelenksarthrose, die zu den häufigsten Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems zählt, sind berufliche Risikofaktoren bisher nicht ausreichend beleuchtet worden. Die nun veröffentlichten Ergebnisse der „Fall-Kontroll-Studie zur Bewertung von beruflichen Faktoren im Zusammenhang mit Gonarthrosen“ schließen diese Lücke.

2006 gab die BAuA die Fall-Kontroll-Studie in Auftrag. Die sogenannte ArGon-Studie sollte Erkenntnisse über den Einfluss von physischen Belastungen bei beruflichen und außerberuflichen Tätigkeiten und individuellen Faktoren auf die Entstehung von Gonarthrose gewinnen. Das Institut für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und Ergonomie e.V. ASER führte die Studie gemeinsam mit dem HELIOS Klinikum Wuppertal, dem Sankt Josef Zentrum für Orthopädie und Rheumatologie Wuppertal, dem Klinikum Köln Merheim und der Universität Witten/Herdecke durch. Über 1.200 Patienten mit und ohne Kniegelenksarthrose nahmen an der Fall-Kontroll-Studie teil. Die Daten zu zurückliegenden beruflichen Belastungen und sonstigen Risikofaktoren wurden bei den 741 Frauen und 569 Männern im Alter zwischen 25 und 75 Jahren durch standardisierte Befragungen mit Hilfe von Fragebögen und Interviews erhoben. Zusätzlich wurden zur Validierung der subjektiven Angaben aus den Befragungen Tätigkeitsanalysen und Befragungen in ausgewählten Bereichen mit Knie belastenden Tätigkeiten durchgeführt.

Für beide Geschlechter konnte gezeigt werden, dass Arbeiten im Knien oder in hockender Stellung das Risiko des Verschleißes erhöhen. Hier besteht ein Zusammenhang zwischen der Dauer der Einwirkung und der Schädigung. Darüber hinaus ermittelten die Experten Übergewicht, Erbanlagen und bestimmte Sportarten als Risikofaktoren. Bei Frauen spielen zusätzlich Fehlstellungen des Beines (X-/O-Beine), Kniebeschwerden in der Kindheit und schweres Heben und Tragen eine Rolle. Hingegen erweist sich bei Frauen langes und häufiges Sitzen als Faktor, der dem Verschleiß des Kniegelenks entgegenwirkt.

Befragte Orthopäden und Sportmediziner kamen zu dem Ergebnis, dass auch bestimmte Sportarten schädlich für die Knie sein können. Mannschaftssportarten und Kampfsport wurden fast durchgängig als „eher schädlich für das Knie“ eingestuft. Hier können Knieverletzungen auftreten, die nicht bemerkt werden und dem Verschleiß Vorschub leisten. Mit dem richtigen Sport kann man aber auch etwas für die Prävention von Kniegelenksarthrose tun: besonders Wassersport und Individualsportarten wie ein gezieltes Rückentraining sind gut geeignet.

Die ArGon-Studie liefert wichtige Erkenntnisse, um durch Maßnahmen wie Arbeitstechniken oder Ernährungsumstellung dem vorzeitigen Abbau des Kniegelenks vorzubeugen. Die Ergebnisse wurden auch in der internationalen Fachzeitschrift Arthritis Research & Therapy (2010,12:R88) veröffentlicht.

Bericht F2096 der BAuA „Fall-Kontroll-Studie zur Bewertung von beruflichen Faktoren im Zusammenhang mit Gonarthrosen – die ArGon-Studie“, A. Klußmann, Hj. Gebhardt, M. Nübling, L. V. von Engelhardt, E. Quirós Perea, F. Liebers, B. Bouillon, M. A. Rieger; 199 Seiten; PDF-Datei 4 MB

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt. Sie ermöglichen Unternehmen wie auch der gesamten Volkswirtschaft einen Vorsprung im globalen Wettbewerb. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Rund 660 Beschäftigte arbeiten am Hauptsitz in Dortmund und den Standorten Berlin, Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.

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Jörg Feldmann idw

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