European Private Equity Outlook 2011

– Kapitalmarkt nach Finanzkrise erholt – langfristige Aussichten dennoch unsicher

– Volumen von M&A-Transaktionen steigt vor allem in den Bereichen Automotive, Investitionsgüter, Business Services und Konsumgüter

– Finanzierungsumfeld verbessert sich, aber große Übernahmen bleiben die Ausnahme: Fokus auf Transaktionen mittlerer Größe

– Strategen und asiatische Investoren erhöhen M&A-Aktivitäten in Europa

– Wertsteigerung durch Finanzierungshebel zunehmend schwieriger – Fokus sollte auf Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle bei Beteiligungsunternehmen liegen

– Refinanzierung von Transaktionen vor der Krise bilden mittelfristig große Herausforderungen

Der europäische Private Equity-Markt hat seinen Tiefstand von 2009 überwunden und gewinnt spürbar an Dynamik. So legten die M&A-Transaktionen bereits im Jahr 2010 um 52 Prozent auf 36 Milliarden Euro zu. Eine positive Tendenz, die sich 2011 fortsetzen wird. Dabei werden Strategen und asiatische Investoren verstärkt aktiv. Durch verbessertes Pricing und ein besseres Finanzierungsumfeld steigt die Sicherheit bei mittleren Transaktionen (MidCap). Zudem entscheiden immer mehr Investoren in letzter Sekunde, ob sie das Unternehmen an einen Strategen oder Finanzinvestor verkaufen oder ob sie auf einen Börsengang setzen (Dual Track Exits).

Mittelfristige Herausforderungen stellen die Wertsteigerung durch innovative Geschäftsmodelle bei den Beteiligungsunternehmen sowie die Lösung anstehender Refinanzierungen dar. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie „European Private Equity Outlook 2011“ von Roland Berger Strategy Consultants.

„Nach dem starken Einbruch 2009 ist 2010 neue Bewegung in den Private Equity-Markt gekommen,“ erläutert Gerd Sievers, Partner bei Roland Berger Strategy Consultants im Bereich Corporate Finance und Autor der Studie. „Doch wir sind noch weit entfernt vom Vorkrisenniveau.“ So hatte der europäische Private Equity-Markt 2008 ein Transaktionsvolumen von 54 Milliarden Euro erreicht – etwa 50 Prozent mehr als 2010.

Fokus auf Transaktionen mittlerer Größe

Die eingeschränkte Verfügbarkeit von Krediten und die Volatilität der Märkte beschränken noch immer Akquisitionsmöglichkeiten und Exit-Optionen. Leverage-Niveaus, die sich um das 3,5- bis 4-fache des EBITDA eines Unternehmens bewegen, erfordern bei Übernahmen hohe Eigenkapitalbeteiligungen. Große M&A-Transaktionen mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Euro dürften daher die Ausnahme bleiben.

Gleichzeitig stehen den europäischen Private Equity Fonds Cash-Reserven in Höhe von rund 170 Milliarden Euro zur Verfügung.

„Diese Liquidität wird zu einem starken Wettbewerb in den Transaktionen führen, da diese zum Teil zeitnah vor einem Auslaufen der Fonds investiert werden müssen. Weiter wird der Wettbewerbsdruck durch strategische Investoren erhöht, die bei Transaktionen zunehmend zurück an den Tisch kommen „, sagt Sievers. „Insbesondere in den Segmenten Automotive, Investitionsgüter, Business Services sowie Konsumgüter erwarten wir in diesem Jahr ein größeres Volumen von M&A-Transaktionen.“

Höhere Transaktionssicherheit

Im Jahr 2010 wurden nur knapp 74 Prozent der angekündigten Übernahmen tatsächlich durchgeführt. 2008 waren es mehr als 80 Prozent und 2005 sogar mehr als 85 Prozent. Dieser Trend zeigt, dass Banken die M&A-Risiken sorgfältiger prüfen. Die Verbesserung der allgemeinen Marktbedingungen sowie der Performance vieler Unternehmen im laufenden Jahr wird nun zu einer höheren Sicherheit der Transaktionen beitragen. Voraussichtlich werden sich mehr Private Equity-Investoren aus Sicherheitsgründen für Dual Track-Verfahren bei der Veräußerung ihrer Portfoliounternehmen entscheiden. Dabei entschließen sich Investoren erst in letzter Sekunde, ob sie das Unternehmen an einen Strategen oder Finanzinvestor verkaufen oder ob sie auf einen Börsengang setzen. Dieser Trend ist auch auf die aktuelle Entwicklung an den Kapitalmärkten zurückzuführen, die sich nach der Krise wieder stabilisiert haben.

Investoren aus Asien und Nahost in Europa

Nachdem sich asiatische Investoren im Krisenjahr 2009 bei der Übernahme europäischer Unternehmen spürbar zurückgehalten hatten, zeigten sie bereits 2010 wieder erhöhtes Interesse. Vor allem strategische Investoren aus China und Indien sind auf dem europäischen M&A-Markt sehr aktiv – so verdoppelte sich 2010 im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der M&A-Transaktionen in Europa, an denen indische Investoren beteiligt waren von 9 auf 18. Die Zahl der chinesischen Investoren bei europäischen Übernahmen nahm von 13 auf

18 zu. „Die Gründe für die verstärkte Beteiligung ausländischer Investoren am europäischen M&A-Markt liegen auf der Hand: Durch den Erwerb europäischer Unternehmen sichern sich ausländische Investoren den Zugang zu wichtigen Technologien und westeuropäischen Kunden. Für Käufer aus dem asiatischen Raum und aus Nahost ist dies ein wichtiger Schritt, um die Internationalisierung des Geschäfts voranzutreiben“, sagt Berger-Experte Sievers. Die Transaktionen stellen die Verkäufer dabei vor eine besondere Aufgabe: Sie müssen nicht nur sprachliche Barrieren überwinden, sondern sich auch auf unterschiedliche Vorgehensweisen bei Unternehmenskäufen einstellen.

Trend: Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle

Bis 2015 müssen voraussichtlich mehr als 100 Milliarden Euro Fremdkapital aus Transaktionen vor der Krise refinanziert werden.

„Dabei stellt nicht nur die Zurückhaltung der Banken und des Kapitalmarkts hinsichtlich großer Finanzierungen eine besondere Herausforderung dar. In den letzten Jahren hat sich zudem die Zahl der Finanzierer und Finanzierungsarten stark erhöht. Dadurch wird es schwieriger, eine einvernehmliche Lösung bei zunehmender Komplexität der Transaktionen zu finden“, sagt Studienautor Sievers. „Die Vermittlung zwischen Stakeholdern mit unterschiedlichen Interessen spielt eine immer wichtigere Rolle. Das heißt: Refinanzierungspläne werden zunehmend nachhaltigere Konzepte in instabilen Umgebungen erfordern.“ Diesen Spagat werden Private Equity Fonds in Zukunft nur dann meistern, wenn sie nicht nur ihre Finanzierungs-, sondern auch ihre Geschäftsmodelle grundsätzlich überprüfen. „Wenn Private Equity-Investoren bessere Margen und nachhaltiges Wachstum erzielen wollen, müssen sie an neuen Geschäftsmodellen für ihre Portfoliounternehmen arbeiten. Denn gute Verkaufserlöse lassen sich heute nicht mehr durch schnelles Kaufen und Verkaufen erzielen.“

So müssten sich Investoren verstärkt mit dem operativen Geschäft der Portfoliounternehmen auseinandersetzen. Dabei kann es auch erforderlich sein, mit Innovationen neue Marktfelder zu betreten, für die Investitionen getätigt werden müssen. Denn nur so können Investoren bei einer Veräußerung der Unternehmen Mehrwert schaffen.

Die Studie können Sie kostenlos downloaden unter:
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