Fernreisen ade? Mobilitätsstudie belegt Trends zu Kurztrips

Jedoch werden sie künftig seltener Fernreisen machen, sondern eher Kurztrips in Naherholungsgebiete. Dies belegt eine Studie der COMPASS-Unternehmensberatung in Kooperation mit der DB Regio und der mobilité GmbH. Die Studie liefert erstmals neue Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Preisentwicklungen im Energiesektor auf die Mobilität der Bundesbürger.

Die Verkehrsträger Pkw, Fernbahn, Regionalbahn und die Stadtverkehre sind im letzten Jahr in der Wahrnehmung der meisten Bundesbürger teurer, für viele auch sehr viel teurer geworden. Die einzige Ausnahme bildet der Flugverkehr: hier nehmen etwa gleich viele die Preise als teurer, gleich bleibend und sogar günstiger wahr.

Für die meisten Befragten ist jedoch der Fahrtkostenaspekt nicht entscheidend, ob überhaupt ein Ausflug oder eine Reise unternommen wird, so dass sie insgesamt aus der Verteuerung der Transportpreise bisher wenige Konsequenzen für ihr Freizeit- und Urlaubsverhalten ziehen: Obwohl beim Auto die deutlichste Verteuerung wahrgenommen wird, ist es immer noch die unangefochtene Nummer 1 als Transportmittel für Ausflüge und Urlaubsreisen.

Von denen, die bereits jetzt schon Konsequenzen ziehen, sagen knapp 30% allerdings, dass sie in Freizeit und Urlaub weniger mit dem Auto fahren wollen. 18% weichen im Freizeitbereich vom Auto auf andere Verkehrsmittel aus.

Allein der Preis zählt

Urlaubsreisen mit dem Flugzeug sind fast genauso beliebt wie mit dem Auto. Beim Fliegen geht es allein um den Preis. Ist Fliegen teuer oder wird als teuer empfunden, wird weniger, oder gar nicht geflogen bzw. beschränkt man sich auf kürzere Strecken. Gibt es günstige Angebote, wird sogar mehr geflogen als bisher – unabhängig von der Diskussion um Klimawandel und Nachhaltigkeit. Die Option, auf andere Verkehrsträger auszuweichen, nehmen nur wenige Leute wahr: Über die Hälfte der befragten Fernbahnkunden im Freizeitbereich ist vor allem wegen der gestiegenen Preise unzufrieden. Ein Viertel derjenigen, die ihre Konsequenzen daraus ziehen, fährt im Freizeitbereich daher weniger mit der Bahn und/oder steigt auf das Auto bzw. das Flugzeug um – also eigentlich eine Umkehr des Trends, den man sich im nachhaltigen Tourismus wünschen würde.

Gewinner Naherholungsgebiete

Der eine „große Urlaub“ im Jahr ist den Deutschen auch bei weiter steigenden Transportkosten unangefochten wichtig und es besteht wenig Neigung zu sparen. Mehrere Urlaube im Jahr aber werden seltener möglich sein, genauso wie Urlaube ins Ausland oder weit entfernte Binnendestinationen – mit zwei gegensätzlichen Konsequenzen: Machen die einen stattdessen mehr Ausflüge und Kurzreisen, so gibt es auch einen signifikanten Anteil von Leuten, die auf Ausflüge ganz verzichten. Steigen die Transportkosten an, könnte es also einen deutlichen Rückgang im Naherholungs- und Wochenend-Reiseverkehr geben – der aber unter Umständen von denen kompensiert wird, die statt mehreren längeren Reisen zukünftig mehr Kurzurlaube planen. Immerhin unternehmen fast zwei Drittel der Befragten 10 bis 15 Tages- und Mehrtagesausflüge pro Jahr, d.h. im Schnitt einen Ausflug pro Monat. Ein Viertel unternimmt sogar bis zu 25 Tages- und Mehrtagesausflüge im Jahr!

„Der gesamte öffentliche Nah- und Fernverkehr kann zu den Gewinnern dieser Entwicklung gehören, wenn der Verkehr auf energiesparende, umweltfreundlichere und preiswertere Verkehrsträger verlagert wird“, meint Martina Leicher, Geschäftsführerin der COMPASS GmbH. Noch aber mangelt es an intelligenten, kundenfreundlichen Angeboten und Pauschalen, die eine wirkliche Alternative zum Auto (oder Billigflieger) darstellen könnten. Und es sei auch noch nicht abzusehen, in welchem Maße und in welchem Zeitraum Verlagerungseffekte eintreten. „Weder die Politik noch die Verkehrsunternehmen sind ausreichend vorbereitet, die Infrastruktur in größerem Umfang als bisher auszubauen und die evtl. erforderlichen Kapazitäten zu schaffen“, so Leicher.

Trend verschlafen?

Aber nicht nur die öffentlichen Verkehre haben noch so ihre Probleme mit den Freizeitreisenden in Deutschland. Während Städte, Hotels, Museen und Freizeitparks die steigende Nachfrage spüren und beantworten, verschlafen die Reiseveranstalter und -büros offensichtlich gerade diesen Trend – beide haben sich für den deutschen Privatreisemarkt bislang kaum interessiert.

Die aufgewiesenen Trends sollten hier jedoch beiden Mut machen, mit Kreativität und Innovationen neue Kundengruppen für sich zu erschließen:

„Veranstalter, die Naherholungsgebiete und Attraktionen im Programm haben, die leicht erreichbar sind und/oder attraktive Pakete (Zug und Übernachtung/ Ermäßigungen/Pauschalen) anbieten, können von dieser Entwicklung profitieren“, meint Martina Leicher.

Die Studie

Zum aller ersten Mal überhaupt wurde eine Studie zu den Auswirkungen der Preisentwicklungen im Energiesektor auf die Mobilität durchgeführt. Zentrale Fragestellungen der Studie waren dabei: Werden steigende Transportkosten wahrgenommen? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus hinsichtlich der Verkehrsmittelwahl, der Häufigkeit von Reisen und Ausflügen und auch hinsichtlich der Entfernung der besuchten Regionen? In dem Projekt analysierte die Unternehmensberatung zunächst die Nachfrageseite und leitete daraus Erkenntnisse darüber ab, wie sich das Mobilitätsverhalten der Bundesbürger unter den neuen Rahmenbedingungen verändern könnte. Basis der Studienergebnisse ist eine face-to-face Befragung von 1202 Probanden im Ruhrgebiet sowie im Raum Frankfurt am Main und Köln im Oktober 2008. Unterstützt wurde COMPASS von Studierenden der International School of Management (ISM) Frankfurt und Dortmund sowie der Cologne Business School (CBS).

Die COMPASS GmbH

Die COMPASS GmbH ist eine mit der Cologne Business School (CBS) verbundene Unternehmensberatung mit Fokus in der Tourismus- und Dienstleistungsbranche. Kunden sind Destinationen, Internationale Organisationen, Freizeitgroßeinrichtungen, Bildungseinrichtungen, Groß- und Einzelhandelsunternehmen sowie Unternehmen aus dem Verkehrssektor.

Neben klassischer Unternehmensberatung liegen die Schwerpunkte von COMPASS vor allem in den Bereichen Marktforschung und Destinationsentwicklung. COMPASS bietet daneben Seminare, Workshops und Symposien zur beruflichen Weiterentwicklung an. Pragmatische Lösungen und eine effiziente Umsetzung stehen dabei im Vordergrund.

Studierende der CBS werden regelmäßig in laufende Projekte von COMPASS eingebunden und können so während des Studiums wertvolle Praxiserfahrungen im Consulting sammeln.

Für die Studie verantwortlich zeichnet die COMPASS GmbH.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
COMPASS GmbH
Beratung – Forschung – Training
Martina Leicher
Hardefuststr. 1
50677 Köln
T: 0221 943 396 38
F: 0221 943 396 39
leicher@compass-cbs.de

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Andrea Böttcher idw

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