Europäische Kooperation bei erneuerbarer Energie als Wirtschaftschance für Österreich

Bis zum Jahr 2020 soll ein Anteil von 20% des in den EU-Staaten benötigten Endenergiebedarfs aus erneuerbaren Quellen abgedeckt werden. Nachdem Alternativenergie heute in Europa aber in recht unterschiedlichem Ausmaß genutzt wird und die Länder von unterschiedlichen Niveaus losstarten, wurden für die einzelnen Länder auch unterschiedliche Zielsetzungen vereinbart:

Österreich soll bis 2020 folglich 34% seiner Energie aus erneuerbaren Quellen beziehen. Eine Studie, gefördert im Rahmen des Klima- und Energiefonds, erstellt von der TU Wien und dem Wegener Center der Universität Graz unter der Leitung von JOANNEUM RESEARCH zeigt auf, welche gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen eine Einhaltung, eine Verfehlung oder auch eine Übererfüllung dieses Wertes hätte. Das Resultat: Für Österreich wäre es wirtschaftlich sinnvoll, das Ziel sogar noch zu übertreffen und einen Anteil von 36% anzustreben.

Österreich könnte sein Ziel übererfüllen und Kooperationsmechanismen nutzen

Schon heute liegt der Anteil der erneuerbaren Energie in Österreich bei 31% – ein Ausbau auf die gewünschten 34% bis 2020 ist daher durchaus realistisch. Mit entsprechenden Maßnahmen könnten allerdings auch 36% erreicht werden – und das könnte sich für Österreich bezahlt machen: Um einen Ausbau erneuerbarer Energien dort zu ermöglichen, wo sie am billigsten sind, wurden durch die EU-Richtlinie zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen („RES-Richtlinie“, 2009/28/EC) sogenannte Kooperationsmechanismen etabliert. Staaten, die ihre Ziele nicht auf Basis nationaler Potentiale erreichen können oder wollen, können so Alternativenergie-Anteile von anderen Staaten zukaufen.

„Aus heutiger Sicht ist klar davon auszugehen, dass einige Länder Probleme haben, ihre Vorgaben zu erfüllen. Österreich könnte diese Nachfrage bedienen und bei Übererfüllung des 34%-Ziels Geld verdienen – und hätte außerdem ein „Sicherheitspolster“ für den Fall, dass unvorhergesehene Entwicklungen die Situation verschlechtern“, erklärt Gustav Resch von der Energy Economics Group der TU Wien. Österreichs Alternativenergie-Potenzial kann relativ kostengünstig erschlossen werden, daher wäre eine Verfehlung der 34%-Vorgabe und ein damit verbundener möglicherweise teurer Zukauf von Erneuerbaren Anteilen aus anderen Staaten wirtschaftlich unklug.

Massiver Ausbau der Erneuerbaren – oder verstärktes Energiesparen

Zwei verschiedene Strategien stehen zur Verfügung, um die Ziele zu erreichen: Österreich könnte sich primär darauf konzentrieren, mehr Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen – das würde allerdings einen massiven Ausbau erfordern. Die zweite mögliche Strategie ist, neben einem moderateren Ausbau erneuerbarer Energieträger zusätzlich auch noch verstärkt in Energieeffizienz zu investieren, also beispielsweise in eine Steigerung der Sanierungsrate im Gebäudebereich, um das Wachstum des Gesamt-Energieverbrauchs einzudämmen. Das Forschungsteam untersuchte beide Varianten. Für beide Strategien lassen sich Szenarien entwickeln, in denen die Vorgabe von 34% erneuerbarer Energie erreicht, knapp verfehlt oder übererfüllt wird. Die wirtschaftlichen Folgen all dieser Szenarien wurden untersucht.

Wenn auf Schritte zur deutlichen Erhöhung der Energieeffizienz verzichtet wird, ist eine Erweiterung und Erhöhung von Förderungen für erneuerbare Energie nötig. Die zum Teil beträchtlichen Subventionen würden sich zwar kurzfristig positiv auf den österreichischen Arbeitsmarkt auswirken, ein großer Teil der nötigen Technologie würde aber aus dem Ausland eingekauft werden. Dadurch würde sich die österreichische Leistungsbilanz verschlechtern. Investitionen in Energieeffizienz hingegen bedingen kurzfristig sehr hohe Investitionen, haben aber über einen langen Zeitraum positive ökonomische und „externe“ Umwelteffekte, beispielsweise reduzieren sie den Einsatz von importierten Energieträgern und bringen eine Reduktion der Treibhausgasemissionen und Luftschadstoffe mit sich.

Empfehlung: 36% erneuerbare Energie, mehr Effizienz, Nutzung der Kooperationsmechanismen

„Unsere Empfehlung ist, einen Anteil erneuerbarer Energien von 36% anzustreben, und dabei sowohl auf einen weiteren verstärkten Ausbau von der Erneuerbaren, als gleichzeitig auch auf eine starke Erhöhung der Energieeffizienz zu setzen“, sagt Gustav Resch. „Besonders wenn man langfristige ökonomische Effekte berücksichtigt und auch externe Effekte wie Umwelteinflüsse in die Berechnungen mit einbezieht, stellt sich das als die beste Variante heraus.“ Gleichzeitig könnte Österreich durch Verkauf von erneuerbaren Anteilen an andere EU Staaten bereits vor 2020 Erlöse generieren und zu einer gesamteuropäisch kosteneffizienten Zielerreichung beitragen.

Die Forschungsergebnisse resultierten aus dem Projekt REFLEX, ein Projekt das aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert wurde und im Rahmen des Programms „ACRP“ durchgeführt wurde. http://www.klimafonds.gv.at/

Veranstaltungshinweis:

Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts „Assessing flexibility mechanisms for achieving the Austrian 2020 renewable energy target (ReFlex)“:
„Die Rolle der Kooperationsmechanismen für die Erreichung des österreichischen 2020 Ziels für Erneuerbare Energie“
Technische Universität Wien, Eckert Hörsaal (EI6),
Gußhausstrasse 25, Altes EI, 4.Stock, Stiege X, A-1040 Wien
18. März 2013, 1330-1700
Um Anmeldung wird gebeten unter: Andreas.Tuerk@joanneum.at bzw. +43 316 876-1337
Rückfragehinweis:
Dr. Gustav Resch
Energy Economics Group,
Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe
Technische Universität Wien
Gußhausstrasse 25/370-3, 1040 Wien
gustav.resch@tuwien.ac.at
T: +43-1-58801-370354

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Dr. Florian Aigner Technische Universität Wien

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